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Todeserklärung

Todeserklärung

Titel: Todeserklärung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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reime mir zusammen, was passiert ist:
    Du lernst die Gebrüder Pakulla in einer Bar in Palma kennen. Zufällig. Die Brüder mögen sich nicht. Vielleicht hassen sie sich sogar. Aber beide verbindet ein Thema: Der hoffentlich baldige Tod von Tante Esther van Beek. Beide erzählen unverhohlen von den Millionen, die ihnen zufallen werden. Und du merkst, dass sich beide Brüder in dich verguckt haben. Du wiederum findest Gefallen an dem Luxusleben, das in naher Zukunft für die Brüder beginnen wird. Mehr als ein Gefallen wird es in diesem Moment bei dir noch nicht gewesen sein. Schließlich ist alles noch sehr wenig konkret. Du kennst Sebastian und Gregor kaum, und wann die sichere Erbschaft wirklich anfallen wird, lässt sich natürlich nicht abschätzen. Aber man lernt sich näher kennen, trifft sich häufiger in Palma und auch bei dir in Sa Pobla. Wirtschaftlich erscheinen beide zunächst ziemlich attraktiv. Da ist Sebastian, der dir offen den Hof macht. Er verliebt sich schließlich in dich, malt mallorquinische Motive, malt, was du nicht weißt, zu Hause sogar eine Art Stadtplan vonSa Pobla, auf dem die Position deiner Wohnung mit einem leuchtenden roten Herz in etwa gekennzeichnet ist. Zwar ist Sebastian auf Esthers Erbe aus wie auch sein Bruder, aber Sebastian ist nicht eigentlich geschäftstüchtig. Ganz im Gegenteil: Er würde sich auf dem Erbe ausruhen, aber nicht noch nach mehr streben. Sebastian ist gegen den Ausverkauf der schönen Insel Mallorca, zu dem du mit deiner Maklertätigkeit beiträgst. Er malt stilisierte Motive aus der Innenstadt Palmas, aber er kann dich auf diesem Wege nicht erreichen. Altstadtromantik ist nicht deine Sache, Kirsten! Du willst an neu erschlossenen Grundstücken verdienen. Deine Zukunft sind Neubaugebiete mit Villen für reiche Mallorquiner oder Ausländer. Da ist das Geld, und da willst du hin!
    Längst hast du mittlerweile auch Gregor näher kennengelernt, der, wie du weißt, ohnehin bereits einigermaßen vermögend ist. Er ist strebsam und geschäftstüchtig. Er denkt strategisch. Er passt in dieser Hinsicht viel besser zu dir, unterstützt deine Geschäfte, würde möglicherweise die Geschäfte auch mit seinem Erbanteil unterstützen. Bei Gregor stand nicht zu erwarten, dass er das Erbe verprasst oder sich auf dem Geld ausruht. Er würde das Vermögen mehren, Geschäfte machen. Das reizte dich. Irgendwann in dieser Zeit hast du dich für den agilen Gregor entschieden, der deinen wirtschaftlichen Zielen entspricht. Liebe war es gewiss nicht. Und natürlich hast du Sebastian verletzen und die Rivalität zwischen den Brüdern noch weiter aufheizen wollen, als du vor Sebastians Augen mit Gregor Zärtlichkeiten ausgetauscht hast. Du hast mit Gregor bereits deshalb geschlafen, weil du dir sicher sein konntest, dass der prahlende Gregor so oder so seinem Bruder davon erzählen würde. Nichts kam gelegener als die kalkulierte Verletzung Sebastians. Was beide Brüder auf Mallorca nur halbherzig versuchten, nämlich eine Versöhnung, musste von dir verhindert werden. Dein Plan, Kirsten, konnte nur aufgehen, wenn du die Brüder gegeneinander aufbrachtest. Das demonstrierte Streicheln Gregors vor Sebastians Augen wird nur eine von vielen Provokationen gewesen sein, die du offen oder subtil inszeniert hast, um den Bruderzwist zu schüren.«
    »Wie du sagtest, Stephan, du reimst dir etwas zusammen!«
    »Ich gebe zu: Bis hierhin ist alles reine Vermutung, aber es ist eine glaubhafte Vorgeschichte zum eigentlichen Hauptgeschehen, das mit dem verhängnisvollen Streit zwischen den Brüdern beginnt. Ab diesem Zeitpunkt setzt deine für Gregor Pakulla folgenschwere Rolle ein, die nur aus deiner eigenen Gier heraus erklärbar ist.
    Ich kann nicht beurteilen, ob du diese Entwicklung gezielt provoziert hast. Du hattest ja, trotz deines planvollen Vorgehens, keine wirkliche Gewalt über den Geschehensablauf. Aber ein massiver Streit zwischen den Brüdern, wohl auch eine Schlägerei, das konntest du mit Sicherheit hinbekommen. Und ein solches Zerwürfnis, einen kräftigen Knall zwischen den Brüdern, das wolltest und konntest du erreichen. Das nämlich hätte gereicht, um die Brüder erpressbar zu machen. Du hättest nur damit drohen müssen, dein Wissen an Tante Esther weiterzugeben, von der du bereits durch die Schilderungen der beiden Brüder alles wusstest, insbesondere auch, dass sie in ihren letzten Tagen durchaus über ihr Erbe anderweitig, nämlich testamentarisch, noch hätte verfügen

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