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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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waren, hatten nebenan in Chinatown spät in der Nacht Dim Sum gegessen, sich im Neonkitsch der Girly Bars und in Pornobuchläden amüsiert. Das Viertel hatte sich wahrscheinlich seitdem stark verändert, doch er würde es zumindest noch in den Grundzügen wiedererkennen. Was ihm einen Vorteil verschaffen würde.
    »Wie wär’s mit dem in North Beach?«, fragte er. »Broadway Ecke Columbus. Soundso Motor Inn, wenn es noch existiert. Blaues Gebäude, jede Menge Glas?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Sarah.
    »Wieso, was stört Sie daran?«
    »Es ist die letzte Absteige, das stört mich daran. Wer da wohnt, ist verdammt übel dran.«
    »Haben Sie’s immer noch nicht geschnallt? Sie
sind
verdammt übel dran.«
    »Aber nicht
so
übel.«
    Alex sagte: »Wie wär’s mit dem Four Seasons?«
    Ben wusste nicht mal, dass es in der Stadt ein Four Seasons gab. Das musste neu sein. »Wo ist das?«, fragte er.
    »South of Market«, sagte Sarah.
    Ben schüttelte den Kopf. Das war für seine Zwecke zu weit ab. »Nicht gut. Alex hat bis gerade eben noch in einem Four Seasons gewohnt. Ich will keine Muster.«
    »Na schön«, sagte Alex. »Dann das Ritz-Carlton.«
    »Meine Güte, ihr zwei habt einen teuren Geschmack. Ihr solltet ein Buch schreiben. Fünf-Sterne-Hotels zum Untertauchen. Du kennst nicht zufällig den Manager da, oder?«
    »Nein, ich hab noch nie da gewohnt.«
    Eigentlich würde das Ritz-Carlton hinhauen. Es lag am Rand von Chinatown, nur eine halbe Meile entfernt vom Zentrum von North Beach.
    Sie fuhren hin. Während Alex und Sarah in der Lobby mit Marmorboden und Orientteppichen warteten, nahm Ben mit einer Kreditkarte, die auf einen der Namen, unter denen er reiste, ausgestellt war, zwei miteinander verbundene Zimmer im vierten Stock. Er bat um zwei Kartenschlüssel für jedes Zimmer und gab Sarah einen.
    »Das Geld kriegst du zurück«, sagte Alex zu ihm.
    »Das will ich hoffen«, sagte Ben.
    Die Zimmer waren der pure Luxus – hohe Decken, schwere Vorhänge, gemusterte Teppiche, elegante Möbel. Eine schöne Aussicht auf den Coit Tower und auch auf die Bucht.
    »Es läuft folgendermaßen«, sagte Ben zu ihnen. »Alex und ich nehmen dieses Zimmer. Sarah, Sie haben das Zimmer nebenan. Ich gehe ein paar Vorräte besorgen und überprüfe die Namen der Russen. Ihr zwei macht euch an Obsidian.«
    Sarah sagte: »Irgendwann brauch ich mal ein paar Klamotten.«
    »Darum kümmern wir uns später«, sagte Ben. »Sehen wir erst, wie wir heute vorankommen.«
    »Geben Sie mir zehn Minuten«, sagte Sarah zu Alex und verschwand durch die Verbindungstür in ihr Zimmer.
    Sobald die Tür geschlossen war, sagte Ben: »Ich trau ihr nicht.«
    »Was?«
    »Irgendjemand hat gewusst, wo die geklauten Akten aufbewahrt wurden.«
    »Ja schon, aber du hast doch selbst gesagt –«
    »Es ist eine Frage von Wahrscheinlichkeit. Wir müssen bei ihr auf der Hut sein.«
    »Ben, du hörst dich vollkommen paranoid an.«
    »Danke für das Kompliment. Pass auf: Ich werde ein Handy nur für dich besorgen, damit wir beide sicher kommunizieren können. Solange ich weg bin, häng das Nicht-stören-Schild draußen an die Tür und schließ ab. Wenn jemand klopft, mach nicht auf.«
    »Und wenn das nichts nützt?«
    Ben griff nach hinten zum Hosenbund und zog seine Zweitpistole aus dem Holster. Er stand auf und zeigte Alex die Waffe. »Hast du schon mal mit so was geschossen?«
    Alex’ Augen weiteten sich. »Nein, natürlich nicht. Wie käm ich dazu?«
    »Es ist ganz einfach. Das ist eine Glock 26. Neun Millimeter, was ein relativ kleines Kaliber ist, aber dafür ist die Pistole auch relativ leise. Allerdings wird sie sich für dich wie eine Kanone anhören. Du musst sie nicht extra entsichern. Es ist schon eine Patrone in der Kammer. Einfach auf das Ziel richten und abdrücken. Behalt sie in der Tasche und spiel nicht mit ihr rum. Das ist alles.«
    Alex nickte beklommen. Die traurige Wahrheit war, bis Alex den nötigen Mumm aufbringen würde, sie zu benutzen, wäre es vermutlich schon zu spät. In der Ausbildung ging es mindestens ebenso sehr um die mentale Bereitschaft wie um körperliches Geschick. Aber was blieb ihm anderes übrig? Er konnte Alex nicht völlig schutzlos zurücklassen.
    »Finger weg vom Abzug und Abzugbügel, bis du schussbereit bist«, sagte Ben. »Richte die Pistole niemals auf irgendwas, wenn du nicht bereit bist, drauf zu schießen. Du machst das schon.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Alex.
    »Glaub mir, du fühlst dich

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