Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Aber ich werde trotzdem einmal hinmüssen, denn ich habe ja nur das Zeug dabei, das ich am Leib trage.«
»Aber warte bitte, bis der Kapitän sagt, dass es ungefährlich ist!«, rief Maggie erregt.
»Versprochen!« Sven Kunath versuchte zu lächeln und schlang einen Arm um die mollige Taille der Frau. »Schließlich bist du meine zukünftige Chefin bei der TUS Weggenwehe. Der Job interessiert mich nämlich – und du auch.«
»Wirklich?« Maggie war nicht mehr die Jüngste, und auch die Ehe mit einem Mann, dem das Lesen seiner Bankauszüge mehr Freude bereitet hatte, als eine zärtliche Stunde mit seiner Frau zu verbringen, hatte ihre Sehnsucht nach Romantik nicht versiegen lassen. Doch das, was nun um sie herum geschah, gehörte nicht zu den Dingen, die sie sich erträumt hatte.
»Wie konnte unser Schiff in die Hände der Piraten fallen? Wir sind doch von drei Kriegsschiffen eskortiert worden.«
»Das begreife ich auch nicht. Aber schließlich bin ich nur Fußballer von Beruf und kein Pirat.« Kunath versuchte zu lachen, um sie ein wenig aufzuheitern.
Das schien ihm zu gelingen. Maggie lehnte sich vertrauensvoll an ihn und erzählte von sich und ihren Plänen. »Wenn aus uns etwas werden soll, musst du schon einige Jahre bei mir in Weggenwehe bleiben. Gelingt es dir, unseren Fußballclub eine Liga höher zu bringen, werden die Leute dich lieben und es akzeptieren, wenn wir beide ein Liebespaar werden.«
Bis jetzt hatte Kunath sich vorgestellt, mit Maggie ein paar leidenschaftliche Stunden an Bord dieses Schiffes zu verbringen und dafür mit dem Posten des Spielertrainers ihres Vereins abgefunden zu werden. Doch was sie ihm da anbot, versprach Sicherheit und ein Leben in Wohlstand für etliche Jahre. Er würde nie mehr für ein paar Euros in irgendwelchen dämlichen Talkshows auftreten und im Dschungelcampschlamm nach Molchen und Kakerlaken wühlen müssen. Mit einem fröhlichen Lächeln, wie er es seit Jahren nicht mehr auf die Lippen gebracht hatte, streichelte er Maggies Wange.
»Keine Angst, das kriegen wir schon hin!« Für sich sagte er, dass er es für diese Zukunft mit sämtlichen Piraten der Welt aufnehmen würde.
SECHZEHN
E
velyne Wide war schließlich doch in ihre Kabine gegangen und hatte sich dort eingesperrt. Zwar hatten die Piraten verboten, vom Schiff aus Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen, doch sie war zu sehr Reporterin, um sich daran zu halten. Als Erstes griff sie zum Handy und wollte ihre Redaktion anrufen, doch dann fiel ihr ein, wie sie das Ganze noch dramatischer gestalten konnte. Sie packte den Laptop aus, schaltete ihn ein und wartete, bis die Verbindung über Satellit geschaltet war. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass ihre Frisur noch richtig saß. Da sie nicht wie das blühende Leben erscheinen durfte, übte sie eine Miene ein, die gleichermaßen entsetzt wie ängstlich wirkte.
»Na, Evelyne, was gibt es Neues von deiner Kreuzfahrt?«, fragte der Kollege, der ihre Meldung entgegennahm, mit einem gewissen Neid in der Stimme.
»Hier ist Evelyne Wide auf der Lady of the Sea . Wir befinden uns derzeit irgendwo westlich der Malediven. Unser Schiff ist von Piraten – vermutlich aus Somalia – besetzt worden. Ich melde mich unter Lebensgefahr, denn die Piraten haben streng verboten, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen.« Evelyne spulte ihren Bericht wie eine Maschine herunter und sah auf dem Bildschirm, wie ihr Kollege blass wurde.
»Das ist doch wohl ein Scherz? Oder?«, rief er, als sie eine Pause machte.
»Leider nein! Die Piraten gehen mit ungewöhnlicher Brutalität vor. Um die Besatzung und die Passagiere einzuschüchtern, haben sie als Erstes einen Sicherheitsmann erschossen! Ich befinde mich in meiner Kabine, die ich nur unter Lebensgefahr verlassen kann. Jetzt muss ich die Übertragung beenden, damit die Piraten nicht auf mich aufmerksam werden. Ich melde mich wieder, sobald es mir möglich ist!«
Das reicht erst einmal für die Schlagzeile, dachte Evelyne, während sie die Verbindung unterbrach. Zufrieden lächelnd holte sie aus dem Kühlschrank in ihrer Kabine eine kleine Flasche Sekt, öffnete sie und füllte ein Glas. Nach einem Schluck des prickelnden Getränks setzte sie sich mit untergeschlagenen Beinen auf ihr Bett, legte sich den Laptop auf den Schoß und machte sich daran, einen Bericht über die Kaperung der Lady of the Sea zu schreiben. Vielleicht würde sie dafür sogar den Pulitzerpreis bekommen, dachte sie, während sie aus zwei
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