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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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bekannt, aber vielleicht werde ich mein Wissen auffrischen müssen, was die Einzelheiten angeht.«
    Der alte Richter ging zu seinem Schreibpult, nahm ein abgegriffenes Manuskript und reichte es ihr. Er sah sie etwas verlegen an.
    »Danke, dass du für mich einspringst, Fidelma. Ich muss mich jetzt auf den Weg machen. Ich lasse dir meinen Schreiber, Bruder Corbb, hier. Er wird dir mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    Er hob die Hand zu einer Art Abschiedsgruß, nahm die lederne Büchertasche, die er bei ihrer Ankunft gerade gepackt hatte, und verließ den Raum.
    Fidelma stand einen Moment lang reglos da und blickte mit |388| einem leicht amüsierten Lächeln auf die geschlossene Tür. Brehon Spélan hatte ihr kaum Zeit zum Nachdenken gegeben, und sie hoffte, dass sie sich nicht zu einer falschen Entscheidung hatte drängen lassen. Sie senkte den Blick zu dem Gesetzestext, den ihr der alte Richter in die Hand gedrückt hatte, und seufzte tief auf. Was wusste sie wirklich über dieses Gesetz? Sie ließ sich am Schreibpult nieder, den Brehon Spélan geräumt hatte, und legte das Manuskript vor sich hin.
    Seit alter Zeit gab man in den fünf Königreichen von Éireann Kinder in Ziehfamilien, in allen gesellschaftlichen Schichten tat man das. Sie wurden in fremde Familien gegeben, um dort aufzuwachsen und erzogen zu werden, gewöhnlich geschah das im Alter von sieben Jahren. Die Kinder blieben dort, bis sie das Alter der Wahl erreichten, was für Mädchen mit vierzehn Jahren der Fall war, für Jungen mit siebzehn Jahren.
    Eine Ziehfamilie konnte ein Kind aus Zuneigung oder gegen Bezahlung aufnehmen. Könige schickten ihre Söhne zu anderen Königen, um sie von ihnen erziehen zu lassen. War nicht Lugaid, der Sohn des Hochkönigs Conn Cétchathach von den Uí Néill, zum König von Muman, Ailill Olum von den Eóghanacht, geschickt worden, um von ihm aufgezogen und erzogen zu werden? Durch dieses System entstanden enge Bande zwischen den Familien. Diese Bande betrachtete man als heilig, und oft entwickelten Ziehkinder eine engere Beziehung zu ihren Zieheltern als zu Mitgliedern ihrer eigenen Familie. Es hatte Fälle gegeben, in denen ein Krieger freiwillig sein Leben opferte, um das seines Ziehvaters oder Ziehbruders zu retten.
    Jemand hatte Fidelma einmal erzählt, dass im Jahr ihrer Geburt, während der großen Schlacht von Magh Roth, der Hochkönig Domhnall mac Aedo sich große Sorgen um seinen rebellischen Ziehsohn Congal Cáel, König der Ulaídh, gemacht hatte, gegen den er zu Felde zog. Obwohl Congal versuchte, seinen |389| Ziehvater vom Thron zu stürzen, betrachteten Ziehvater und Ziehsohn einander mit Zuneigung, und als Congal getötet wurde, trauerte Domhnall, als hätte er die Schlacht verloren.
    Die Regeln für das Leben von Ziehkindern in Ziehfamilien waren bis ins kleinste Detail im Gesetz festgehalten.
    Fidelma blätterte eine Weile in dem Manuskript. Dann merkte sie plötzlich, wie viel Zeit verstrichen war. Sie streckte die Hand nach einer kleinen, silbernen Handglocke aus und läutete damit. Sofort öffnete sich die Tür, und ein Mönch mit schmalem Gesicht und gebeugten Schultern eilte ins Zimmer und blieb vor ihr stehen.
    Bruder Corbb war schon seit vielen Jahren Brehon Spélans Schreiber. Er sah nicht gerade einnehmend aus, aber Fidelma wusste, dass er seine Arbeit bestens verstand und sich ebenso gut mit dem Gesetz auskannte wie viele, die eine Ausbildung auf dem Gebiet hatten.
    »Hat Brehon Spélan dir mitgeteilt, dass er mich gebeten hat, während seiner Abwesenheit die Verhandlung zu dem Todesfall durch mangelnde Aufsicht zu führen?«, fragte Fidelma.
    Der schmalgesichtige Mann nickte. Es war eine schnelle Bewegung, die ein wenig an einen kleinen Vogel erinnerte.
    »Das hat er, Lady.« Bruder Corbb zog es offensichtlich vor, ihre religiöse Stellung zu ignorieren und sie als Schwester Colgús, des Königs von Muman, anzureden.
    »Mir wurde gesagt, es handele sich um den Tod eines Ziehkindes. Wer ist der Kläger?«
    »Fécho, der Vater des toten Kindes. Er ist Schmied.«
    »Und der Beschuldigte?«
    »Colla, ein Stellmacher. Er stellt Wagen her, Lady.«
    »Sind sie beide im Verhandlungssaal anwesend? Und sind auch alle Zeugen in dieser Angelegenheit versammelt?«
    »Ja. Soll ich dir etwas zu ihnen erzählen?«
    |390| Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte nicht im Voraus urteilen, Bruder Corbb. Ich werde die Zeugen selbst anhören und mir dabei mein eigenes Urteil bilden.«
    »Wie du es

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