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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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beeindrucken.
    »Im Gegenteil. Mir als
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am Gericht der Brehons sind keine Türen verschlossen, Abt Ogán, besonders, wenn es so aussieht, als wäre ein Verbrechen begangen worden.«
    Der Abt erhob sich von den Knien und zog die Kutte über die Schultern. Fidelma war aufgefallen, dass sein Rücken voller Narben war. Es war ihr gleichgültig, dass der Abt sich geißelte; viele Mystiker der Kirche taten das, obwohl sie selbst solche Praktiken sehr abstoßend fand. Die Narben, so viel war selbst bei Kerzenlicht klar zu erkennen, wiesen darauf hin, dass sich der Abt seit vielen Jahren selbst züchtigte.
    Ogán ging in die Defensive.
    »Was für ein Verbrechen?«, brauste er auf.
    Fidelma wies mit einer Kopfbewegung auf die Statue von Schwester Una.
    »Du scheinst dich wegen ihres Todes schuldig zu fühlen«, sagte sie plötzlich mit scharfer Stimme.
    Abt Ogán blinzelte heftig.
    |170| »Wäre ich damals in der Kapelle gewesen, hätte Una Tanaí nicht allein gegenübergestanden.«
    Fidelma zog die Augenbrauen zusammen.
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Am Tag ihres Todes hatte ich den Auftrag, die Kapelle sauberzumachen. Aus reiner Faulheit und Trägheit habe ich die Arbeit hinausgeschoben.«
    »Ich verstehe. Also warst du nicht hier, wo du hättest sein sollen. Wenn du dich deswegen schuldig fühlst, dann ist das deine Sache. Aber in welchem Moment hast du angefangen, die Leute auf Tanaí zu hetzen?«
    Das Gesicht des Abts verfinsterte sich.
    »Wer hat gesagt, dass ich das getan hätte?«, fragte er vorsichtig.
    »Bestreitest du es?«
    »Ich … ich stieß auf die Menschenmenge, als er durch den Garten floh. Alle schrien. Sie fingen Tanaí ein und hängten ihn am Baum vor den Räumen des alten Abts auf. Erst dort erfuhr ich von Unas Tod und wurde mir über meine Schuld klar, denn wenn ich hier gewesen wäre …«
    »Das Wörtchen ›wenn‹ bringt uns nicht weiter«, fauchte Fidelma. »Also bist du nicht Zeuge der Tat gewesen? Du hast nicht mit eigenen Augen gesehen, dass Tanaí ein Mörder und verhinderter Dieb war?«
    Abt Ogán schüttelte den Kopf.
    »Alle riefen, dass Tanaí es getan hatte.«
    »Aber irgendjemand muss es als Erster gerufen haben. Wer hat Tanaí als Erster als Mörder bezeichnet?«
    Wieder schüttelte der Abt verwirrt den Kopf.
    »Vielleicht können sich einige von denen, die zu jener Zeit hier waren und im Kloster geblieben sind, an mehr erinnern als ich«, erwiderte er.
    |171| »Und wer ist das?«
    »Bruder Liag, Bruder Librén, Bruder Duarcán und Bruder Donngal. Alle anderen, die damals hier gelebt haben, sind entweder gestorben oder weggegangen.«
    »Du hast Tanaís Tochter, Schwester Muiríol, vergessen«, bemerkte Fidelma.
    Der Abt zuckte die Schultern.
    »
Und
Schwester Muiríol. Aber sie war zur Zeit der Tat erst zwölf Jahre alt. Von ihr hat niemand Notiz genommen, denn wie jede treuergebene Tochter schwor sie, dass ihr Vater unschuldig sei.«
    Fidelma hielt einen Augenblick inne und blickte wieder auf die lebhaften Züge der Statue. Plötzlich kam ihr eine Idee.
    »Sag mir, Ogán, war irgendjemand aus der Gemeinde verliebt in Una?«
    Der Abt wirkte irritiert und schürzte verbittert die Lippen.
    »Das waren wir wohl alle«, sagte er kurz.
    »Ich glaube, du weißt, was ich meine.«
    Bei den Nonnen und Mönchen der Kirche in Irland war die Ehe nicht verboten. Die meisten Klöster, wie dieses hier, waren gemischte Gemeinden, in denen Männer und Frauen lebten und im Dienst der neuen Religion ihre Kinder großzogen.
    Fidelma sah, dass sich Ogáns Kinn ein wenig vorschob.
    »Ich glaube, dass einige der Brüder emotional und körperlich in sie verliebt waren. Sie war eine sehr attraktive Frau, wie du bemerkt haben wirst, denn diese Statue ist ihr Ebenbild.«
    »Warst du selbst auch verliebt in sie?«
    Der Abt blickte mürrisch.
    »Ich war bestimmt nicht der Einzige.«
    »Das war nicht meine Frage.«
    »Ich gebe es zu. Da war eine Zeit, in der ich dachte, wir hätten im heiligen Sakrament der Ehe vereint werden können. |172| Warum stellst du solche Fragen? Das hat doch nichts mit dem Mord an ihr zu tun.«
    »Nein?«
    Abt Ogáns Augen verengten sich.
    »Wessen beschuldigst du mich?«
    »Wenn ich dich beschuldige, wirst du es merken. Im Augenblick stelle ich einfach nur Fragen.«
    »Una wurde getötet, weil sie den heiligen Reliquienschrein beschützte, den Tanaí stehlen wollte. Andere Überlegungen sind unnötig.«
    »Wie kannst du so sicher sein? Es gab keine Zeugen. Der Reliquienschrein

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