Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
schlug wieder auf sie ein, hieb ihr mit der Faust mitten ins Gesicht, noch einmal, und noch einmal, hörte gar nicht mehr auf. »Sag mir sofort, wie die verdammte Kasse aufgeht!«
    Innozenzia Müller konnte nicht mehr antworten, weil die Schmerzen sie lähmten, ihr Sterne vor den Augen tanzten, das Blut in ihren Ohren rauschte. Sie spürte, wie ihr Gebiss im Mund unter den Schlägen zerbrach, brachte mühsam die Arme hoch, um sich zu schützen, und bekam dafür Boxhiebe in die Seiten.
    In diesem Moment knallte es zweimal kurz hintereinander. Zwei Körper prallten dumpf und schlaff gegen die Scheiben, eine Kombination von Geräuschen, die die drei Angreifer erschrocken innehalten und hochfahren ließ, um nachzusehen, was da los war.
    Draußen in der Dunkelheit stand eine leuchtende Gestalt, übernatürlich strahlend wie ein Engel, beide Arme erhoben. Das war das Letzte, was die drei sahen. Im nächsten Augenblick splitterte die Fensterscheibe rings um drei Durchschusslöcher, und die drei waren tot, ehe sie begriffen, was geschah.

17
Neuer Tag, neues Glück. Tim Kerner verstaute seine Brote im Kühlschrank, wischte sich die Hände ab und warf sich mit Schwung in seinen Schreibtischsessel. Der knackste bedenklich. Vielleicht ließ er das in Zukunft lieber. Man musste ja nichts herausfordern.
    Er zog den Kasten heran, legte den Kopf in den Nacken, bis es darin ebenfalls knackste, schob den Kasten wieder von sich. Er hatte ein kleines Tief, merkte er. Hatte er mittwochs meistens, weil er sich dienstagabends immer mit ein paar alten Kumpels zum Kartenspielen traf, in einer gemütlichen Kneipe nicht weit von seiner Wohnung. Das wurde gern ein bisschen später und, na ja. Jedenfalls, in richtiger Topform war er nicht.
    Vielleicht besser, er warf erst mal einen Blick auf die Fundstücke, die ihn noch vor Rätsel stellten. Viele waren es nicht: Ganze drei Plastikbeutel hatten sich in der durchsichtigen Plexiglasbox angesammelt. Er zog sie heraus. Ein seltsam geformtes Metallteil, von dem er nach wie vor keine Ahnung hatte, woher es stammen mochte. Aus einem elektronischen Gerät, das kaputtgegangen war, so sah es aus. Am besten, er fragte mal einen Kollegen aus der Abteilung Technik.
    Er legte den Beutel beiseite, nahm den nächsten heraus. Ein winziges Püppchen aus Holz, bunt bemalt. Hatte wahrscheinlich überhaupt nichts mit dem Fall zu tun, sondern war mal Bestandteil eines Schmuckstücks gewesen, aus irgendeinem Grund abgefallen und im Gras verloren gegangen. Aber man musste auf Nummer sicher gehen.
    Ja, und dann diese seltsame Faser. Die beschäftigte ihn am meisten. Er öffnete den Beutel, griff nach einer seiner zahlreichen Pinzetten, fasste sie damit und wollte sie herausziehen …
    Als etwas geschah.
    Er bekam nicht richtig mit, was, war in Gedanken woanders gewesen, nicht ganz da. Wie gesagt: Mittwoch. Aber irgendetwas zuckte in seiner Hand, blitzte auf, so plötzlich und so überraschend, dass er alles fallen ließ und danach minutenlang auf die Sachen hinabstarrte, die vor ihm auf der Arbeitsfläche lagen: der Plastikbeutel, die Holzpinzette, das schwarze Haar aus diesem rätselhaften Kunststoff.
    Hatte das wirklich aufgeblitzt ? Quatsch, oder? Eine Spiegelung wahrscheinlich.
    Andererseits: Eine Spiegelung wovon? Sein Arbeitsraum war mit reflexionsfreien Lampen ausgestattet, aus gutem Grund. Schließlich griff Tim Kerner bedächtig nach der Pinzette, fasste das künstliche Haar, hob es hoch, studierte es aus der Nähe. Es glänzte nur schwach, wirkte so betrachtet eher, als bestünde es aus Leder, nicht aus Plastik.
    Rätselhaft. Hatte er neuerdings Halluzinationen?
    Tim Kerner ließ die alkoholischen Getränke Revue passieren, die er am Vorabend konsumiert hatte. Nichts Besonderes dabei, er war eher zurückhaltend gewesen. Er neigte außerdem nicht dazu, ernsthaft an der Zuverlässigkeit seiner Sinne zu zweifeln.
    Irgendetwas stimmte mit dieser Faser nicht.
    Und er würde herausfinden, was es war!
    Nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte, blieb Ingo noch einen Moment stehen. »Ja, klar, kommen Sie vorbei«, hatte David Mann gesagt. »Ich habe auch vormittags einen Kurs, der steht nur nicht im offiziellen Programm. Bringen Sie einen Trainingsanzug mit, wenn Sie wollen.«
    Nein, das wollte er nicht. Das hatte er gleich klargestellt. »Kein Problem«, war die Antwort gewesen.
    Also. Was machte er sich Sorgen? Was war es, das ihn hemmte, ihm das Gefühl gab, sich durch zähe Luft bewegen zu müssen, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher