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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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etwas landen, darfst du nicht darauf starren. Du steuerst sonst gnadenlos darauf zu und verfehlst dein eigentliches Ziel.
    Henriette zwang sich, das Feuer nur noch aus den Augenwinkeln heraus zu betrachten, und suchte nach der Stelle, an der sie wassern wollte. Doch das war nicht einfach. Die Klappe, durch die sie in die Lady eindringen wollten, lag am Heck. In dieser Dunkelheit vermochte sie nicht zu erkennen, wo Bug und Heck lagen. Sie konnte noch nicht einmal die Umrisse des Schiffes ausmachen. Wenn sie Pech hatten, landeten sie auf der entgegengesetzten Seite und mussten um das ganze Schiff herumpaddeln.
    »Jetzt konzentrier dich!«, rief sie sich selbst zur Ordnung. Der Bug eines ankernden Schiffes zeigt meist auf Land zu, und dessen Küstensaum konnte sie erkennen.
    Mit einem Fiepen in ihrem Ohr erinnerte der Höhenmesser sie daran, dass sie den Fallschirm öffnen musste. Henriette zählte bis fünf und zog die Reißleine. Aufatmend spürte sie, wie der Fallschirm sich öffnete und ihr Sturz nach einem kurzen, heftigen Ruck in ein sanftes Gleiten überging. Nun löste sie die beiden Bremsfallschirme ihres Ausrüstungspakets aus und richtete dann den Blick wieder auf die Stelle, an der sie landen wollte.
    Die Meeresoberfläche kam rasch näher. Henriette hörte das Ausrüstungspaket aufs Wasser klatschen und steuerte ihren Fall so, dass sie nicht darauf landeten. Im nächsten Moment tauchten Petra und sie ins Wasser. Mit einer Bewegung löste sie die Verbindungen zwischen ihnen, hielt aber ihre Kollegin fest.
    »Kannst du alleine schwimmen, oder muss ich dir helfen?«, fragte sie gerade so laut, wie sie es zu verantworten können glaubte.
    Petra spuckte Wasser. »Wo ist das Boot?«
    Henriette zupfte an der Leine, die sie mit der Ausrüstung verband, und schwamm auf sie zu. Ihre Kollegin folgte ihr planschend wie ein junger Welpe.
    Als Henriette das Schlauchboot erreichte, kroch sie an Bord und hielt nach ihrer Freundin Ausschau.
    »Da bin ich«, hörte sie Petra neben der wulstigen Bordwand keuchen. Sie streckte ihr die Hand entgegen und zerrte sie ins Boot. Danach fühlten sich beide so ausgelaugt, dass sie einige Minuten brauchten, um wieder zu Atem zu kommen.
    Henriette raffte sich als Erste auf und begann, den Fallschirm ins Boot zu ziehen.
    Da Petra sie nur als Schattenriss erkennen konnte, fragte sie immer noch heftig atmend: »Was machst du da?«
    »Hilf mir! Dann geht es schneller.« Henriette hätte sich Licht gewünscht, doch das wäre zu gefährlich gewesen.
    Ihre Kollegin schüttelte verwundert den Kopf. »Was willst du mit dem Fallschirm? Den können wir doch nicht mitnehmen.«
    »Wir müssen!«, antwortete Henriette. »Oder willst du, dass er von der Strömung an Land geschwemmt wird und alle Piraten wissen, dass jemand heimlich und bei Nacht in dieser Gegend abgesprungen ist?«
    »Natürlich nicht! Aber das heißt, wir müssen die gesamte Ausrüstung auf die Lady schaffen, einschließlich des Gummiboots.«
    »So ist es! Ich habe mir auch schon ein Versteck für die Sachen ausgesucht. So, der Fallschirm ist geborgen! Jetzt können wir losfahren.« Henriette versuchte, das nasse Kunststofftuch, das nun fast das ganze Boot einnahm, so weit zur Seite zu schieben, dass sie den Elektroantrieb starten konnte. Da sie Petra dabei unter dem Fallschirm begrub, maulte diese ein wenig, hielt aber auf Henriettes scharfe Warnung hin den Mund.
    Diese lauschte auf das leise Geräusch des Elektromotors und schaltete den Vorwärtsgang ein. Doch als sie auf die Lady zuhalten wollte, entdeckte sie das Schiff nicht. Erschrocken stoppte sie den Antrieb und sah sich um. Da war kein Lichtpunkt mehr zu sehen.
    »Scheiße«, flüsterte sie und sah sich schon bis zum Morgen nach dem Kreuzfahrtschiff suchen.
    »Was ist los?«, fragte Petra verwundert.
    »Ich sehe die Lady nicht. Dabei hat das Feuer an Deck vorhin noch gebrannt«, antwortete Henriette. Im nächsten Moment schüttelte sie leise lachend den Kopf. »Bin ich blöd! Das Feuer war ja auf dem Promenadendeck. Von oben konnte man es gut sehen, aber jetzt wird es von den Aufbauten des Schiffes verdeckt. Trotzdem müsste es einen leichten Widerschein am Himmel erzeugen!«
    Da sie nun wusste, wonach sie suchen musste, entdeckte sie das leichte Flimmern auf Anhieb und konnte nun auch die Umrisse des großen Schiffes gegen den nur leicht helleren Hintergrund des Meeres ausmachen.
    Sie waren näher an der Lady , als Henriette erwartet hatte. Es mochten etwa sechshundert

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