Todesengel
ja darauf vorbereitet, daß das Krankenhaus gut ausgerüstet ist«, sagte Angela, »doch was wir hier gesehen haben, übertrifft all unsere Erwartungen.«
»Wir sind auch sehr stolz auf unsere Klinik«, sagte Caldwell, während er die beiden noch einmal in sein Büro führte. »Um den Zuschlag von der CMV zu bekommen, mußten wir in großem Umfang Modernisierungsmaßnahmen durchführen. Schließlich konnte im Überlebenswettbewerb der drei Krankenhäuser nur eines das Rennen machen: das Valley Hospital, das Mary-Sackler-Krankenhaus oder wir. Glücklicherweise sind wir aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen.«
»Aber all diese Geräte müssen ein Vermögen gekostet haben«, warf David ein.
»Allerdings«, stimmte Caldwell ihm zu. »Heutzutage ist es weiß Gott nicht einfach, ein Krankenhaus zu führen. Und erst recht nicht mehr, seitdem uns die Regierung quasi dazu zwingt, mit anderen Kliniken in Konkurrenz zu treten. Unsere Einnahmen sinken ständig, während die Kosten in die Höhe schnellen. Es ist ein wahres Kunststück, die Türen unserer Klinik überhaupt offenzuhalten.« Caldwell überreichte David einen braunen Umschlag. »Das sind noch ein paar weitere Informationen über das Krankenhaus. Vielleicht lassen Sie sich ja überzeugen und nehmen die Stellenangebote an!«
»Wie sieht es eigentlich mit Wohnungen in Bartlet aus?« fragte Angela, bevor sie sich endgültig verabschiedeten.
»Gut, daß Sie diese Frage noch ansprechen«, erwiderte Caldwell. »Ich sollte Ihnen nämlich den Tip geben, einmal bei Barton Sherwood vorbeizuschauen. Er ist der Direktor der Green Mountain National Bank und zugleich auch der stellvertretende Vorsitzende des Krankenhausvorstands.
Wenn Sie mit ihm sprechen, werden Sie eine kleine Vorstellung davon bekommen, in welchem Maße die Stadt unserer Klinik behilflich ist.«
David und Angela holten zuerst Nikki aus der Kindertagesstätte ab; es hatte ihr dort so gut gefallen, daß sie am liebsten noch geblieben wäre. Dann fuhren sie zurück zum Stadtpark, stellten den Wagen ab und betraten die Bank. Barton Sherwood hatte die Wilsons schon kommen sehen und begrüßte sie freundlich.
»Wir haben während der letzten Vorstandssitzung über Ihre Bewerbungen gesprochen und beschlossen, daß wir Sie einstellen wollen«, sagte Sherwood und lehnte sich in seinem Stuhl zurück; die Daumen hatte er lässig in seine Westentaschen eingehakt. Er war ein schmächtiger Mann von knapp sechzig Jahren, dessen Haare langsam spärlicher wuchsen. Sein Oberlippenbart war schnurgerade gestutzt. »Wir wünschen uns wirklich sehr, daß Sie sich für Bartlet entscheiden«, fuhr Sherwood fort. »Und um Ihnen die Entscheidung noch ein wenig zu erleichtern, möchte ich Ihnen im Namen der Green Mountain National Bank ein Angebot machen: Wir würden Ihnen auf der Stelle eine Hypothek gewähren, damit Sie sich hier ein Haus kaufen können.«
David und Angela blieb vor Überraschung der Mund offenstehen. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätten sie es für möglich gehalten, sich schon im ersten Berufsjahr nach ihrer Facharztausbildung irgendwo ein Haus kaufen zu können.
Sie hatten nur sehr wenig Geld, mußten aber einen Berg von Schulden für ihre jeweilige Ausbildung zurückzahlen, und zwar ziemlich genau einhundertundfünfzigtausend Dollar.
Sherwood redete noch über diverse Einzelheiten, die bei einem Hauskauf zu beachten wären, doch weder Angela noch David konnten sich auf seine Erläuterungen konzentrieren. Erst als sie wieder in ihrem Auto saßen, fanden sie die Sprache wieder.
»Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte David.
»Es ist zu schön, um wahr zu sein«, stimmte Angela ihm zu.
»Heißt das, daß wir nach Bartlet ziehen?« fragte Nikki. »Wir werden sehen«, erwiderte Angela. Da David auf dem Hinweg gefahren war, bot Angela an, den Rückweg nach Boston zu übernehmen. Während der Fahrt blätterte David die Unterlagen durch, die Caldwell ihm gegeben hatte.
»Das ist ja sehr interessant«, sagte er. »In der Mappe liegt ein Artikel aus der Lokalzeitung, in dem es um die Unterzeichnung des Vertrages zwischen dem Krankenhaus und der CMV geht. Darin heißt es, die Einigung sei letztendlich erst deswegen zustande gekommen, weil der Krankenhausvorstand unter dem Vorsitz Harold Traynors auf alle Forderungen der CMV eingegangen ist. Und eine der Forderungen lautete: garantierte Krankenhauspflege für einen noch nicht genau festgelegten, monatlichen Pro-Kopf-Beitrag. Eine Methode,
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