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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hätte, als Anführer anerkannt zu werden. Er hätte sich mit Waffengewalt an die Spitze der Uí Fidgente setzen können, aber damit hätte er das Volk nur gespalten, und das Ergebnis wäre Krieg. Die Uí Chonaill Gabra würden vor die Brehons ziehen. Die würden sich an Cashel wenden. Cashel würde mit Unterstützung des Hochkönigs intervenieren, denn das Gesetz ist eindeutig. Blutfehden würden die Uí Fidgente spalten … Gruppen von Rächern würden das Land mit einer Schreckensherrschaft überziehen. Es geht nicht an, daß einer, der dem Gesetz nach nicht als Herrscher in Frage kommt, uns seine Herrschaft aufzwingt. Ich gebe unumwunden zu, daß ich ein Unterstützer von Eoganán war, auch von all dem, wofür er einstand. Ich bin der Auffassung, daß die Herrschaft der Eoghanacht von Cashel nicht rechtmäßig ist. Ich bin aber auch der Auffassung, daß das Gesetz und nicht das Schwert regieren soll. Wenn Uaman widerrechtlich die Macht über die Uí Fidgente an sich reißen würde, |432| müßte ich ihn verurteilen. Nur ein Herrscher, der per Gesetz als ein solcher in Frage kommt, kann Donennach die Macht streitig machen.«
    Slébéne grinste zynisch.
    »Wie ihr alle wißt, bin ich der Stammesfürst der Corco Duibhne. Uaman der Aussätzige wurde an meinen Ostgrenzen zwischen den Gebirgspässen gesichtet. Viele Male habe ich versucht, ihn herauszufordern, aber immer ist er mir mit einer List entkommen. Da drüben sitzt Conrí, Kriegsherr der Uí Fidgente. Hier meine Einladung, die gilt: Er möge alle Männer sammeln, die ihm und seinem Fürsten Donennach treu ergeben sind, und mit ihnen die Pässe des Sliabh-Gebirges überschreiten. Gemeinsam werden wir den Aussätzigen zur Strecke bringen.«
    Unter allgemeinem Beifallgemurmel setzte er sich.
    Conrí wollte sich erheben und die Herausforderung annehmen, doch Fidelma wehrte ab. Sie hatte Slébénes Vorschlag seltsam belustigt zur Kenntnis genommen.
    »Gut gesprochen, Slébéne, fürwahr«, pflichtete auch sie den anderen bei, doch ihr Zynismus war für alle unüberhörbar. »Nur weißt du genausogut wie ich, daß man Uaman den Aussätzigen nicht auf den Pässen des Sliabh Mis finden dürfte. Dort irgendwelchen Schatten hinterherzujagen würde lediglich bedeuten, Conrí und seine Männer aus dem Gebiet fortzulocken, wo der Aufstand gegen Donennach vorgesehen ist. Hab ich recht?«
    Sie hatte die Aufmerksamkeit aller, und einen kurzen Augenblick herrschte absolute Stille.
    »Was willst du damit sagen, Schwester Fidelma?« fragte Abt Erc.
    »Was du gerüchteweise in dem Monat vor dem Christfest gehört hast, stimmt. Uaman, Sohn des Eoganán, geriet in den |433| Sog des Treibsands, der seine Inselfestung umgibt. Eadulf war Zeuge, wie er zu Tode kam.«
    Die Stille hielt an. Mit gerunzelter Stirn sah Abt Erc sie an und wußte nicht, was er von all dem halten sollte.
    »Was reden wir dann noch hier lange hin und her? Wenn Uaman tot ist und sein älterer Bruder Torcán auch, dann gibt es doch keinen der Uí Choirpre Áedba mehr, der Anspruch auf die Stellung eines Stammesführers erheben kann!«
    »Wenn Uaman tot ist«, rief Esumaro, »wer ist dann dieser ›Meister‹, der Olcán Befehle erteilt hat?«
    Fidelma blickte zum Ehrwürdigen Mac Faosma.
    »Vielleicht kannst du uns diesbezüglich erhellen?« forderte sie ihn auf.
    Alle drehten sich zu ihm um. Der Ehrwürdige Mac Faosma lehnte sich zurück und sah Fidelma mit wachsendem Erstaunen an.
    »Jetzt wird mir manches klar. Deshalb also hast du dich für die Genealogie interessiert. Eoganán hatte drei Kinder. Nur hilft uns das nicht viel weiter, weil der dritte Name aus dem Stammbaum gelöscht wurde.«
    Auch der Bibliothekar konnte dem Gedankengang folgen.
    »Du hast uns selbst darauf hingewiesen, daß irgend etwas aus dem Blatt mit dem Stammbaum herausgetrennt wurde. War das der Name von Eoganáns drittem Sohn?«
    »Es war der Name von Eoganáns drittem Kind. Dem Kind, das jetzt beabsichtigt, Donennach zu stürzen, weil es die Herrschaft über die Uí Fidgente beansprucht.«
    Überraschtes Geraune ging durch die Reihen, verwundert schaute man sich an.
    »Ich habe eingangs gesagt, daß viele Teilaspekte zu betrachten waren«, hub Fidelma wieder an. »Den Beweggrund |434| für die Geschehnisse habe ich euch genannt. Auch habe ich geklärt, wer hinter all dem stand, entlarvt habe ich die Person jedoch bislang nicht. Wenden wir uns also dem Feststellen der in Frage kommenden Person zu, wobei wir nicht außer acht lassen

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