Todesfahrt: Thriller (German Edition)
begriffen, welche Pläne sie tatsächlich verfolgte, würde es für sie zu spät sein. Sobald Dia Baqi Majid ihr Laasqoray ganz übergeben hatte, würde sie die deutschen Waffen auf dem Frachtschiff an Land bringen lassen und damit eine ganze Armee ausrüsten. Anwerben würde sie diese Kämpfer mit dem Lösegeld für die Passagiere und Besatzungsmitglieder der Lady of the Sea .
Mit diesem Gedanken lehnte sie sich auf ihrem Diwan zurück und dachte darüber nach, welche Belohnungen ihr Vater den anwesenden Anführern in persönlichen Gesprächen versprechen sollte. Außerdem musste sie sich die Antwort an die deutsche Kanzlerin überlegen. Mit einem Mal empfand sie brennenden Neid auf diese Frau, die offen und unangefochten an der Spitze ihres Volkes stehen konnte. Ihr selbst würde dies für immer verwehrt bleiben.
SIEBEN
P
etra Waitl blickte von ihrem Laptop auf und grinste. »Wie schön, dass unsere Freunde mit den Hühnern schlafen gehen. Jetzt können wir loslegen!«
»Da ist doch noch einer auf der Ersatzbrücke«, wandte Henriette von Tarow ein.
»Der wird auch gleich müde werden.« Petra zog eine kleine Gaspatrone aus dem Ausrüstungspaket und zeigte sie Henriette. »Die musst du auf dem Deck unter der Ersatzbrücke in der Zuleitung der Klimaanlage anbringen und öffnen. Pass aber auf! Das ist ein speziell für solche Aktionen entwickeltes Gas. Wenn du nur ein Nanogramm einatmest, darf ich dich hierherschleppen und für die nächsten sechs bis acht Stunden schlafen lassen. Wach kriege ich dich dann nicht mehr!«
»Haben wir keine Gasmasken dabei?« Jetzt wühlte Henriette in dem Ausrüstungspaket und brachte eine Nasenklemme mit Mundstück zum Vorschein. »Na ja, zur Not geht auch so ein Ding«, meinte sie nicht sonderlich überzeugt.
»Die konnten uns nicht zentnerweise Zeug mitgeben. Wie hätten wir das schleppen sollen?« Petra seufzte, denn wie es aussah, war die Unzufriedenheit ihrer Freundin noch immer nicht geschwunden. Dabei hatte sie gehofft, Henriette würde bei dieser Aktion wieder so schwungvoll vorgehen wie in Belgien. Möglicherweise fehlte ihr Torsten oder ein anderer Mann, gegen den sie sich behaupten musste.
Henriette schob sich die Klemme über die Nase und nahm das Mundstück zwischen die Zähne. Das Atmen mit dem Ding fiel ihr leichter, als sie es erwartet hatte. Mit einer energischen Bewegung schob sie das Kampfmesser, mit dem sie vorhin eine Dose geöffnet hatte, in den Gürtel und nahm die Gasdruckpistole in die Hand. Sie hatte sich bereits nach ihrer Fourageaktion umgezogen und trug nun einen hautengen schwarzen Dress mit Kapuze, der nur das Gesicht frei ließ. Damit glich sie, wie Petra behauptet hatte, einer Eisschnellläuferin. Allerdings schleppte eine solche keine tödlichen Waffen mit sich herum.
»Ich werde deinen Weg mit den Kameras überwachen und dich notfalls anleiten«, versprach Petra.
»Sehr gut!« Da Henriette endlich selbst eingreifen konnte, ging ein Ruck durch sie. Aller Ärger war verflogen, und sie fühlte sich wieder der langen Reihe der von Tarows würdig, die ihr Leben für ihr Land eingesetzt hatten. Ein kurzer Blick auf Petras Bildschirm zeigte ihr, dass der Korridor vor ihrem Versteck ebenso leer war wie jener, in dem sie die Gaspatrone platzieren musste. Sie öffnete die Luke und schlüpfte hinaus.
Henriette war bereits mehrmals auf Fähren ähnlicher Größe gefahren. Diese hatten sich mit ihrem Motorenlärm und all den anderen Geräuschen beinahe wie ein lebendes Wesen angefühlt. Hier aber umfing sie eine fast schmerzhafte Stille. Die Piraten hatten die meisten Aggregate abgeschaltet, die für den Bordbetrieb notwendig waren, darunter auch die Klimaanlage. Dieser Gedanke brachte sie dazu, sich noch einmal umzudrehen und den Kopf durch die Luke zu stecken.
»Wieso können wir den Wächter in der Ersatzbrücke betäuben, wenn die Luftversorgung nicht funktioniert?«
»Das Gas schießt durch den Druck, mit dem es aus der Patrone herauskommt, nach oben und wird durch die Einlass-Schlitze der Klimaanlage in die Ersatzbrücke gepresst. Der Kerl wird so schnell bewusstlos werden, dass er nicht einmal mehr einen Alarmknopf drücken kann. Sobald das geschehen ist, komme ich mit der Platine nach, und wir können sie einbauen.«
»Dann sieh zu, dass du ebenfalls so eine famose Nasenklemmen-Gasmaske aufsetzt, sonst darf ich dich hierher zurückschleppen, und der ganze Aufwand war umsonst. Ich weiß nicht, wo ich dieses Ding anbringen
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