Todesahnung: Thriller (German Edition)
ist, werde ich die verdammte Tür einschlagen.
Dann höre ich ein Schloss schnappen.
Hinter mir!
Es ist die Tür zu Penleys und Stephens Zimmer.
Lauf!
Ich spurte, so schnell ich kann, zum Treppenhaus, während hinter mir die Tür geöffnet wird. Stephens Stimme hallt durch den Flur.
»Ich weiß nicht, ich sehe nach«, sagt er zu Penley. »Ich habe es auch gehört. Ja, ich sehe nach.«
Wie dämlich von mir! Ich war viel zu laut.
Hektisch stoße ich die Tür zum Treppenhaus auf. Hat er mich gesehen? Würde er mich von hinten erkennen? Oder von vorn?
Ich will nach unten rennen, als mich mein Instinkt in die entgegengesetzte Richtung lenkt. Nach oben! Los!
Also renne ich nach oben. Auf halbem Weg zum nächsten Stockwerk drücke ich mich gegen die Wand, wo mich Stephen hoffentlich nicht sieht. Den Atem anhaltend, lausche ich.
Er rennt die Treppe nach unten. Ich lag richtig mit meinem Instinkt.
Auf Zehenspitzen schleiche ich zum Geländer und werfe einen raschen Blick nach unten, wo ich Stephens Kopf sehe. Auch seine nackten Schultern sind zu sehen. Er hat nur ein Handtuch umgebunden.
Er rennt immer weiter nach unten, weil er wahrscheinlich davon ausgeht, dass ich die Eingangshalle angepeilt habe.
In dem Moment höre ich sie. Die Stimme, die ich so gern hasse.
»Schatz?«, ruft Penley. »Wo bist du?«
Er bleibt abrupt stehen. Penley muss ihn gut um ihren kleinen Finger gewickelt haben.
»Ich bin hier unten«, ruft er zurück.
»Wer hat diesen Lärm im Flur gemacht?«, fragt sie weiter.
»Das will ich doch gerade herausfinden.«
»Oh, ich verstehe. Dann rennst du also lieber halbnackt durchs Hotel, statt mit mir zu schlafen? Gut, in Ordnung.«
Das ist Penley, wie sie leibt und lebt. Und bevor man »geile Ratte« sagen kann, rennt Stephen die Treppe schon wieder hinauf.
Es ist ein Wunder.
Gelobt sei unsere Stängli.
82
»Wo bist du?«, fragt er.
»Vor dem Falcon Hotel«, wiederhole ich. »Du musst sofort herkommen. Ja, lass alles stehen und liegen.«
Rasch erkläre ich, warum.
»Ich bin gleich da«, verspricht Michael. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
»Keine Sorge, werde ich nicht.«
Und das tue ich nicht. Ich sitze auf einem Hocker in einem Café auf der anderen Straßenseite mit perfektem Blick auf den Hoteleingang. Die rote Markise wird nur hin und wieder von einem vorbeifahrenden Bus oder Lieferwagen verdeckt. Nachdem mir Stephen ins Treppenhaus gefolgt war, hatte ich keine Lust mehr, mich noch weiter in dem Hotel aufzuhalten. Außerdem haben das Hotel und ich eine gemeinsame Vergangenheit. Die ersten Tage der armen, kleinen Kristin in New York. Für sich genommen eine Horrorgeschichte. Aber die müsste ich ein andermal erzählen.
Ein Bild kann tausend Worte ersetzen, doch Michael mit eigenen Augen Penleys Affäre in - vor allem nacktem - Fleisch und Blut sehen zu lassen, hat seinen eigenen Reiz.
Allerdings muss er hier sein, bevor sie das Hotel verlassen. Was heißt, ich ändere meine Meinung zu einer Sache: Ich hoffe, Stephen macht Sex wie Sting … an einem seiner besten Tage.
Als Michael zwanzig Minuten später ins Café stürmt, blicken die Latte-Macchiato-Trinker von ihren Klapprechnern auf.
»Was glotzt ihr so?«, sagt Michaels Gesichtsausdruck. »Schreibt weiter eure dummen Drehbücher, die nie genommen werden!«
»Sind sie noch drin?«, fragt er mich und nickt in Richtung des Hotels.
»Ja, Gott sei Dank«, antworte ich.
Sein Stirnrunzeln ist eindeutig - »Gott sei Dank« ist nicht der passende Ausdruck. So sehr er Penley auch auf frischer Tat ertappen möchte, die Aussicht darauf missfällt ihm.
Eigentlich ist er völlig fertig und droht überzuschnappen, ein Zustand, den ich bei ihm nicht erleben möchte.
Seine Zweifel mir gegenüber, der »verrückten Kristin«, hat er völlig abgelegt. Er weiß, ich habe Recht, und was ich erzählt habe, entspringt nicht meiner Fantasie.
Er bittet mich, alles noch einmal von vorn zu erzählen, angefangen damit, dass ich Penley zur Schule gefolgt bin, bis zu dem Moment, als ich ihn in seinem Büro angerufen habe. »Ich will alle Einzelheiten wissen, Kris«, verlangt er. Die bekommt er. Einschließlich ihrer Zimmernummer.
Eine Sache lasse ich natürlich aus, und zwar das andere Zimmer und die Musik. War wirklich niemand in diesem Zimmer? Lief dort überhaupt Musik?
Michael zieht seinen Ärmel nach oben und blickt auf die Uhr. »Wie lange ist das her?«
»Etwa eine Stunde.« Ich blicke nach
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