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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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wahrheitsgemäß berichtet, dass wir vereinbart hatten, dass ich seinen Sohn Enda aufziehen und ihn in der Kunst des Wagenbauens unterweisen sollte. Im Gegenzug versprach Fécho, alle Arbeiten, für die ich seine Schmiedekünste benötigte, für mich auszuführen.«
    »Dann berichte uns nun, wie Enda zu Tode kam. Du leugnest nicht, dass es geschah, während er unter deiner Obhut stand?«
    »Er stand unter meiner Obhut als Ziehvater, als er starb«, bestätigte Colla. »Ich streite allerdings ab, dass irgendeine Nachlässigkeit oder Handlung meinerseits seinen Tod verursacht hat.«
    Er schwieg einen Moment, wie um seine Gedanken zu sammeln.
    »Es war am Morgen. Meine Frau war beim Wäsche waschen, ich ging mit meinen beiden Lehrlingen in die Werkstatt. Die jüngeren Kinder, meine Töchter Una und Faife und mein Sohn Maine sowie der kleine Enda durften noch eine Stunde spielen. Sobald meine Frau mit der Wäsche fertig war, wollte sie ihnen Schreibunterricht geben.« Colla warf einen kurzen Blick zu Fécho hinüber. »Es war Teil unserer Abmachung, dass Enda zusammen mit meinen eigenen Kindern lesen und schreiben lernen sollte.«
    Fidelma nickte. »Das ist so üblich. Fahre fort.«
    |399| »Ich glaube, es war noch keine Stunde vergangen, als ich einen Schrei hörte. Mein Sohn Maine, er ist neun Jahre alt, kam zu mir gerannt und sagte mir, es sei etwas passiert. Enda sei in den Teich gefallen und ertrunken.«
    »Hineingefallen?«, fragte Fidelma scharf nach. »Enda hat also nicht im Teich gebadet?«
    Colla schüttelte den Kopf.
    »Keines der Kinder hat gebadet.«
    »Beschreibe mir bitte den Teich.«
    »Er liegt etwa zweihundert Schritte vom Haus entfernt. Er ist zwischen Bäumen versteckt, ist weder groß noch tief. Er wird von einer kleinen Quelle gespeist, und ich lasse meine Rinder dort trinken.«
    »Kannst du seine Größe abschätzen?«
    »Der Teich ist rund und hat einen Durchmesser von ungefähr zweihundert Fuß. Ich kann hindurchwaten, ohne dass mir das Wasser bis zur Brust reicht.«
    »Was geschah als Nächstes?«
    »Ich rannte zum Teich, meine Lehrlinge folgten mir. Dort sah ich den Jungen mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser treiben. Ich watete hinein und trug ihn ans Ufer, aber er war bereits tot.«
    »Hat Maine dir erzählt, was geschehen war?«
    »Mein Sohn sagte, er sei zufällig am Teich vorbeigekommen und habe Enda im Wasser liegen sehen. Daraufhin habe er mich geholt.«
    »Waren die anderen Kinder, deine Töchter, auch dort?«
    Colla schüttelte den Kopf.
    »Enda war also allein, als er ins Wasser fiel?«
    »Ich habe meine Kinder genau befragt. Sie waren zuerst alle in den Wald hinter dem Teich gegangen. Sie wollten
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spielen – Verstecken. Faife zufolge wurde Enda anscheinend |400| nach einer Weile des Spiels überdrüssig und ging weg. Später hatte auch Maine keine Lust mehr zum Versteckspielen und wollte nach Hause, als er Enda sah. Das ist alles, was wir wissen.«
    »Und dann?«
    »Dann konnte ich nichts mehr tun, als die Leiche des kleinen Enda zu seinem Vater zu bringen. Was hätte ich sonst machen sollen? Ich habe seinen Tod nicht verschuldet. Ich habe meine Aufsichtspflicht nicht vernachlässigt. Es war ein Unfall.«
    Fidelma seufzte leise.
    »Sag mir noch eines, Colla: Gibt es am Ufer des Teichs Steine oder scharfkantige Felsen?«
    Der Stellmacher schüttelte sofort den Kopf.
    »Ich habe es dir bereits gesagt, ich führe meine Rinder zum Trinken dorthin. Die Ufer sind morastig und flach.«
    »Und du hast Enda voll bekleidet im Teich gefunden?«
    »Ja.«
    »Wie, glaubst du, ist er dort hingelangt?«
    »Wie …? Ich nehme an …« Colla überlegte.
    »Hast du nicht darüber nachgedacht, wie er in den Teich gefallen sein könnte?«, bohrte Fidelma. »Denn ich sehe dir an, dass du jetzt denkst, es ist seltsam, dass ein Kind in einen Teich fallen konnte, der von flachen Ufern umgeben ist, von denen aus Rinder sicher trinken können.«
    »Vielleicht watete er hinein, um etwas zu holen, rutsche aus und fiel …«
    »Und zog sich dabei die Wunde am Hinterkopf zu?«, fragte Tassach höhnisch von der anderen Seite des Saals.
    »Natürlich ist der Junge gefallen. Er hat doch ständig Unfug getrieben. Der Junge war ein Dieb und ein Lügner!«
    Die Frau, die schweigend an Collas Seite gesessen hatte, war aufgesprungen, während sie das rief.
    |401| Fidelma sah sie streng an und wartete, bis Bruder Corbb unter den aufgebrachten Mitgliedern von Féchos Familie wieder für Ruhe gesorgt

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