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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Dathal überrascht, der wohl dein Verbindungsmann zu den Bootsleuten und zu Conna war.«
    Abaoth stand kreidebleich da und schwieg.
    »Muss ich meine Zeit damit verbringen, dir die Beweise für all das vorzulegen, Abaoth? Ich werde beim Verhängen der Strafen und beim Festlegen der Entschädigung wesentlich weniger großzügig verfahren, wenn ich darauf unnötig viel Zeit verschwenden muss.«
    Abaoths Schultern waren nach unten gesackt.
    Fidelma wandte sich nun Olcán zu, der den anderen Händler voller Wut anschaute.
    |155| »Olcán«, sagte sie mit scharfer Stimme, »du würdest gut daran tun, darüber nachzudenken, warum deine Leute sich so leicht überreden ließen, dich zu verraten. Ein weiser Spruch besagt, dass eine geschlossene Hand nur mit einer geballten Faust beantwortet wird. Ein Geizkragen zieht immer nur Pech auf sich.«

|156| WIE EIN HUND, DER ZURÜCKKEHRT …
    »Sie ist sehr schön«, sagte Schwester Fidelma leise.
    »Schön?«, fragte Abt Ogán in ungläubigem Tonfall. »Schön? Sie ist unvergleichlich. Den Ehrenpreis eines Hochkönigs wert, wenn nicht mehr.«
    Fidelma runzelte leicht die Stirn und wandte sich dem Mann zu, der mit einer solchen Begeisterung gesprochen hatte; ihr lag eine Frage auf den Lippen. Da merkte sie, dass der Abt, ein Mann mittleren Alters, gar nicht auf die kleine Marmorstatue des jungen Mädchens in Nonnentracht sah, die gleich beim Betreten der Kapelle des Klosters ihren Blick auf sich gezogen hatte, sondern hinter die Statue, die am vorderen Rand einer kleinen Nische stand. Darin befand sich auf einem kleinen Altar ein mit kostbaren Metallen und Edelsteinen kunstvoll verziertes Reliquienkästchen.
    Fidelma betrachtete es einen Augenblick lang kritisch.
    »Es ist wirklich sehr wertvoll«, meinte sie schließlich. Doch für sie war das nichts Besonderes. Sie hatte auf ihren Reisen schon viele solche kleinen Schreine gesehen, die alle gleichermaßen kostbar gewesen waren.
    »Wertvoll? Der Schrein ist atemberaubend, und er enthält das Original der
Confessio,
vom Heiligen Patrick eigenhändig niedergeschrieben.« Abt Ogán war sichtlich verärgert darüber, dass sie die Reliquie nicht genügend würdigte.
    |157| Fidelma war nicht sonderlich beeindruckt und ließ sich von seinem missbilligenden Blick nicht aus der Ruhe bringen.
    »Wer ist das junge Mädchen, dessen Statue den Zugang zur Nische bewacht?«, fragte sie, um die Unterhaltung auf das ihrer Meinung nach interessantere Objekt zu lenken. Irgendwie hatte der Künstler der jungen Nonne Leben eingehaucht, ihr eine Vitalität verliehen, die durch die Falten des kalten Steins drang. Es war, als würde sie gleich vom Sockel springen und die Kirchgänger in der winzigen Klosterkirche mit ausgestreckten Armen begrüßen.
    Der Abt riss sich nur widerstrebend von der Betrachtung des berühmtesten Schatzes seiner Gemeinde los, des Reliquienschreins des Heiligen Patrick. Seine Miene verdüsterte sich ein wenig.
    »Das ist ein Bildnis von Schwester Una«, sagte er kurz angebunden.
    Fidelma legte den Kopf zur Seite, um die Statue aus allen Blickwinkeln zu studieren. Sie konnte es nicht fassen, wie lebendig die Figur war. Es schien fast, als wäre der Künstler in sein Modell verliebt und nur dadurch in der Lage gewesen, ein so inniges Gefühl auf den kalten Marmor zu übertragen.
    »Wer hat dieses Kunstwerk geschaffen?«, fragte sie.
    Der Abt schniefte; es war nicht zu übersehen, dass er ihr Interesse missbilligte.
    »Einer unserer Brüder, Duarcán.«
    »Und warum steht die Statue in der Kapelle? Ich dachte, nur den Heiligen würde eine solche Ehre zuteil?«
    Abt Ogáns Mundwinkel sanken nach unten. Er zögerte, doch als er Fidelmas entschlossene Miene sah, antwortete er: »Hast du die Geschichte von Schwester Una noch nicht gehört?«
    Fidelma verzog gereizt das Gesicht. Es war doch wohl klar, |158| dass sie nicht gefragt hätte, wenn ihr die Geschichte bekannt gewesen wäre. Der Abt fuhr fort: »Sie wurde vor etwa zwanzig Jahren genau an dieser Stelle hier ermordet.«
    »Was ist geschehen?« Fidelmas Augen hatten sich geweitet und blickten noch interessierter.
    »Schwester Una kam in die Kapelle, als gerade jemand versuchte, die heilige Reliquie zu stehlen. Der Dieb schlug sie nieder und floh, aber ohne den Schrein.«
    »Wurde er gefasst?«
    »Man hat ihn erwischt.«
    »Welches Urteil haben die Brehons gesprochen?«
    »Unsere Gemeinschaft liebte Schwester Una sehr.« Die Züge des Abts waren in tiefe Furchen gelegt, und in

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