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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gemischten Häuser predigen. Ihnen wäre es lieber, wenn Ard Fhearta ein reines Mönchskloster wird«, bestätigte der junge Mann verdrossen
    Nachdenklich fragte Schwester Fidelma: »Der Ehrwürdige Cináed, der gehörte wohl eher nicht zu denen?«
    Bruder Faolchair grinste und schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich habe einmal mitbekommen, wie er sehr wortgewandt die Edikte des Konzils von Nicäa widerlegt hat. Er war überzeugt, daß das Zusammenleben von Männern und Frauen die von der Natur gegebene Ordnung sei.«
    »Die Beschlüsse des Konzils von Nicäa im Jahre 325 waren nicht für alle Kirchen der Christenheit bindend«, stellte Fidelma klar. »Aber soweit ich mich erinnere, legte das Konzil nachdrücklich fest, daß ein Priester nach seiner Weihe nicht |208| mehr heiraten darf. Wie war das eigentlich mit dem Ehrwürdigen Cináed, hatte der die Priesterweihe empfangen oder nicht? Weißt du, ob er ordiniert war?«
    Bruder Faolchair verneinte das, ohne lange überlegen zu müssen. »Der Ehrwürdige Mac Faosma hat darüber immer wieder höhnische Bemerkungen gemacht«, ergänzte er. »Mac Faosma war zum Priester geweiht und durfte die Sakramente austeilen.«
    »Dann traf die Regel, unter die das Konzil von Nicäa die Priester stellen wollte, auf Cináed nicht zu«, überlegte Fidelma laut. »Weißt du im einzelnen, wie viele Angehörige der Abtei die Priesterweihe empfangen haben und sich somit von denen abheben, die sich für das einfache Klosterleben entschieden haben – wie zum Beispiel Cináed, der hier als Gelehrter wirkte?«
    Der Hilfsbibliothekar sann einen Moment nach.
    »Abt Erc ist natürlich zum Priester geweiht, und wie ich schon sagte, der Ehrwürdige Mac Faosma hat sowohl den Status eines ordinierten Priesters als auch den eines Gelehrten. Ferner Bruder Eolas und Bruder Cillín, beide sind ebenfalls Priester und dürfen das Abendmahl austeilen.«
    »Ich vermute, daß auch Äbtissin Faife die Priesterweihe erhalten hatte.«
    »Und das entgegen den Bestimmungen des Konzils von Laodicea im Jahre 352, so jedenfalls hat sich Abt Erc in meiner Gegenwart ereifert. Ehrlich gesagt, Schwester, ich glaube nicht, daß er die Äbtissin sehr geschätzt hat. Mit Vorliebe hat er immer die Beschlüsse jener Konzile angeführt, die weit weg im hintersten Winkel der Christenheit stattfanden.«
    Wohlwollend klopfte Fidelma dem jungen Mann auf die Schulter. »Du hast mir sehr geholfen, Bruder Faolchair.« Sie lächelte. Ihr wurde bewußt, wie spät es schon war, und plötzlich |209| überkam auch sie die Müdigkeit. Sie würde Schwester Buan ihre Eherechte erklären, sobald es sich ergab. Wenn sie nachweisen konnte, daß sie dem Buchstaben des Gesetzes nach Cináeds Ehefrau war, würde Schwester Buan ohne weiteres Anspruch auf die persönliche Hinterlassenschaft des alten Gelehrten erheben können. Bei einem Gespräch mit ihr ließe sich auch in Erfahrung bringen, ob Schwester Sinnchéne ebenfalls Ansprüche geltend machen konnte.
    Sie reichte Bruder Faolchair die beiden Bände mit den Gesetzestexten. »Das Blatt mit den Notizen des Ehrwürdigen Cináed würde ich irgendwo sicher verwahren. Es könnte eines Tages von Nutzen sein«, riet sie ihm und wünschte ihm eine gute Nacht.
    »Das werde ich gewiß tun. Gute Nacht, Schwester.« Mit einem unterdrückten Gähnen verneigte sich Bruder Faolchair.

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    KAPITEL 10
    Es war einer jener kristallklaren Wintertage mit spiegelglatter, ruhiger See. Nur am Strand war das leise Flüstern der auflaufenden Wellen zu hören. Die Sonne schien bleich und war in dem verwaschenen Pastellblau des Himmels kaum zu erkennen. Hoch oben drifteten einige weiße Wolkenbäusche; sie nahmen sich wie im Gesträuch hängengebliebene Büschel Schafswolle aus. Eine leichte, aber kalte Brise blies aus Nord.
    Fidelma, Eadulf und Conrí mit seinen beiden schweigsamen Kriegern hatten sich an Bord von Mugróns robustem Küstensegler begeben. Das war ein solider, aus Eichenplanken gebauter
serrcenn,
der sich für Fahrten in küstennahen Gewässern gut eignete, für lange Reisen auf den Weltmeeren aber nicht seetüchtig war. Ein halb Dutzend Seeleute bediente die |210| beiden breiten Segel, während Mugrón selbst es vorzog, mit kräftiger Hand die aus Eichenholz gezimmerte Ruderpinne zu führen. Das Schiff war mit Gütern beladen, die im Gebiet der Corco Duibhne eingetauscht werden sollten. Es handelte sich vorrangig um Metallarbeiten aus den Silberminen im Nordland der Uí Fidgente und um

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