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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Stolz. »Er war der Bruder des heiligen Sennin von Inish Carthaigh. Bekannt wurde er als Lehrer von Aidan, der später im Land der Angeln Abt des berühmten Klosters Lindisfarne war.«
    »Und du meinst, die von diesem Seanach gegründete Bruderschaft lebt immer noch auf dem Eiland?«
    »Das vermute ich. Im Sommer gibt es da einen guten Ankerplatz. Nur liegen diese und die anderen Inseln ziemlich tief und sind ganz platt, und die Stürme brausen nur so darüber |213| hinweg«, wußte Mugrón zu berichten. »Das ist mehr ein Nistplatz für Seevögel als ein Aufenthaltsort für Menschen. Austernfischer sind dort zum Beispiel besonders zahlreich.«
    Die Vielzahl kleiner Inseln, von der das Land der fünf Königreiche umgeben war, setzte Eadulf immer wieder in Erstaunen. Und da gerade von Seevögeln die Rede war, merkte er erst jetzt, daß ihnen ein großer Schwarm mit lautem Gekreisch folgte. Tölpel ließen sich reglos von starken Aufwinden tragen und scheuchten laut krächzend Mitbewerber fort, ehe sie in die See hinabstießen und sich die Beute schnappten. Ein kleiner Schwarm Dreizehenmöwen mit schwarzen Flügelspitzen schrie durchdringend »kiti-wääk« und flog in elegantem Schwung auf die Klippen zu, wo sie in Felsnischen und auf Vorsprüngen ihre Kolonien hatten. Ihre von dort herüberdringenden Rufe hörten sich an wie die Schreie von in den Wogen versinkenden Seelen. Plötzlich schirmte Mugrón die Augen mit der Hand ab und zeigte auf ein paar kleine schwarze Flecken, die über die Wellen trippelten, als ob sie auf dem Wasser liefen.
    »Sturmschwalben«, brummte er. »Wahrscheinlich kommt ein Sturm auf«, fügte er hinzu und ließ den alten Aberglauben der Seeleute anklingen, daß diese Vögel Unheil ankündigten.
    Niemand äußerte sich dazu, und eine Weile blieb jeder still in seinen Gedanken versunken, während ihr Boot durch die ruhige See glitt.
    Trotz des strahlend hellen Tages war es sehr kalt. Der helle Sonnenschein erweckte die Illusion schönen Wetters, doch die Wärme fehlte, und das Algenbüschel, das Mugrón am Großmast befestigt hatte, hing schlaff herunter, weil es viel Luftfeuchtigkeit aufgenommen hatte. Das war ein untrügliches |214| Zeichen, daß Regen bevorstand. Fidelma und Eadulf waren froh, über ihrer wollenen Kleidung Schaffellmäntel zu tragen.
    Mugrón murmelte Conrí etwas zu, und der ging zu einem an der Schiffswand befestigten Kasten und beförderte einen Krug zu Tage. Mit dem trottete er zu seinen Männern, die tiefer unten auf dem Welldeck saßen. Fidelma leistete dem Kapitän Gesellschaft. Der stand ruhig an der Ruderpinne und hielt sie lässig mit einer Hand.
    »Geht’s mit deinen Untersuchungen in der Abtei voran?« fragte er. »Es heißt, du bemühst dich, auch die Umstände zu klären, unter denen der Ehrwürdige Cináed gestorben ist. Angeblich bist du sogar der Meinung, der Tod der Äbtissin stehe mit seinem im Zusammenhang.«
    Fidelma schaute dem Kaufmann ins wettergebräunte Gesicht. »Ich komme Schritt für Schritt vorwärts«, erwiderte sie. »Hast du den Ehrwürdigen Cináed gut gekannt?«
    Mugrón hob vage die Schultern. »Nicht gut. Nicht wirklich gut. Ab und zu habe ich mit seiner Gefährtin, Schwester Buan, ein bißchen Handel getrieben. Ich habe ordentliches Pergament und farbige Tinten beschafft, die sie für ihn kaufte. Du darfst nicht vergessen, er war ein angesehener Gelehrter und ich bloß ein einfacher Kaufmann. Aber Schwester Buan, ja, die kenne ich wesentlich besser.«
    »Woher?«
    »Sie verkauft die Gold- und Silberarbeiten, die von den Goldschmieden in der Abtei hergestellt werden. Hin und wieder hat sie mir etliches davon angeboten und jedesmal tüchtig darum gefeilscht. Sie versteht sich aufs Geschäftemachen und ist weithin bekannt dafür, daß sie für die Abtei das Beste herausholt.«
    »Du bist doch mit Land und Leuten hierherum vertraut, |215| Mugrón. Was sagst du zu diesen Mordfällen, wer könnte dahinterstecken?«
    Mugróns Gesicht zeigte keinerlei Regung. »Was man hört, das ist nur Geschwätz, alles nur Gerüchte. Und bloßem Gerede sollte man keine Bedeutung beimessen.«
    »Mal ernsthaft tadeln, mal harmlos schwatzen, alles zu seiner Zeit«, erwiderte Fidelma mit einer geläufigen Redensart.
    Mugrón grinste. »An Sprichwörtern ist immer etwas Wahres dran. Aber was den Ehrwürdigen Cináed betrifft, da fällt mir ein anderes ein: Und ist die Quelle noch so rein, ein wenig Dreck fällt doch hinein.«
    »Was für Dreck hing Cináed denn

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