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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Männerstimme.«
    »War es die Stimme deines Vaters?«
    »Damals glaubte ich das nicht. Aber die Zeit bringt oft Einzelheiten durcheinander.«
    »Deine Erinnerung scheint sehr klar zu sein.«
    »Ich sage dir die Wahrheit«, antwortete sie wie zur Rechtfertigung.
    »Was ist dann geschehen?«
    »Ich sah meinen Vater aus der Kapelle kommen. Eine Stimme rief ›Tanaí hat Una ermordet!‹, oder soähnlich. Ich sah, wie mein Vater rannte. Später wurde mir klar, dass er zu den Räumen des Abts lief, weil er um sein Leben fürchtete. Aber die Leute waren |167| empört und wütend. Ich wusste nicht, was geschehen war. Eine der Nonnen brachte mich in unsere Zimmer, und dort blieb ich, bis meine Mutter, die vor Gram zusammengebrochen war, hineingetragen wurde. Sie hatte gesehen, wie mein Vater …« Ihre Stimme versagte. Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann fort: »Sie hatte gesehen, wie mein Vater vor den Räumen des Abts gelyncht wurde. Sie hat sich davon nicht mehr erholt und ist bald darauf gestorben.«
    Beide schwiegen eine Zeitlang.
    »Nach dem, was du berichtest, kann dein Vater Una nicht getötet haben«, bemerkte Fidelma schließlich. »Hast du deine Geschichte denn nie erzählt?«
    Muiríol nickte.
    »Ich habe sie dem alten Abt erzählt, aber man glaubte mir nicht.«
    »Aber hast du sie auch dem Brehon erzählt, der den Vorfall untersuchte?«
    »Der Vorfall wurde im Kloster jahrelang geheim gehalten, bis der alte Abt starb. Der Abt fühlte sich schuldig, weil Mitglieder seiner Gemeinde an einem Fall von Lynchjustiz beteiligt gewesen waren, und das wollte er nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen. Also wurde es den Brehons nicht gemeldet. Die Klostermitglieder hatten also allen Grund, freundlich zu mir zu sein; sie zogen mich als eine der Ihren auf. Nachdem der alte Abt gestorben war, kümmerte die Geschichte von Una und meinem Vater niemanden mehr.«
    »Wenn du das alles weißt, warum bist du im Kloster geblieben?«
    Muiríol zuckte die Achseln.
    »Ich hoffte, eines Tages den Schuldigen zu finden. Irgendjemand in diesem Kloster hat Schwester Una ermordet und ist auch verantwortlich für den Tod meines Vaters.«
    |168| »Also wünschst du dir, dass der Name deines Vaters reingewaschen wird?«
    Muiríol verzog das Gesicht.
    »Ja, das war mein Wunsch. Seither sind zwanzig Jahre vergangen. Interessiert das alles heute noch jemanden?«
    »Die Gerechtigkeit ist stets an Gerechtigkeit interessiert.«
    »Heißt es nicht, dass zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit kaum ein Unterschied besteht?«
    »Würde ich das glauben, wäre ich nicht Anwältin bei Gericht«, erwiderte Fidelma.
     
    Fidelma war verärgert. Sie konnte nicht schlafen, sie musste ständig an den Tod der jungen Schwester Una denken. Sie warf sich eine Ewigkeit hin und her, doch der Schlaf blieb aus. Dann setzte sie sich auf; Mitternacht war wohl längst vorbei.
    Schließlich erhob sie sich von ihrem Bett, kleidete sich an und beschloss, in die Klostergärten hinunterzugehen und in der kühlen Sommernacht einen Spaziergang zu machen. Der einzige Weg zum Garten, den sie kannte, führte durch die Kapelle.
    Als sie die Tür zu der kleinen Kirche öffnete, hörte sie es fast augenblicklich: ein leises Stöhnen, gefolgt von einem Geräusch, das klang, als klatsche Leder auf etwas Weiches. Das Stöhnen wurde lauter und schmerzerfüllter.
    Dann ertönte eine Stimme:
»Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!«
    Die Männerstimme kam ihr bekannt vor. Sie kniff die Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit, um den reuigen Sünder ausfindig zu machen.
    Vor der Marmorstatue von Schwester Una kniete eine Gestalt, den Kopf beinahe bis zum Boden gesenkt. Der Rücken war nackt, die Kutte bis zur Hüfte hinuntergezogen. In einer |169| Hand hielt die Gestalt einen Ledergürtel, mit dem sie sich wieder und wieder auf den Rücken schlug, bis er blutete, wie sie im Kerzenlicht sah. Immer wenn das Leder auf das Fleisch niedergesaust war, ertönte das Stöhnen und die gemurmelten lateinischen Worte der Reue.
    Fidelma trat vor.
    »Ich verlange eine Erklärung, Abt Ogán!«, forderte sie kalt.
    Der Abt erstarrte einen Augenblick und richtete langsam den Oberkörper auf, blieb aber auf dem Fußboden knien.
    »Das ist eine persönliche Buße«, antwortete er rau; er flüchtete sich in Zorn, um sein Erschrecken darüber zu verbergen, dass er entdeckt worden war. »Du hast kein Recht, hier zu sein.«
    Fidelma ließ sich von seiner Feindseligkeit nicht

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