Todesbraeute
nicht alles.« Sein Arm schlang sich fester um ihre Taille. »Du wirst toben, und ich kann es dir nicht verübeln. Bitte denk nur daran, dass ich zu dem Zeitpunkt das Richtige habe tun wollen.«
Stirnrunzelnd rollte sich Alex herum, um ihn anzusehen.
»Was?«
Er seufzte. »Das Detail ist in keinem Zeitungsartikel aufgetaucht, und es ist uns gelungen, es zurückzuhalten. Aber zwei von drei Leichen, die wir im Graben gefunden haben, hatten um den großen Zeh ein Haar gewickelt. Diese Haare sind mindestens zehn Jahre alt.« Seine Brust hob und senkte sich. »Und die DNS passt exakt zu deiner.« Alex sah ihn verblüfft an. »Zu meiner? Aber woher weißt du das? Du hast doch gar kein Haar von mir zum Vergleich.«
Er schloss die Augen. »Doch, habe ich. Weißt du noch, als du am Dienstag mit Ed zu Baileys Haus wolltest und ich dir beim Küssen >versehentlich< ein paar Haare ausgerupft habe?«
Alex presste die Kiefer zusammen. »Das war also Absicht. Warum? Warum hast du mich nicht einfach danach gefragt?«
»Weil ich dir keine zusätzlichen Sorgen bereiten wollte. Ich wollte dir nicht ...«
»Weh tun, ich weiß.« Sie schüttelte den Kopf. »Daniel ...«
Sie hätte wütend sein sollen, aber er sah so zerknirscht aus, dass jeder Ärger verpuffte. »Ach, nicht so schlimm. Es ist schon in Ordnung.«
Er schlug die Augen auf. »Wirklich?«
»Ja. Du wolltest das Richtige tun. Mach's einfach nicht wieder, okay?«
»Okay.« Er zog sie wieder an sich und löschte das Licht. »Komm, schlafen wir endlich.«
Sie schmiegte sich an ihn. Doch plötzlich verstand sie, was seine Worte wirklich bedeuteten, und trotz der Wärme, die er ausstrahlte, wurde ihr kalt. »Er hat Haare von ihr«, flüsterte sie. »Ja.«
Angst machte sich in ihrer Magengrube breit. »Woher hat er sie, Daniel?«
Er schlang seinen Arm beschützend um ihre Taille. »Das weiß ich noch nicht. Aber ich finde es heraus.«
Donnerstag, 1. Februar, 2.30 Uhr
»Bailey«, flüsterte Beardsley. »Sind Sie am Leben?« Bailey atmete flach ein und aus. »Ja.« »Haben Sie ihm noch etwas gesagt?«
»Ich weiß nichts mehr, was ich ihm sagen könnte.« Ihre Stimme brach, und sie schluchzte.
»Sch. Nicht weinen. Vielleicht hat Alex ihn nur gut versteckt.«
Bailey versuchte, ihren Verstand zum Funktionieren zu bringen. »Das habe ich ihr gesagt. In dem Brief.« »Brief? Sie haben ihn ihr geschickt?«, murmelte er. »Nach Ohio? Wann?«
»An dem Tag, als er mich entführt hat. Donnerstag.« »Dann hat sie ihn vielleicht nicht mehr bekommen. Sie war am Samstag schon hier.«
Bailey zog angestrengt die Luft ein. »Also weiß sie vermutlich nichts von dem Schlüssel.«
»Wir müssen uns Zeit erkaufen. Falls er Sie noch einmal fragt, sagen Sie, Sie hätten ihn nach Ohio geschickt. Falls sie dort suchen, kann ihr nichts passieren. Verstehen Sie?« »Ja.«
Dutton, Donnerstag, 1. Februar, 5.30 Uhr
Er fuhr langsam an Alex Fallons Bungalow vorbei. Das gelbe Absperrband der Polizei klebte über ihrer Eingangstür. Hatten die Arschlöcher, die vor zwei Tagen versucht hatten, sie plattzufahren, schließlich doch Erfolg damit gehabt, sie auszuschalten? Hoffentlich nicht. Er brauchte sie lebend, denn er wollte sie selbst töten. Andernfalls konnte er den Kreis nicht schließen, und das wäre eine verdammte Schande.
Er rollte im Schneckentempo weiter, um zu tun, wofür er bezahlt wurde. Ein paar Türen weiter humpelte die alte Violet Drummond über ihre Auffahrt, und er reichte ihr die Zeitung durchs Fenster. »Morgen, Mrs. Drummond.« »Morgen«, antwortete sie.
»Was ist denn da nebenan passiert? Im Bungalow?« Sie schürzte die Lippen, als habe sie in eine Zitrone gebissen. »Einbruch. Da hat einer randaliert, alles kaputt gemacht und den Hund vergiftet. Aber ich wusste ja gleich, dass die Tremaine nur Ärger macht. Sie wäre besser gar nicht erst hergekommen.«
Er sah durch den Seitenspiegel zum Bungalow zurück. Jemand hatte die Hosen voll. Innerlich grinste er. Äußerlich blickte er besorgt drein. »Ja, Ma'am. Einen schönen Tag noch, Mrs. Drummond.«
Er fuhr davon, froh, dass Alex Fallon noch lebte, aber verärgert, dass sie nun wahrscheinlich noch wachsamer war - und nicht mehr so günstig auf der Main Street wohnte. Aber er wusste, wo sie zu finden war. Sie und Vartanian waren ja förmlich unzertrennlich. Aber bald würde er Vartanian begegnen, und dann konnte er sich Alex holen.
Zunächst musste er aber seine Arbeit erledigen und ein wenig schlafen.
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