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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Motive zu zerbrechen. Gleich am Morgen hatte er eine Besprechung mit seinem Vorgesetzten Bernd Konrad, in der es um die bevorstehende Neugestaltung der Filialräume ging und die daraus resultierenden logistischen Probleme, den Arbeitsablauf aufrechtzuerhalten. Gleich im Anschluss stand ein Termin mit dem Geschäftsführer eines ansässigen Unternehmens an, der den Ausbau seiner Geschäftsräume über die Bank finanzieren wollte. Außerdem führte er ein längeres Gespräch mit seinem Telefonanbieter und war anschließend gut eine Stunde lang damit beschäftigt, einen Antrag für die Datenauswertung seiner Anschlüsse zu stellen. Gegen Mittag war seine Konzentration schließlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Er hatte seit dem Anruf am Vortag kaum etwas gegessen, da ihm der Appetit gründlich vergangen war. Doch nun spürte er ein deutliches Hungergefühl.
    Dirk verließ das Bankgebäude und machte sich auf den Weg zu dem nur wenige Gehminuten entfernten Münzplatz, der im Herzen der Koblenzer Altstadt lag, um etwas zu essen. Zahlreiche Restaurants und Cafés säumten den Platz, der sich um das alte Münzmeisterhaus aus dem 18. Jahrhundert erstreckte. In einem Schreibwarenladen kaufte er sich eine Tageszeitung. Danach entschied er sich zielstrebig für ein chinesisches Restaurant auf der gegenüberliegenden Seite. Es war um diese Zeit noch nicht überlaufen, sodass er sich eine Sitzbank an der Fensterseite des Lokals sicherte, von der aus er den gesamten Platz überblicken konnte.
    Nachdem er gegessen hatte, überfiel ihn eine leichte Müdigkeit, die er auf den unruhigen Schlaf der letzten Nacht zurückführte. Er bestellte sich einen Espresso, schlug die Tageszeitung auf und schaute hin und wieder durchs Fenster hinaus auf den Platz. Er spürte, wie die Anspannung mehr und mehr von ihm abfiel und die Müdigkeit sich in ihm ausbreitete, während er die Schlagzeilen der Zeitung studierte. Schließlich legte er sie beiseite und beobachtete stattdessen die Menschen, die sich auf dem weitläufigen Platz tummelten. Dort herrschte inzwischen ein reger Betrieb: Schüler, die den Unterricht schwänzten, Angestellte in der Mittagspause, ein Tourist mit Skimütze, der unentwegt das Münzmeisterhaus fotografierte. Doch dann entdeckte Dirk in der Menschenmenge einen Mann, der sich auffällig oft umsah, als würde er nach jemandem Ausschau halten, und der eine blaue Schirmmütze trug.
    Plötzlich war er hellwach. Er rückte näher an das Fenster heran, um den Mann besser sehen zu können. Dieser trug einen dunklen, zweireihigen Kurzmantel über einem grauen Anzug. Die Schirmmütze passte nicht im Geringsten zu seinem Outfit, was auch einige Passanten zu bemerken schienen, die sich im Vorbeigehen verwundert zu ihm umdrehten.
    Dirk kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Der Mann hatte ihm nun den Rücken zugekehrt. Noch immer sah er sich um und schielte dabei nervös auf seine Uhr. Er schien auf jemanden zu warten. Kurz darauf wandte er sich in Dirks Richtung – und ihre Blicke trafen aufeinander, verharrten für Sekunden in einer scheinbar stillstehenden Welt.
    Dirk erkannte den Mann sofort.
    Der löste sich aus seiner Starre, griff sich ungelenk an den Schirm der Mütze und nickte Dirk wie zum Gruß zu. Durch diese Geste konnte Dirk die weiße Aufschrift an der Vorderseite der Kappe entziffern. Es waren drei große Buchstaben: ICU .
    Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken.
    Das war die englische Abkürzung für »I see you«.
    Ich beobachte dich.
    Dirk sprang auf, warf das Geld für Essen und Getränke auf den Tisch, schnappte sich seinen Mantel von der Garderobe und stürzte durch die Tür nach draußen.
    Er lief über den Platz und sah sich hektisch um, während er seinen Mantel überstreifte. Er erkannte gerade noch, wie der Mann mit der Kappe zwischen den Menschen in der Fußgängerzone verschwand. Dirk rannte ihm hinterher, als er auf halbem Weg mit jemandem zusammenstieß. Verwirrt betrachtete er das Mädchen, das vor ihm auf dem Boden lag. Sie konnte nicht viel älter als dreizehn sein. Neben ihr lag ein heller Rucksack, aus dem ein Schulbuch ragte. Ein weiteres Mädchen, etwa im selben Alter, stand daneben und beobachtete den Vorfall amüsiert.
    »Hey«, rief das Mädchen am Boden und sah erbost zu ihm auf. »Haben Sie keine Augen im Kopf?«
    »Entschuldige«, entgegnete Dirk völlig perplex. »Ich hab dich gar nicht gesehen.« Er half ihr aufzustehen und reichte ihr die Schultasche, auf deren

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