Tod vor der Morgenmesse
meinte Fidelma nachdenklich. »Ein Schiff aus Gallien.«
Unentschlossen hob Mugrón die Schultern.
»Und das hat sich alles vor ungefähr zehn Tagen abgespielt?«
»Vierzehn Tage dürfte es inzwischen her sein.«
Fidelma seufzte leise und entspannte sich. »Schön, Mugrón, ich will dich nicht länger aufhalten. Wo finde ich dich, wenn ich noch einmal mit dir reden möchte? In deinem kleinen Hafen? An Bhearbha?«
»Du kannst da jeden fragen, die wissen schon, wo ich stecke. Bloß in ein, zwei Tagen muß ich mit einer Ladung in die Bréanainn-Bucht.«
»Ah, das trifft sich gut. Es könnte sein, daß ich und meine Begleiter mit an Bord wollen.«
»Ihr seid mir jederzeit willkommen, Schwester Fidelma.«
Der Kaufmann erhob sich von der Bank und verbeugte sich steif. Er war schon im Fortgehen, da rief Fidelma ihm mit verhaltener Stimme nach: »Übrigens, Mugrón … hab vielen Dank, daß du mich an eine unbeschwerte Zeit in meinem Leben erinnert hast. Meine Kindheit an den Ufern des Suir, die habe ich sehr genossen.«
Freundlich winkte ihr der Händler zum Abschied mit der Hand zu und verließ den Kräutergarten.
Fidelma blieb noch eine Weile sitzen und sann über all das nach, was sie soeben erfahren hatte.
Mit einem Räuspern suchte Bruder Cú Mara die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie schaute auf, und ihr wurde bewußt, daß er und Conrí auf ihre Weisungen warteten.
»Was jetzt, wie weiter, Lady?« erkundigte sich Cú Mara beflissen.
Sie stand auf. »Jetzt suchen wir Bruder Eadulf und werden |94| hören, was er über die blutbesudelten Kutten herausbekommen hat.«
Rasch erklärte sie Conrí, was Eadulf im Waschhaus gefunden hatte.
Bruder Cú Mara ging voran zum
tech-nigid
. Das war ein Holzbau, der praktischerweise gleich an einem Bach stand. Der entsprang einer nahegelegenen Quelle und schlängelte sich durch sanfte Erhebungen, auf denen die verstreuten Gebäude der Abtei lagen. Als sie dort ankamen, erschien Eadulf in der Tür mit den blutgetränkten Kleidungsstücken im Arm.
»Ich weiß jetzt, wem die Sachen gehören«, rief er befriedigt.
»Dann gehen wir und reden mit den Leuten«, erwiderte Fidelma.
»Zuerst müssen wir Bruder Feólaigid aufsuchen«, erklärte Eadulf.
Und schon prustete Bruder Cú Mara los, woraufhin sich alle verwundert nach ihm umdrehten.
»Dich scheint etwas zu erheitern, Bruder«, bemerkte Fidelma kühl. »Laß uns auch mitlachen.«
Der junge
rechtaire
konnte sich nicht beruhigen. »Ich zeige euch, wo Bruder Feólaigid sein Handwerk betreibt«, bot er belustigt an. Leicht verunsichert folgten ihm die drei.
Bruder Cú Mara führte sie in eine abgelegene Ecke des Klostergeländes zu einem Bau, der ebenfalls an einem der kleinen in dieser Landschaft häufigen Bäche stand. Das Holzhaus unterschied sich kaum von dem
tech-nigid
. Die Tür stand weit offen. Beim Näherkommen stieg Eadulf ein Geruch in die Nase, den er sich nicht gleich erklären konnte. Auch waren merkwürdige Schläge zu hören. Es war, als ob jemand Holz hackte, dann wieder, als ob etwas Schweres auf Fleisch klatschte.
»Überzeugt euch selbst, wo Bruder Feólaigid zu Werke |95| geht«, erklärte ihnen der Verwalter und konnte sich dabei das Lachen kaum verbeißen.
Am Eingang angelangt, starrten sie angestrengt ins Innere des Gebäudes. Sie erblickten einen beleibten Mann, der mit einem Beil auf ein geschlachtetes Tier einhieb. Blutspritzer, wohin sie sahen. Der Mann war dabei, mit gut gezielten Hieben ein Schwein zu zerlegen. Ringsum hingen große Schinken und ganze Hälften von Schweinen und Hammeln an Fleischerhaken.
»Bruder Feólaigid ist unser Metzger«, verkündete Cú Mara mit unverhohlener Freude. »Kein Wunder, daß seine Kleidung Blutspuren aufweist.«
Fidelma war verärgert und wollte schon zu einer Strafpredigt ansetzen, wie ungehörig es sei, die Zeit einer
dálaigh
mit solchen Späßen zu vergeuden. Doch bei einem Blick auf Eadulf, der eine empörte Grimasse zog, mußte sie lachen.
»Also schön, Bruder«, meinte sie zum
rechtaire,
»nun hast du deinen Spaß gehabt und dich über uns lustig machen können. Was ist mit der zweiten blutbefleckten Kutte, wem gehört die?«
Man sah Eadulf an, daß er regelrecht aufgebracht war.
»Deine Brüder scheinen hemmungslos dem Verzehr von Schlachtvieh zu frönen«, maulte er. »In Rom betrachtet man Fleischessen als tadelnswerte Schlemmerei.«
Der Hausversorger blieb ungerührt. »Ich habe den Ehrwürdigen Mac Faosma aus einem alten Buch
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