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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Gott, sie brauchte einen Schuss. Und Hope braucht dich. Sie biss die Zähne zusammen. »Ich bin bereit.« Sie beobachtete, wie er den Dreck wegschaufelte, den er in den letzten Tagen gelockert hatte, bis ein Loch entstand, das kaum groß genug für Hope war. »Da passe ich nicht durch.«
    »Sie müssen. Wir haben keine Zeit mehr, noch weiter zu graben. Rollen Sie sich auf den Bauch und schieben Sie die Füße hindurch.« Sie tat es und spürte, wie er zu ziehen begann, und das nicht besonders sanft. »Tut mir leid. Ich will Ihnen nicht weh tun.«
    Sie hätte beinahe gelacht. Er zog, drehte sie hierhin und dorthin, packte endlich ihre Hüften, drehte sie wieder, damit sie hindurchpasste, doch als er an ihren Brüsten angelangt war, hielt er inne. Bailey verdrehte die Augen. Sie lag auf dem Bauch, halb hier, halb drüben, war verdreckt und stank wahrscheinlich erbärmlich, und er legte ausgerechnet jetzt ein gewisses Maß an Prüderie an den Tag. »Ziehen Sie schon«, flüsterte sie. Eine Hand fuhr unter ihren Körper, die andere über ihren Rücken, dann hatte er ihre Schultern erreicht und zog wieder. Es tat weh. »Drehen Sie das Gesicht zur Seite.«
    Sie tat es, und er half ihr, sich hindurchzuwinden, ohne Erde und Staub in Mund und Nase zu bekommen. Und dann, endlich, war sie auf seiner Seite der Wand. Und sah ihn zum ersten Mal. Dass auch er sie zum ersten Mal sah, war etwas, an das sie lieber nicht denken wollte. Sie blickte zu Boden, weil sie sich schämte. Aber er legte ihr sanft einen Finger ans Kinn. »Bailey. Lass dich ansehen.«
    Schüchtern hob sie erst den Kopf, dann den Blick. Und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Unter all dem Schmutz und dem verkrusteten Blut war er der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Er lächelte, und seine Zähne wirkten blitzend weiß in seinem schmutzigen Gesicht. »Ich bin gar nicht so übel, nicht wahr?«, sagte er in gutmütigem Spott, und da brachen die Tränen, gegen die sie eben noch angekämpft hatte, endlich hervor. Er zog sie auf seinen Schoß und in seine Arme und wiegte sie, wie sie es so oft mit Hope getan hatte. »Sch«, flüsterte er. »Weine nicht, Kleine. Wir haben es bald geschafft.« Doch da sie sicher war, dass sie sterben würde, brachte sie das nur noch mehr zum Weinen, denn nun würde sie nie wieder eine Chance bekommen, ihm oder jemand anderem zu zeigen, was aus ihr hätte werden können.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, flüsterte er. »Es geschieht etwas. Sie scheinen hier wegzuwollen. Mach die Augen zu.« Sie tat es, und er wischte ihr die Tränen mit dem Daumen ab. Dann zog er sie wieder an sich und hielt sie fest.
    »Was immer geschieht«, murmelte sie. »Danke.« Er hob sie von seinem Schoß und stand auf. Trotz allem, was er durchgemacht hatte, wirkte er stark und aufrecht. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Sie erhob sich auf zitternde Beine. »Was sollen wir tun?« Er lächelte wieder, diesmal anerkennend. Seine Augenfarbe war von einem warmen Braun. Daran würde sie sich erinnern, was auch immer geschah. Er reichte ihr einen Stein, etwa zehn Zentimeter lang, die Kanten messerscharf. »Das ist für dich.«
    Sie starrte ungläubig darauf. »Hast du das gemacht?« »Gott hat den Stein gemacht. Ich habe ihn nur zurechtgefeilt. Behalte ihn und lass ihn nicht los. Vielleicht brauchst du ihn, wenn wir getrennt werden.« »Was hast du vor?«
    Er ging zu einem Winkel seiner Zelle und wischte dort Dreck beiseite, bis ein ähnliches Steinwerkzeug zum Vorschein kam, nur dreimal größer als ihres. »Hast du überhaupt geschlafen?«, fragte sie, und er lächelte wieder. »Hier und da ein Nickerchen.« In den nächsten Minuten zeigte er ihr, wo und wie man am meisten Schaden anrichtete, wenn man einen Angreifer mit dem scharfen Werkzeug attackierte.
    Dann krachte im Flur eine Tür zu, und ihr Blick flog zu seinem. Er sah grimmig und entschlossen aus, und plötzlich hatte sie mehr Angst denn je. »Er kommt«, flüsterte sie entsetzt.
    Beardsley strich ihr über den Arm. »Dann kommt er eben. Wir sind bereit. Oder?« Sie nickte.
    »Leg dich da hinten in die Ecke. Versuch, so groß wie möglich auszusehen. Er soll meinen, du seiest ich.« »Dazu brauchte es zwei von meiner Sorte«, sagte sie, und auf seinen Lippen erschien ein kleines Lächeln. »Eher drei. Bailey, du kannst nichts falsch machen. Und wenn ich dir einen Befehl gebe, gehorchst du, ohne zu fragen. Verstehst du mich?«
    Er kam nun näher, öffnete irgendwo eine Tür, und ein

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