Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
tat, würde er am Ende sterben — ebenso wie Christine und Joey.
    Das Fadenkreuz ruhte auf Spiveys Stirn.
    Charlie drückte den Abzug, aber er zog ihn nicht ganz durch, weil er damit den Karabiner ein wenig aus dem Ziel bewegen würde; also ließ er den Abzug dicht vor dem Druckpunkt niedergedrückt, bis das Fadenkreuz wieder im Ziel war, und drückte erst dann ab. Der Schuß löste sich, und er zuckte, aber nicht in Erwartung der Explosion, sondern nur in einer verzögerten Reaktion darauf, zu einem Zeitpunkt, wo es bereits zu spät war, daß die Kugel davon abgelenkt wurde, denn sie hatte den Lauf bereits verlassen. Man mußte um jeden Preis vermeiden, daß man zu früh zuckte, und ein Abdrücken in zwei Etappen täuschte das Unterbewußtsein immer ein wenig, gerade soviel, daß der Explosionsknall eine leichte Überraschung war.
    Es gab noch eine Überraschung, eine schlimme, als er glaubte, er sähe Spivey sich nach vorne beugen, nach etwas greifen, ihr Profil in dem Augenblick senkend, als er den Schuß abgab. Als er jetzt die Waffe erneut auf sie richtete, konnte er sie nicht sehen, und das bedeutete, daß er sie entweder getroffen hatte und sie unter der Windschutzscheibe zusammengebrochen war — oder daß sie sich wirklich im allerletzten Augenblick vorgebeugt hatte, daß das Schicksal sie gerettet hatte und sie sich jetzt außer Schußweite geduckt hielt.
    Er richtete sofort seine Waffe auf einen der anderen.
    Einen Mann, der neben dem Jeep stand. Sich einfach als Reaktion auf den Schuß herumdrehte. Jemanden, der nicht die Gabe blitzschneller Reaktion besaß, der verwirrt war, die Gefahr noch nicht ganz erfaßt hatte.
    Charlie feuerte. Diesmal hatte er getroffen, denn sein Ziel flog rückwärts und blieb ihm Schnee liegen, tot oder tödlich verwundet.
    Christine hatte inzwischen das Ende des Weges erreicht und war außer Sichtweite der Leute auf der Wiese aus dem Schutz des Waldes hervorgetreten, als sie einen Schuß hörte. Sie wollte zu Charlie zurück, wollte dort sein, ihm helfen und wußte doch, daß da nichts war, was sie für ihn tun konnte. Sie hatte nicht einmal die Zeit, sich umzusehen. Vielmehr verdoppelte sie ihre Anstrengung, keuchte, versuchte leichtfüßig auf dem Schnee zu gehen und brach doch wegen ihrer Hast durch die Kruste, suchte verzweifelt nach vom Wind freigewehten Stellen, wo sie schneller vorankommen würde.
    Aber was war, wenn Charlie etwas zustieß? Was, wenn er nicht zu ihr und Joey zurückkehrte?
    Sie war kein Mensch, der dem Leben im Freien viel abgewinnen konnte, und würde nicht wissen, wie man es anstellen mußte, in dieser Winterwüste zu überleben. Wenn sie die Hütte ohne Charlie verlassen mußten, würden sie sich in der Wildnis verlaufen und dort entweder verhungern oder erfrieren.
    Und dann, als hätte die Natur sich vorgenommen, Christines Angst auf die Spitze zu treiben, gleichsam als wollte sie sich über sie lustigmachen, begannen die Schneeflocken wieder aus dem Himmel herabzutanzen.
    Als der erste Mann getroffen wurde und zu Boden ging, suchten einige der anderen neben dem Jeep Deckung. Aber zwei Männer rannten auf die Schneemobile zu, so daß sie perfekte Zielscheiben darstellten. Charlie zielte auf einen von ihnen. Auch dieser Schuß traf sein Ziel, erfaßte den Mann an der Brust, warf ihn über eines der Schneemobile, und als er gleich darauf in eine Schneewehe sank, blieb er dort reglos liegen.
    Der andere Mann ließ sich fallen und bot damit kein Ziel mehr. Charlie feuerte trotzdem. Er konnte nicht sagen, ob er diesmal getroffen hatte, weil sein Opfer jetzt von einem Schneehaufen verdeckt war.
    Er lud nach.
    Er fragte sich, ob es unter den Leuten dort unten Jäger oder ehemalige Soldaten gab, die genügend Erfahrung hatten, um seine Position bereits ausgemacht zu haben. Er überlegte, ob er sich einen neuen Standort am Waldrand suchen sollte, und wußte, daß die Schatten, die die Bäume warfen, ihm vermutlich Deckung bieten würden. Aber er nahm an, daß die meisten von ihnen in so etwas ohnehin nicht erfahren waren, nicht auf Guerrillakrieg vorbereitet waren, also blieb er, wo er war, und wartete darauf, daß einer von ihnen einen Fehler machte.
    Er brauchte nicht lange warten. Einer von den Leuten, die beim Jeep Deckung gesucht hatten, war neugieriger, als für ihn gut war. Als eine halbe Minute verstrichen war, ohne daß Schüsse gefallen waren, richtete der Zwielichter sich auf, sah sich um, immer noch halb geduckt, bereit, sich gleich wieder

Weitere Kostenlose Bücher