Todesfahrt: Thriller (German Edition)
soll!«
Während Petra in das Ausrüstungspaket griff, um eine Gasmaske herauszuholen, schlich Henriette den Gang entlang und stieg dann vorsichtig ein Deck höher. Kurz darauf erreichte sie die Stelle, die Petra ihr genannt hatte. Die Abdeckung, hinter der sie die Patrone anbringen musste, war mit vier Schrauben gesichert, die sie mit Hilfe ihres Kampfmessers losdrehen konnte. Sie stellte die Abdeckplatte auf den Boden, leuchtete mit ihrer Taschenlampe in den Schacht und fand den Anschluss-Stutzen auf Anhieb. Schnell klappte sie den Deckel auf, schraubte die kleine Gaspatrone darin fest und prüfte anschließend, ob die Nasenklammern ihrer Gasmaske auch richtig saßen. Dann drehte sie sowohl das Ventil der Patrone wie auch das des Anschluss-Stutzens auf und wich ein paar Schritte zurück.
Zu hören und zu sehen war nichts. Sie wurde auch nicht müde, wie sie insgeheim befürchtet hatte. Stattdessen vernahm sie Petras Stimme in ihrem Kopfhörer. Das Funkgerät war auf schwächste Leistung eingestellt, und das Signal reichte nicht weit. Daher war ihre Kollegin kaum zu verstehen.
»Ich bin unterwegs. Komm nach oben!«
Henriette nickte, obwohl Petra die Geste nicht mehr sehen konnte, und machte sich auf den Weg. Als sie die Tür der Notbrücke erreichte, stand ihre Kollegin schon davor und mühte sich mit einem Nachschlüssel ab. »Die Kerle haben die Tür doch auch aufgebracht«, stöhnte sie, als es ihr nicht gleich gelang.
Mit einem nachsichtigen Lächeln nahm Henriette ihr den Schlüsselbund ab, suchte einen anderen Schlüssel heraus und steckte ihn ins Schloss. Jetzt ließ die Tür sich ohne Mühe öffnen.
»Wie hast du das gemacht?«, flüsterte Petra verblüfft.
»Nur den richtigen Schlüssel genommen. Seine Nummer hat als letzte Ziffern eine Neun und eine Drei. Du hast den Schlüssel mit der Endung Drei und Neun genommen, also die Zahlen verdreht. Aber still jetzt! Sonst finden die Piraten, wenn sie nachschauen kommen, neben ihrem schnarchenden Kumpel uns zwei ebenfalls süß und selig schlummernd vor.«
»Wir hätten richtige Gasmasken gebraucht!« Petra stöhnte, legte aber die Nasenklammer und das Mundstück wieder an und schlüpfte, als Henriette die Tür weit genug aufgezogen hatte, in die Notbrücke hinein. Hier waren die gleichen Instrumente angebracht wie auf der richtigen Brücke, allerdings auf weitaus kleinerem Raum. Da Petra sich intensiv mit den Plänen dieser Steuerzentrale befasst hatte, deutete sie sogleich auf die Stelle, an der sie den Einbau vornehmen musste. Genau dort hatte das Gas den Piraten überrascht.
Mit einer Handbewegung machte sie Henriette klar, dass diese ihr helfen sollte, den Kerl wegzuziehen. Danach legte sie sich vor der Verkleidung der Steuerkonsole auf den Boden und löste die Platten mit einem Schraubenzieher. Henriette trat unterdessen neben die Tür und hielt Wache. Nun war sie froh, dass die Piraten die bordeigene Computeranlage abgeschaltet hatten. Damit hatten die Banditen sich selbst der Möglichkeit beraubt, die unteren Decks von der Brücke aus mit Kameras zu überwachen. Gerne hätte sie die Chancen, die sich dadurch für sie ergaben, mit Petra durchgesprochen. Doch zum Reden waren ihre Gasmasken nicht geeignet.
Das machen wir später, beschloss sie und warf Petra einen kurzen Blick zu. Ihre Kollegin hatte inzwischen die Abdeckplatte entfernt und kroch nun fast bis zur Taille in die Konsole hinein. Nach wenigen Sekunden kam sie wieder zum Vorschein, reckte Henriette den erhobenen rechten Daumen entgegen und schraubte die Abdeckplatte fest.
So schnell, wie ihre Figur es erlaubte, schoss sie aus dem Raum, wartete auf dem Gang, bis Henriette ihr gefolgt war und die Tür wieder versperrt hatte, riss sich die Nasenklammer ab und atmete hastig durch.
»Puh! Zuletzt hat meine Phantasie mir beinahe einen Streich gespielt«, bekannte sie. »Ich hatte das Gefühl, als würde ich das Betäubungsgas riechen, und hatte Angst, bewusstlos zu werden.«
»Daran sind die Filter dieser Minigasmasken schuld. Sie hinterlassen einen ekligen Geschmack auf der Zunge. Wir sollten beantragen, dass sie nächstens nach Pfefferminze schmecken.« Henriette hatte nur einen Scherz machen wollen, doch ihre Freundin sah sie sehnsüchtig an.
»Was gäbe ich im Augenblick für ein Pfefferminzdrops!«
Da sie sich bereits an die eigenartigen Anwandlungen ihrer Kollegin gewöhnt hatte, grinste Henriette. »Geh du schon vor! Ich schaue noch einmal in die Vorratsräume, ob ich etwas für
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