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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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angegeben?«
    Conrí schüttelte den Kopf. »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Ich schlage vor, daß du Socht zu deinen Kriegsschiffen im Hafen schickst. Er soll Kapitän Tadcán auftragen, Slébénes Leute nicht aus den Augen zu lassen. Er soll Wachposten aufstellen; man weiß nie, ob Slébéne noch andere Überraschungen für uns bereit hält.«
    »Du meinst, er hat weitere Kriegsschiffe in der Hinterhand, die vor der Küste auf der Lauer liegen?«
    »Was sich auf der Seannach-Insel zugetragen hat, dürfte den sogenannten ›Meister‹ in arge Schwierigkeiten bringen.«
    »Meinst du, Slébéne will die Abtei angreifen, weil er in der Sache mit drinsteckt? Was würde er damit erreichen wollen?«
    »Slébéne ist in den Plan eingebunden, Donennach zu stürzen. Das würde Auswirkungen in ganz Muman haben. Ich brauche noch ein wenig Zeit, bis ich das beweisen kann. Sag Socht, er soll zurückkommen, sobald er deine Befehle überbracht hat.«
    Conrí wollte schon loslaufen.
    »Warte!« rief Fidelma. »Wie viele von deinen Kriegern hast du in der Abtei?«
    »Eben nur Socht. Diejenigen, die zusammen mit mir Olcán hergebracht haben, sind zum Schiff zurück. Abt Erc duldet nur einen persönlichen Begleiter für Stammesfürsten, die die Abtei besuchen.«
    Verärgert preßte Fidelma die Lippen zusammen.
    »Dann gib Socht den Auftrag, so schnell und so unauffällig wie möglich zurückzukommen und ein paar deiner Leute mitzubringen.«
    Conrí zögerte. »Rechnest du wirklich damit, daß hier etwas passiert?«
    Fidelma mußte lächeln. »Ja, mein Freund. Etwas wird passieren, |419| und zwar ziemlich bald. Ich hoffe, bevor es soweit ist, weiß ich genug, damit wir uns entsprechend rüsten können. Sobald du Socht deine Anweisungen gegeben hast, such Eadulf und komm mit ihm zu mir. Ich gehe jetzt in die
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    Eadulf hatte viele gute Anlagen, darunter auch eine kräftige Stimme. Doch gut singen konnte er nicht. Gewiß, er sang gern, aber seine Art zu singen, gefiel nicht jedem musikalisch geschulten Ohr.
    Bruder Cillín schlug mit den Händen den Takt, ging durch die Reihen der unter ihren Kapuzen verhüllten Brüder und zupfte zwischendurch auch mal auf seinem
ceis,
um alle im gleichbleibenden Tempo zu halten.
    Eadulf hielt den Kopf gesenkt und versuchte, so gut er konnte, sich in den Gesamtklang einzufügen. Bloß nicht auffallen!
    Bruder Cillín erreichte auch die Reihe, in der er stand. Er blieb stehen und neigte den Kopf zur Seite.
    »Ruhe!« brüllte er plötzlich. Der Gesang der Brüder brach ab.
    Eadulf spürte förmlich, wie die stahlharten Augen des Chorleiters sich auf ihn richteten.
    »Hier gibt es ein Ohr, das kein musikalisches Gehör hat. Da fehlt jede Vorstellung von Intonation.«
    Dem Gemurmel der Brüder war Überraschung und Entsetzen zu entnehmen. Alle drehten sich herum und suchten einen Blick auf den Schuldigen zu werfen.
    »Das kann unmöglich jemand aus dem Endlosen Kreis sein«, rief ein junger Mann vom Ende der Reihe.
    »Des könnt ihr gewiß sein«, verkündete Bruder Cillín mit sarkastischem Unterton. »Ich habe euch alle handverlesen, jeden |420| einzelnen habe ich wegen der Schönheit seiner Stimme ausgesucht und ihn in unseren Kreis aufgenommen, der bald der bedeutendste Chor in den fünf Königreichen Éireanns sein wird. Noch in diesem Jahr werden wir alle Preise beim Treffen in Ost-Muman gewinnen und fürderhin aus jedem Wettstreit im ganzen Land siegreich hervorgehen.«
    Eadulf wurde vor Schrecken heiß und kalt, als ihm aufging, welches Geheimnis er hatte aufdecken wollen. Der Endlose Kreis – das war der harmlose Name von Bruder Cillíns Chorvereinigung!
    Der empörte Musikmeister ließ es nicht dabei bewenden. »Ich habe euch aus vielen Gemeinschaften ausgewählt, und wenn es uns auch nicht gegeben ist, oft zusammen proben zu können, so bin ich doch überzeugt, innerhalb weniger Monate sind wir in der Lage, uns dem ersten Sängerwettstreit zu stellen. Und was muß ich jetzt hören? Eine Stimme, die nicht klingt, kein Gefühl für Musik hat. Wie konnte ich solch eine Stimme auswählen? Aber habe ich sie überhaupt ausgewählt?«
    Jetzt stand Bruder Cillín direkt vor Eadulf. Langsam hob Eadulf den Kopf und blickte ihm in die vor Wut blitzenden Augen. Er lächelte schwach.
    Bruder Cillín betrachtete ihn empört.
    »Ah, der Bruder Angelsachse. Du bist das also? Und der Wunsch, ein Chorsänger zu werden, hat dich so übermannt, daß du meintest, es geht auch, ohne singen zu

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