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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bekannt.«
    »Dann sollst du auch wissen, warum ich mich mit ihm anlegte. Ich hatte gesehen, wie Cináed aus dem Waschhaus kam. Ich wußte, mit wem er sich dort getroffen hatte und warum.«
    »Und du hast ihm Vorhaltungen deswegen gemacht?«
    »Es war bereits dunkel, und das Abendessen war längst vorüber. Er kam mir auf dem Weg zu seiner Wohnung entgegen, und da habe ich ihn mir vorgenommen. Ich habe ihn dringlich gebeten, diese Liebschaft aufzugeben, sonst sähe ich mich gezwungen, den Abt davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    »Er hat mich ausgelacht … Gelacht hat er!«
    »Was hätte Abt Erc deiner Meinung nach tun sollen?« wollte Eadulf wissen. »Der Ehrwürdige Cináed war kein Kind, einen wie ihn konnte man doch nicht dafür zur Rede stellen, was er in seinem Privatleben machte.«
    »Aber Schwester Sinnchéne ist noch sehr jung. Ich hätte darauf dringen können, sie aus unserer Klostergemeinschaft auszuschließen.«
    »Aha, du hättest sie glatt verstoßen wollen«, bemerkte Eadulf. »Ist das nicht reichlich unchristlich? Diese Beziehung ging doch nur zwei Menschen an. Und weil einer der Partner |203| der schwächere war, wolltest du just den dafür büßen lassen?«
    Schwester Uallann bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick. »Für mich bringt eine solche Beziehung die Abtei in Verruf.« Und an Fidelma gerichtet, stellte sie die Frage: »Muß ich davon ausgehen, daß du als
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etwas derart Ungehöriges billigst? Ungehörig ist es vor dem Auge des Gesetzes und dem Auge Gottes.«
    »Es war nicht statthaft«, pflichtete Fidelma ihr bei, »aller dings gibt es auch da ein paar Grauzonen im Gesetz. Im großen und ganzen hattest du Grund, das Benehmen des Ehrwürdigen Cináed zu mißbilligen. Und in diesem Sinne hast du ihm ja wohl Vorhaltungen gemacht, stimmt’s?«
    »Ja, genau deswegen.«
    »Und wie seid ihr auseinandergegangen?«
    Schwester Uallann runzelte die Stirn. »Wie?«
    »Ich meine, seid ihr im Zorn voneinander geschieden?«
    »Das kann man wohl sagen. Ich bin ihm bis zu seiner Wohnungstür gefolgt. Er hat mich abgewiesen, ich solle mich um meine Apotheke kümmern und Moral und Philosophie denjenigen überlassen, die sich besser darauf verstehen. So und nicht anders waren seine Worte.«
    »In unserem ersten Gespräch hast du durchblicken lassen, daß du nicht gerade ein Freund des Ehrwürdigen Cináed warst. Ich hatte gezielt danach gefragt, ob es an unterschiedlichen Glaubensauffassungen lag. Du aber hast in dem Zusammenhang gemeint, daß dem nicht so war, und ausdrücklich betont, du wärest nur mit seiner politischen Einstellung nicht einverstanden, wenn ich mich recht erinnere.«
    Schwester Uallann tat das achselzuckend ab. »Sein Techtelmechtel verstieß gegen Zucht und Ordnung, nicht gegen den Glauben. Neulich habe ich dir wahrheitsgemäß geantwortet, |204| ich hatte mehr seine weltlichen Schriften im Sinn, seinen Angriff gegen die Leute meines Ehemannes, den Stamm der Uí Fidgente.«
    »Du bist stolz auf die Uí Fidgente, nicht wahr?« warf Eadulf ein.
    »Ähnlich wie du stolz darauf bist, zu den Stämmen der Angelsachsen zu gehören«, fertigte sie ihn hochmütig ab.
    »Um es genauer zu sagen, ich gehöre zu den Angeln im Lande des Südvolks«, berichtigte er sie nachsichtig.
    Sie lächelte. »Eben«, sagte sie leise, als hätte ihre Äußerung eine Bestätigung erfahren.
    »Aber du gehörst doch gar nicht zu den Uí Fidgente«, hielt ihr Fidelma vor. »Du hast selbst erzählt, daß du bei den Corco Duibhne aufgewachsen bist.«
    Schwester Uallann wurde rot. »Als ich meinen Mann heiratete, Gott hab ihn selig, wurde ich eine Uí Fidgente. Dann hat man ihn mir bei Cnoc Áine erschlagen, und ich bleibe eine Uí Fidgente, bis ich mit ihm im Jenseits wieder vereint bin.«
    »Zurück zum Ehrwürdigen Cináed. Du warst mit seinen Lehren nicht einverstanden. Hast du ihn als einen Verräter betrachtet?«
    »Ja. Ist daran etwas verkehrt?«
    »Verkehrt ist daran nichts, solange dein Groll sich nicht in einer gewalttätigeren Form des Protests entlädt.«
    Schwester Uallann preßte die Lippen zusammen. »Es ist kein Verbrechen, auf seinen eigenen Stamm stolz zu sein, und ebenso ist es kein Verbrechen, die Ansichten eines Gelehrten abzulehnen. Viele hier gingen nicht mit Cináed konform … Der Ehrwürdige Mac Faosma zum Beispiel.«
    »Hast du ihn noch einmal gesehen, nachdem ihr euch an jenem Abend getrennt hattet?« erkundigte sich Fidelma.
    |205| »Nein, nur als ich

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