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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gelitten haben, die die alten Zeiten herbeisehnen.«
    »Erklär mir noch einmal, wo eigentlich der Ursprung der Streitigkeiten zwischen den Uí Fidgente und deinem Clan, den Eoghanacht, zu sehen ist.«
    Sie hatten immer noch vor der Tür zur
tech-screptra
gestanden. Jetzt hakte sich Fidelma bei ihm ein und drängte ihn in Richtung
hospitium.
    »Das geht mehrere Generationen zurück. Die Uí Fidgente bestanden darauf, Sitz und Stimme in den Stammesberatungen |115| von Cashel zu erhalten und erhoben Anspruch auf das Königtum. Dem wurde natürlich nicht stattgegeben, und von da an bis zu Eoganán waren sie hinterhältig, haben Verschwörungen angezettelt und sich mehrfach gegen die Eoghanacht von Cashel erhoben.«
    »Das will mir einleuchten«, meinte Eadulf. »Aber soweit ich eure Erbfolgeregelungen kenne, begreife ich nicht, wie sie Anspruch auf das Königtum erheben können, das doch nur innerhalb der Eoghanacht weitergereicht werden kann. Die Sache mit dem Sippenrat oder
derbhfine,
wie ihr ihn nennt, verstehe ich; da wird von drei Generationen aus der Großfamilie des Fürsten der Beste zum Nachfolger gewählt. Ich weiß, daß es nicht so etwas wie die automatische Erbfolge durch den ältesten Sohn wie bei uns in den angelsächsischen Landen gibt. Trotzdem kann ich nirgends erkennen, woher sie den Anspruch auf das Königtum ableiten.«
    »Nichts einfacher als das. Alle Zweige der Eoghanacht können ihre Herkunft bis zu Eoghan Mór, dem bedeutendsten König von Cashel, Sohn des Ailill Olum, wiederum Sohn des Mug Nuadat, zurückverfolgen. Das ist auch der Grund, weshalb man uns die Eoghanacht nennt. Als die Uí Fidgente Aufnahme in den obersten Stammesrat forderten, behaupteten sie, eher ein Recht auf den Thron von Cashel zu haben als die Nachkommen von Eoghan Mór. Sie nahmen für sich in Anspruch, vom älteren Bruder des Eoghan Mór abzustammen, der unter dem Namen Cormac Cas bekannt war. Einige waren so weit gegangen, sich Dál gCais zu nennen, was soviel hieß wie Nachkommen des Cas. Ihr Begehren und die fälschlich aufgestellte Geschlechterfolge, die ihre Barden verkündeten, waren vor vielen Jahren Gegenstand einer eingehenden Erörterung im Rat zu Cashel und wurden am Ende als Schwindel verworfen. Die führenden Weisen im Königreich, |116| unterstützt vom Hochkönig und dem Obersten Brehon als unbefangene Schiedsrichter, stimmten darin überein, daß die Uí Fidgente Nachfahren von den Dáirinne sind, einem südlichen Stamm, der in keiner Weise mit den Eoghanacht verwandt ist.«
    »So weit – so gut. Aber wenn man sich darüber bereits vor Generationen einig war, weshalb gibt es dann noch heute zwischen euren Volksstämmen so viele Streitigkeiten?«
    »Weil die Uí Fidgente nie das Urteil akzeptiert haben, das zu ihren Ungunsten ausfiel. Selbst die, die mit Cashel Frieden geschlossen haben, akzeptieren nicht die Entscheidung und sind darauf aus, die Eoghanacht zu entmachten. Bis heute liefern die Uí Fidgente ihre Abgaben nur, wenn ihnen Gewalt angedroht wird. Keinem Vertreter der Eoghanacht haben sie bisher Zutritt zu ihrem Land gewährt. Und deshalb habe ich versucht, dich davon zu überzeugen, wie ungemein wichtig es war, Conrís Hilfegesuch nachzugeben, als er in eigener Person nach Cashel kam, und mit ihm herzureiten. Es könnte einen Durchbruch bedeuten und einer Befriedung dienlich sein. Vielleicht wird es ein erster Schritt zur Vereinigung des Königsreichs unter Cashel.«
    Eadulf gab einen gedämpften Stoßseufzer von sich.
    »Langsam sehe ich etwas klarer. Trotzdem, es ist ganz schön schwierig, bei all den Machenschaften, die hier im Gange sind, den Durchblick zu behalten.«
    Eine Glocke begann zu läuten.
    »Das hier aber ist nicht schwer zu verstehen. Die Glocke für das
etar-suth,
das Mittagsmahl. Komm, über Machenschaften können wir uns später unterhalten.«

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    |117| KAPITEL 6
    Draußen vor den Räumen des Ehrwürdigen Mac Faosma stand mit verschränkten Armen ein robuster junger Mönch mit dem Rücken zur Tür und versperrte ihnen den Zugang.
    »Er ist nicht gewillt, dich zu empfangen, Schwester, ich habe ausdrückliche Weisung«, erklärte der junge Mann störrisch, nachdem er sich als Bruder Benen, Student und Diener des alternden Gelehrten zu erkennen gegeben hatte.
    Ungehalten wippte Fidelma auf den Zehenspitzen. »Ich mag mich nicht lange herumstreiten, Bruder Benen. Geh und sag dem Ehrwürdigen Mac Faosma, daß ihm vom Gesetz her keine Wahl bleibt; ich bin nicht als fromme

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