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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ist dergleichen noch nie zu Ohren gekommen. Du sagst, der Schaden muß erst vor kurzem verursacht worden sein?«
    »Ja, der Meinung bin ich.«
    »Der Band ist seit längerem von niemandem verlangt worden«, äußerte sich Bruder Faolchair. »Deshalb hatte ich keinen Anlaß, ihn aus dem Regal zu nehmen. Erst als …« Er machte eine Pause, suchte sich zu erinnern, wann das war.
    »Sollen wir vielleicht Bruder Benen befragen, ob er sich an dem Manuskript vergriffen hat?« mischte sich Bruder Eolas gereizt ein.
    »Meinst du, er würde es zugeben, wenn er es getan hätte?« fragte Fidelma sarkastisch.
    |424| »Ich erinnere mich, wer es zuletzt ausgeliehen hat«, tat Bruder Faolchair selbstsicher kund. »Der Ehrwürdige Cináed.«
    »So, der Ehrwürdige Cináed hat dieses Buch also auch benutzt?« fragte Fidelma nachdenklich.
    »Ja, hat er. Das war kurz vor seinem … seinem Tod. Schwester Buan brachte es zusammen mit anderen Büchern, die er ausgeliehen hatte, zurück. Das war nach seinem Begräbnis.«
    »Hat sich vor dem Ehrwürdigen Cináed noch jemand anders den Band geholt?«
    Bruder Faolchair nickte. »Ich bin für die Ausleihe von Büchern zuständig. Und ich versuche mir zu merken, wer sich was holt. Vor dem Ehrwürdigen Cináed war das Schwester Uallann und vor ihr Bruder Cillín. Du weißt ja, nur wenigen ist es erlaubt, Bücher aus der Bibliothek mitzunehmen. Die meisten Mönche und Nonnen müssen sich hier bei uns hinsetzen und lesen. Doch Bruder Eolas hat ein paar …«
    »Ich habe ein paar Ausnahmen gemacht«, fiel ihm der Bibliothekar ins Wort. »Und zwar gelten sie selbstverständlich für unsere großen Gelehrten – und die Ärztin und den Chorleiter, die sind schließlich auch Gelehrte auf ihrem Gebiet.«
    »Und alle vier dieser Ausnahmeberechtigten haben den Band entliehen … Wann etwa? Einer nach dem anderen – innerhalb weniger Wochen?«
    »Ja, ich kann das nur bestätigen«, erklärte Bruder Faolchair. Fidelma bedankte sich kurz bei den Hütern der Bücher und ging hinaus.
    Draußen traf sie Conrí und Eadulf, die schon nach ihr Ausschau hielten.
    »Ich glaube, des Rätsels Lösung werden wir bald haben«, sagte sie heiter. »Suchen wir Abt Erc auf und machen dann Pläne, wie wir diese grausige Geschichte vor der versammelten Klostergemeinschaft aufrollen.

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    |425| KAPITEL 20
    Fidelma hatte Abt Erc gebeten, einen bestimmten Personenkreis aus der Abtei aufzufordern, sich in der
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der Kapelle, einzufinden. Da die Gottesdienste im allgemeinen im Stehen abgehalten wurden, hatte man jetzt eigens Bänke aufgestellt, auch waren die Laternen angezündet. Vor den Bankreihen stand eine weitere Bank, auf der Abt Erc und sein Verwalter Bruder Cú Mara mit dem Blick zu den Versammelten Platz genommen hatten. Daneben saßen Fidelma und Eadulf.
    Die kleine Kapelle faßte die Anwesenden mit Mühe. Auf der einen Seite saßen Conrí, Schwester Easdan mit ihren Gefährtinnen und der gallische Seemann Esumaro. Auf der anderen Seite hatten Schwester Uallann, die Ärztin, die Brüder Eolas und Faolchair sowie Schwester Sinnchéne Platz genommen. Weiter hinten sah man Schwester Buan und Bruder Cillín. Fidelma hatte Abt Erc nahegelegt, auf Slébénes Anwesenheit zu dringen, und der saß nun in der letzten Reihe. Sein Kämpe war nirgends zu sehen, und das beunruhigte Fidelma etwas, obwohl sie es eher als ein gutes Zeichen hätte nehmen können. Die Menge reagierte mit Erstaunen, als der Ehrwürdige Mac Faosma in Begleitung von Bruder Benen den Raum betrat. Normalerweise mied er jede Zusammenkunft, es sei denn, er hielt eine Vorlesung oder leitete eine Disputation. Aber auch in seinem Falle hatte Fidelma den Abt eindringlich gebeten, für seine Anwesenheit Sorge zu tragen.
    Als letzter erschienen Socht und zwei weitere Krieger. Er bedeutete Conrí, daß alles abgesichert sei und nickte Fidelma zu.
    Erst als Fidelma den Abt auffordernd ansah, begriff er, daß ihm die Leitung der Veranstaltung zufiel. Er räusperte sich nervös und sprach rasch ein paar einleitende Worte.
    |426| »Wir sind hier auf Wunsch von Schwester Fidelma zusammengekommen. Wie ihr zweifelsohne alle wißt, ist sie in ihrer Eigenschaft als
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hier.« Er klang mißgelaunt. »Ich brauche euch wohl nicht an die Tragödien zu erinnern, die unsere Abtei heimgesucht haben, wenngleich dank Schwester Fidelma die sechs Mitglieder unserer Gemeinschaft, die man entführt hatte und die wir glaubten nie wiederzusehen, glücklicherweise

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