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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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wurde nicht einmal gestohlen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte der Abt stirnrunzelnd.
    Sie ignorierte seine unausgesprochene Frage.
    »Du hast gesagt, du wärst nicht der Einzige gewesen, der in Una verliebt war«, fuhr sie fort. »Wer von denen, die jetzt noch im Kloster sind, war ebenfalls in sie verliebt?«
    Der Abt dachte einen Moment nach.
    »Liag natürlich. Und Duarcán.«
    »Hat Una einer bestimmten Person gegenüber eine besondere Zuneigung gezeigt?«
    Ogán machte ein finsteres Gesicht und zuckte dann abschätzig die Schultern.
    »Es ging das Gerücht, dass sie und Liag heiraten würden. Ich nahm an, sie würden das Kloster verlassen und miteinander eine Schule aufmachen.«
    »Und du hast Bruder Duarcán erwähnt. Ist das jener Duarcán, der diese Statue geschaffen hat? Als ich dich fragte, von wem sie sei, hast du diesen Namen genannt.«
    Der Abt nickte zögernd.
    »Ja«, bestätigte er. »Ich glaube, er war sehr eifersüchtig auf Liag. Als er die Statue fertig hatte, wollte er nicht länger als |173| Bildhauer arbeiten. Welche Verschwendung eines großen Talentes!«
    »Es ist spät«, seufzte Fidelma. »Bevor ich morgen früh das Kloster verlasse, würde ich gerne mit Bruder Duarcán sprechen. Wo kann ich ihn finden?«
    »Er wird in der Klosterküche sein. Er putzt und kocht jetzt für die Gemeinde.«
    Am nächsten Morgen traf Fidelma Duarcán, einen großen, dunklen Mann, beim Waschen von Küchengerätschaften an. Als sie zu ihm trat, blickte er auf und hielt in seiner Arbeit inne. Er lächelte nervös.
    »Du bist Fidelma von Cashel. Ich habe von dir gehört.«
    Fidelma neigte zur Bestätigung den Kopf.
    »Dann wirst du vielleicht auch gehört haben, dass ich Anwältin beim Gericht der Brehons bin?«
    »Ja.«
    »Es heißt, du seiest in Schwester Una verliebt gewesen.«
    Der Mann errötete. Er stellte den Topf, den er gerade saubermachte, hin, verschränkte die Hände vor dem Körper und drehte sich zu ihr.
    »Das leugne ich nicht«, sagte er ruhig.
    »Und sie hat deine Gefühle nicht erwidert?«
    Duarcáns Mundwinkel erstarrten.
    »Das stimmt nicht. Wir wollten heiraten.«
    Fidelma zog eine Augenbraue hoch.
    »Und was ist mit der Geschichte, dass sie Liag heiraten und mit ihm gemeinsam eine Schule gründen wollte?«
    »Wenn dir das Bruder Liag erzählt hat, dann lügt er. Das hatten
wir
vor, Una und ich.«
    Fidelma beobachtete seinen Gesichtsausdruck genau. Ihre Blicke trafen sich; in seinen Augen lag eine Offenheit, die sie nur schwer anzweifeln konnte.
    |174| »Man hat mir gesagt, du wärst einst ein guter Bildhauer gewesen, und die wunderschöne Statue von Una in der Kapelle wäre dein Werk. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Warum vergeudest du dein Talent?«
    »Vergeuden? Nachdem ich Una im Marmor wieder zum Leben erweckt hatte, ist mein Talent gestorben. Ich habe nichts mehr zu geben. Ich existiere nur noch und warte auf den Tag, an dem ich mit Una im Geist wieder vereint sein kann.«
    Er sagte das alles ohne Theatralik, beiläufig, wie jemand, der eine nüchterne Bemerkung über das Wetter macht.
    »Erinnerst du dich, wo du warst, als Una getötet wurde?«, hakte Fidelma nach.
    »Glaubst du, ich würde die Ereignisse jenes Tages vergessen?« Seine Stimme bebte. »Ja, ich erinnere mich. Ich war in meinem Atelier, von dem aus man in den Garten schauen kann. Ich war der Steinmetz und Bildhauer des Klosters. Una war an jenem Morgen bei mir gewesen. Wir hatten vor, mit dem alten Abt zu sprechen – er ist jetzt tot –, um ihm zu sagen, dass wir heiraten und aus dem Kloster weggehen würden. Als Una das Atelier verließ, blickte ich ihr nach, wie sie zur Kapelle ging.«
    »Also hast du sie den Klostergarten durchqueren gesehen?«
    Duarcán nickte.
    »Und du hast beobachtet, wie sie auf das Tor der Kapelle zuschritt?«
    »Nein. So weit konnte ich nicht sehen. Das Tor war von den Sträuchern und Bäumen des Gartens verdeckt.«
    »Was hast du dann gesehen?«
    »Tanaí und seine Tochter waren im Garten. Tanaí arbeitete. Ich sah, wie Una an ihnen vorbeiging und kurz mit ihnen sprach. Dann lief sie weiter. Als ich ein paar Minuten später erneut hinausblickte, erhob sich Tanaí gerade und rannte hinter |175| Una her. An der Art, wie er sich bewegte, war etwas seltsam. Er wirkte schnell, entschlossen.«
    »Hast du etwas gehört?«
    »Gehört?« Er schüttelte den Kopf. »Ich war mit meiner Arbeit beschäftigt. Ich weiß nicht einmal, weshalb ich aus dem Fenster geschaut habe. Kurz darauf war es eher der Anblick der

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