Todesdrang: Thriller (German Edition)
Abmahnung erteilen wollen, dann tun Sie das, aber unterlassen Sie bitte diese wirren Anschuldigungen, denn ich weiß absolut nicht, wovon Sie reden.«
Dirk beugte sich zu Kuhn über den Schreibtisch und stemmte seine zu Fäusten geballten Hände auf die helle Arbeitsfläche. »Und diesen Schwachsinn soll ich Ihnen abkaufen?«
»Hören Sie …«
»Nein, jetzt hören Sie zu«, fiel ihm Dirk ins Wort, und Kuhn zuckte zusammen, sodass er beinahe den Stift in seinen Händen zerbrochen hätte. »Keine Ahnung, was Sie mit Ihren Aktionen gegen mich bezwecken, aber was es auch ist, es hat jetzt und hier ein Ende!«
Kuhn wirkte verunsichert. »Was denn für Aktionen?«
Dirk schlug mit beiden Fäusten auf den Schreibtisch. »Hören Sie endlich auf, so zu tun, als wüssten Sie nicht, wovon ich rede!«
Seine Stimme erhob sich zu einem wütenden Kreischen, das bis auf den Flur drang, wo einige Mitarbeiter der Bank neugierig stehen blieben und lauschten. Selbst wenn Dirk sie wahrgenommen hätte, wäre er von der Konfrontation nicht mehr abzubringen gewesen. Er dachte an den zerstörten Wagen, an die Angst in Ankes Augen, an die unheimliche Stille im Telefonhörer – und verlor nun vollends die Kontrolle über sich.
»Sie kleiner perverser Bastard«, schrie er. »Nach all dem, was Sie bis jetzt abgezogen haben, hätte ich Ihnen eigentlich mehr Rückgrat zugetraut. Aber anscheinend sind Sie auch nur einer dieser verbohrten Spinner, die sich einen Spaß daraus machen, andere zu quälen, und dann den Schwanz einziehen, wenn es drauf ankommt! Jemand wie Sie kann mir nur leidtun!«
Kuhn setzte an, etwas zu erwidern, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Ich … Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen.« Seine Empörung klang gespielt, sein Blick wirkte gehetzt. Doch dann schien er sich wieder zu fassen, sah Dirk verächtlich an und flüsterte: »Und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch gar nicht wissen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Aber ich rate Ihnen, Ihre Neigungen unter Kontrolle zu bekommen und mich zukünftig in Ruhe zu lassen.« Über Dirks Schulter hinweg sah Kuhn die Kollegen auf dem Flur. Er setzte ein freundliches Lächeln auf.
Dirk zögerte. Welche Neigungen? Konnte er sich tatsächlich irren? War es möglich, dass er sich die blaue Kappe nur eingebildet hatte? Hatte diese ganze Geschichte ihn eventuell paranoid werden lassen?
Er richtete sich auf und ging um den Schreibtisch herum. Eingeschüchtert wich Kuhn zur Seite, während Dirk sämtliche Schubladen aufriss und darin herumwühlte. Als er dort nicht fündig wurde, nahm er sich Kuhns Mantel vor und durchsuchte die Taschen. Auf die Mitarbeiter, die noch immer durch das Glas in den Büroraum sahen, musste er dabei wie ein Wahnsinniger wirken.
»Wo ist sie?«, schnaufte er. »Wo haben Sie die verdammte Kappe versteckt?« Er warf einen verstohlenen Blick auf die Kollegen im Flur. »Sie wollen mich bloßstellen, oder? Mich vor allen anderen lächerlich machen. Worauf sind Sie scharf, auf meinen Job?« Dirk trat zurück an den Schreibtisch und stemmte erneut seine Hände auf die Tischplatte. »Sie wollen weiter Ihr Spielchen spielen, Kuhn? Meinetwegen. Ich kann Ihnen leider nichts nachweisen – noch nicht. Aber von jetzt an werde ich es sein, der Sie beobachtet. Und sollten Sie meiner Familie noch einmal zu nahe kommen, dann zerlege ich Sie in Ihre Einzelteile, haben wir uns verstanden?«
Kuhn sah Dirk voller Entsetzen und Unverständnis an, als es dumpf gegen die gläserne Bürotür klopfte.
Bernd Konrad stand in der Tür. Er lächelte freundlich, während seine graugrünen Augen hinter der randlosen Brille die Situation begutachteten. »Ich hoffe, ich störe nicht.« Seine Stimme war ein tiefer Bass, der aufgrund einer Erkältung leicht verstimmt war. Er räusperte sich, als sein Blick auf Dirk haften blieb.
»Wir hatten nur etwas zu klären«, sagte Dirk mit unterdrücktem Zorn in der Stimme.
»Könnte ich Sie kurz draußen sprechen, Herr Bukowski?«
Dirk nickte. »Natürlich. Wir waren ohnehin gerade fertig.« Er warf einen wütenden Blick auf Kuhn, der ihn triumphierend angrinste. Dann folgte er seinem Chef auf den Flur.
Die übrigen Mitarbeiter hatten sich mittlerweile in ihre gläsernen Büros zurückgezogen und riskierten gelegentliche Blicke in den Flur. Konrad ging zur Sitzgruppe neben dem Aufgang zum unteren Stockwerk, die sie vor neugierigen Blicken schützte.
»Gibt es
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