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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Versicherungen zu glauben, daß sie in Santa Barbara in Sicherheit waren, aber jetzt kroch die Furcht aus ihrem Unterbewußtsein empor und nahm wieder von ihr Besitz.
    Als wäre das ein Omen erneuter Gefahr, verschlechterte sich das Wetter wieder. Der Himmel begann sich mit schwarzen Wolken zu überziehen.
    Sie fanden einen Supermarkt, und während sie ihre Einkäufe tätigten, ging Joey vor ihnen durch die Gänge. Ge wöhnlich pflegte er herumzutollen und ihnen beim Einkaufen zu helfen. Heute bewegte er sich langsam und studierte die Regale ohne Interesse.
    Als der Junge weit von ihnen entfernt war, sagte Charlie leise: »Gestern nacht hat man meine Büros angezündet.«
    »Angezündet?« sagte Christine. Plötzlich überkam sie Übelkeit. »Sie meinen, verbrannt?«
    Er nickte, nahm ein paar Dosen mit Mandarinen von einem Regal und legte sie in den Einkaufswagen. »Alles zerstört. Möbel, Geräte, sämtliche Akten.« Er hielt inne, während zwei Frauen mit Einkaufswagen an ihnen vorbeigingen. »Die Akten waren in feuersicheren Schränken, aber je mand hat die Schubladen geöffnet, sämtliche Papiere herausgezogen und Benzin darüber geschüttet.«
    »Aber hat man denn in einer Branche wie der Ihren keine Alarmanlage?« fragte Christine schockiert.
    »Zwei Systeme, unabhängig von einander, beide mit Notstromaggregaten, falls es zu Stromausfällen kommt«, sagte Charlie.
    »Aber das klingt doch narrensicher.«
    »Mhm, das hätte es sein sollen. Aber irgendwie sind ihre Leute durchgekommen.«
    Christine hatte das Gefühl, sie müßte sich jeden Augenblick übergeben. »Sie meinen, es war Grace Spivey.«
    »Das meine ich nicht, das weiß ich. Sie haben noch nicht alles gehört, was gestern nacht passiert ist, aber selbst wenn es nur das gewesen wäre, würde ich wissen, daß es Grace war, weil daran so viel, so viel Verzweiflung ist, und sie muß im Augenblick wütend und verzweifelt sein, weil wir ihr entwischt sind. Sie weiß nicht, wo wir sind, kann nicht an Joey heran, also schlägt sie zu, wo sie kann, schlägt wie eine Irre um sich.«
    Sie erinnerte sich an den Henredon-Schreibtis ch in seinem Büro, die Martin-Green-Gemälde und sagte: »Oh, verdammt, Charlie, es tut mir so leid. Meinetwegen haben Sie Ihr Büro verloren und alle...«
    »Das kann man ersetzen«, sagte er, obwohl sie spürte, daß der Verlust ihm wehtat. »Die wichtigen Akten sind mikroverfilmt und an anderer Stelle verwahrt. Die kann man wieder aufbauen. Neue Büros können wir auch finden, die Versicherung deckt fast alles ab. Es geht nicht um das Geld oder die Belastung, die mich stören würden. Es ist nur, daß meine Leute jetzt ein paar Tage, bis Henry wieder alles organisiert hat, sich nicht um Grace Spivey kümmern können
    - und wir haben sie auch nicht als Stütze hinter uns. Für den Augenblick stehen wir ziemlich auf eigenen Füßen.«
    Und das war ein beunruhigender Gedanke.
    Joey tauchte mit einer Dose Ananas auf. »Kann ich die haben, Mama?«
    »Aber sicher«, sagte sie und legte die Dose in den Wagen. Wenn sie damit auf sein kleines finsteres Gesicht ein Lä cheln hätte zwingen können, hätte sie ihm sogar erlaubt, ein ganzes Paket Marzipan oder sonst irgend etwas zu kaufen, was sie normalerweise nicht erlaubte.
    Joey zog wieder ab, um den Rest der Reihe vor ihnen zu erforschen.
    Also meinte Christine zu Charlie gewandt: »Sie erwähnten, daß gestern nacht noch etwas passiert ist...«
    Er zögerte und legte zwei Dosen Apfelkompott in den Wagen. Dann sagte er mit besorgter und zugleich Mitgefühl ausdrückender Miene: »Ihr Haus ist auch angezündet worden.«
    Im gleichen Augenblick und ohne es eigentlich bewußt zu wollen, fing sie an, das, was sie verloren hatte, zu katalogisieren, die sentimentalen und die wirklich wertvollen Dinge, die dieser Akt der Brandstiftung ihr entrissen hatte: alle Fotografien, die Joey als Baby zeigten, der Orientteppich im Wohnzimmer, der fünfzehntausend Dollar gekostet hatte und der erste wirklich wertvolle Gegenstand gewesen war, den sie besessen hatte, das erste, was sie sich geleistet hatte, nach all den Jahren der Selbstverleugnung, die ihre Mutter von ihr verlangt hatte, Fotos von Tony, ihrem lange verstorbenen Bruder, ihre Sammlung von Kristallgegenständen...
    Einen schrecklichen Augenblick lang wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen, aber dann kam Joey wieder zurück und sagte, das Molkereiregal sei am Ende dieser Reihe, und er hätte gerne Hüttenkäse zu seinen Ananasringen. Und in

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