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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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Schiffsbesatzung wurden unmittelbar vor der Abfahrt einige sehr ungewöhnliche Umbesetzungen vorgenommen. Fast alle Heizer, die die großen Heizkörper versorgen sollten und von dem Bunkerfeuer wussten, sind in Southampton von Bord gegangen und haben für die Atlantiküberquerung nicht wieder angeheuert. Und dies, obwohl gerade ein langer Kohlenstreik zu Ende ging und das Geld der Leute äußerst knapp geworden war. 55 Passagiere, darunter J.P. Morgan, der Eigentümer der Titanic, haben die Reise kurz vor der Abfahrt, und zwar sozusagen um fünf vor zwölf storniert.«
    »Du glaubst, diese Leute haben etwas gewusst, was wir nicht wissen?«, fragte sie.
    »Ja! Und das ist auch der Grund, weshalb ich das Schiff so ausgiebig erkunde. Der Wechsel der Besatzung hat es mit sich gebracht, dass es nur wenige Leute an Bord gibt, die sich im Labyrinth der Räume und Gänge überhaupt auskennen. Auch dies ist eine ungeheure Fahrlässigkeit, die in einem Notfall schlimme Folgen haben kann.«
    Gladys wandte sich zu ihrem Geliebten herum und schmiegte sich in seine Arme.
    »Wo befindet sich das Eisfeld?«, fragte sie.
    »In dem Seegebiet südlich von Neufundland«, antwortete Roger. »Die Eisberggrenze beginnt gewöhnlich am 42. Breitengrad, doch im ungünstigsten Fall können Eisberge, die sich losgerissen haben, bis zum 39. Breitengrad treiben.«
    Gladys hatte genug gehört.
    »Du hast eine so schöne und zarte Haut«, sagte sie, während sie ihren Liebsten zärtlich streichelte, »wie es sehr selten ist bei einem Mann.«
    »Was bin ich gegen dich, meine Schönste«, erwiderte er, »deine Haut ist wie reine Seide.«
    »Wann werden wir in dem gefährdeten Gebiet sein?«, fragte sie, während sie fortfuhr, ihn zu liebkosen. »Etwa in den frühen Abendstunden schon?«
    »Die Eiswarnungen betreffen vor allem den nordwestlichen Atlantik. Wirklich gefährlich wird es erst in der kommenden Nacht.«
    Gladys sah, dass Roger zur geschlechtlichen Vereinigung bereit war. Sie setzte sich ihm gegenüber und spreizte ihre langen Beine über seinen Hüften.
    »Noch ist zum Glück nicht Nacht und kein Eis in der Nähe«, sagte sie. »Wir wollen nun nicht mehr davon reden und uns lieber aneinander erfreuen.«
    Roger griff nach ihr und zog sie dicht an sich heran.
    »Du hast recht, Liebes«, erwiderte er, »lass uns das Eis vergessen. Ich sehne mich so sehr nach dir – wie nach nichts sonst auf dieser Welt. Mir ist, als hätte neben dir nichts anderes noch eine Bedeutung. Du bist mein Leben, mein alles.«
    Sie seufzte vor Wonne, als sie seine wundervolle Härte erneut in sich spürte, und sie reckte und streckte sich, um ihn ganz tief in sich aufzunehmen. Es war herrlich. Der ruhige und feste Druck, mit dem er die Nervenfasern ihres empfänglichen Geschlechts bis zum Äußersten reizte, stand in vollkommenem Einklang mit ihren geschickten Bewegungen, und dieses Zusammenspiel entfesselte in ihr eine tief empfundene Lust.
    »Du machst mich glücklich, Liebster«, jauchzte sie, als sie sah, dass die Freude, die sie selbst erlebte, ihr aus dem Gesicht ihres Liebsten wie aus einem Spiegel entgegen leuchtete, und sie zitterte, als sie fühlte, dass all ihr Sehnen Erfüllung fand, und das in den höchsten Graden, die zu empfinden sie fähig war.
     
    *
     
    »Ich merke plötzlich, was für einen gewaltigen Hunger ich habe«, sagte Gladys später. »Wenn wir noch Mittagessen bekommen wollen, müssen wir uns sputen.«
    Zum ersten Mal saßen sie wie ein Ehepaar zusammen an einem der kleineren Tische, unbeeindruckt von den Blicken, die man ihnen zuwarf. Es war gewiss nichts Ungewöhnliches, wenn nicht miteinander verheiratete Frauen und Männer beim Essen zusammensaßen, aber die Leute ringsum ahnten wohl, dass das Zusammensein von Gladys und Roger nichts von der üblichen Unverbindlichkeit besaß, sondern auf eine tiefere Gemeinsamkeit schließen ließ, die alles umfasste, auch das gemeinsame Bett.
    »Einige der Anwesenden halten mich für eine Prostituierte, andere für eine Ehebrecherin«, flüsterte Gladys ihrem Geliebten zu. »Ich spüre es deutlich, aber wie soll ich den Irrtum der Leute aufklären. Ich kann doch nicht lauthals verkünden, dass ich gar nicht verheiratet bin.«
    »Lass die Menschen denken, was sie wollen«, erwiderte Roger. »Du bist nicht verheiratet, aber du bist meine Frau. Die Leute, die sich über den Lebenswandel anderer Menschen empören, wollen die Wahrheit gar nicht wissen. Solange sie sich das Maul zerreißen können, sind

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