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Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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mit einem sanften Kuss, bei dem sich unsere Lippen kaum berühren. Genau das, was ich brauche.

    Langsam zieht er mich aus. Einen Moment lang schweift mein Blick von seinem ab hinauf durchs Glasschiebedach, wo die langen Stahlkabel der Brooklyn Bridge über uns am Nachthimmel schweben. Sie schimmern in einem verträumten, gelben Licht, das mich an eine alte Fotografie erinnert, an etwas Schönes und Dauerhaftes.

    An etwas Zeitloses.

71

    Es fällt mir schwer, mich von Michael zu verabschieden, als wir vor meinem Haus halten. Beinahe breche ich in Tränen aus. Noch schwerer fällt es mir, allein in meiner Wohnung zu bleiben. Trautes Heim, Glück allein - mir kommt es so vor, als gälte dieses Gefühl für mein Zuhause schon seit einer Ewigkeit nicht mehr.

    Sobald ich die Tür hinter mir verschlossen - mich eingeschlossen - habe, klingelt das Telefon. Ich will nicht rangehen, doch vielleicht ist es Michael, der es sich anders überlegt hat und doch noch vorbeikommt. Bitte, lass es Michael sein.

    Als ich beim fünften Klingeln abhebe, meldet sich die Vermittlung. »Ich habe ein R-Gespräch von Kristin Burns.« Ich möchte den Hörer wieder auf die Gabel knallen, besinne mich aber eines anderen und nehme das Gespräch an.

    Ich höre meine eigene Stimme. »Helft mir. Bitte helft mir. Jemand soll machen, dass es aufhört!«

    Jetzt knalle ich den Hörer tatsächlich auf die Gabel. Was soll aufhören? Was, in Gottes Namen, ist hier los? Wie kann ich einen Anruf von mir selbst bekommen?

    Die dämliche Beule an meinem Kopf ist eindeutig echt und verfärbt sich bereits dunkellila. Ein Abdeckstift bietet auch keine Rettung mehr, also zupfe ich mir eine Frisur zurecht - ein Pony.

    Ich ziehe mir ein T-Shirt und eine Sporthose an und krabble ins Bett. Eigentlich müsste ich schon schlafen, bevor mein Kopf samt Beule und allem drum und dran aufs Kopfkissen trifft.

    Warum bin ich dann also noch wach?

    Fünf Minuten, zehn Minuten, eine halbe Stunde vergehen, in der ich mich im Bett hin und her wälze. Immer wieder ziehen die vergangenen Tage in meiner Vorstellung vorbei, eine Endlosschleife von Angst und Verwirrung. Der Stress, der in Michaels Armen von mir abgefallen war, steigt langsam wieder in mir auf, bis er mich - wusch - wie eine Welle mit sich reißt.

    Es gibt nur eins, woran ich denken kann.

    Ich springe auf und schnappe mir meine Kamera. Fast schon höre ich Dr. Curley mit seinem kleinen »Füllen-Siedie-Leerstellen-aus«-Spiel. Wenn ich unter Stress stehe, möchte ich.. .

    Ich schließe die Tür meiner Dunkelkammer hinter mir und beginne, den Schnappschuss aus dem Krankenhaus zu entwickeln. Ich brauche mich nicht zu beeilen, da es kaum einen Zweifel gibt, was ich sehen werde. Dr. Curley stand nicht allein im Flur. Ich weiß, dass ich mir das nicht eingebildet habe. Und das gilt für alles andere auch.

    Wenn ich jetzt noch herausfinden könnte, was all das zu bedeuten hat, oder zumindest, wie es passieren konnte …

    Ich halte das fertige Bild vor mir hoch. Es gab eine Zeit, in der ich das Gesicht von Dr. Floyd Magnumsen nicht ansehen konnte, ohne in Tränen auszubrechen.

    Seine Hände waren so kalt. Er trug immer Handschuhe während der Untersuchungen, außer dieses eine Mal. Warum schließt er die Tür ab, dachte ich. Dann war es mir klar: Weil er niemanden wissen lassen wollte, dass er ein Ungeheuer war.

    Anschließend war ich beschämt und verwirrt. Und als mir niemand glaubte, wollte ich sterben.

    Dr. Magnumsen war nicht nur ein angesehener Kinderarzt, sondern auch ein Held … und ich war ein zwölfjähriges Mädchen mit einer »lebhaften« Fantasie. Selbst meine Eltern vermuteten, ich hätte die ganze Sache erfunden. »Bist du sicher, dass du nicht nur die Aufmerksamkeit auf dich lenken willst, Kristin?«, fragte mich meine Mutter. »Bist du sicher, dass das wirklich passiert ist?«

    Doch schließlich meldete sich eine Schülerin der Concord High School. Dr. Magnumsen hatte ihr erzählt, er müsse sie »da unten« nach Beulen abtasten, und es sei in Ordnung, wenn sie dabei angenehme Gefühle habe. Sie hatte ihr Geheimnis vier Jahre lang für sich behalten.

    Doch als sie in der Zeitung über mich las und das Gerede in der Stadt über eine kleine »Lügnerin« hörte, konnte sie nicht länger schweigen. Sie erzählte, was Magnumsen ihr angetan hatte.

    Ich war nicht allein. Ich hatte die Wahrheit gesagt.

    Zwei Tage später stürmte der Vater des Mädchens die Praxis und schoss mit einem Schrotgewehr

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