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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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spielte sie nervös an einer langen, bunten Kette.
    »Frau Rahimi«, begann die Eisenstädter mit ruhiger Stimme. »Sie wissen ja, worum es geht. Ist Ihnen in letzter Zeit irgendwas an Berivan aufgefallen? War sie anders als sonst?«
    Frau Rahimi zog leicht die rechte Schulter hoch. Kurz sah sie zu David.
    »Nein«, sagte sie dann. »Berivan ist wie immer.«
    »Geht sie gerne in den Kindergarten?«, fragte Marie Eisenstädter.
    Die Mutter nickte bekräftigend.
    »Manchmal weckt sie mich schon um sechs Uhr, weil sie Angst hat, sie kommt sonst zu spät.« Die Vereinsvorsitzende nickte.
    »Und hat sie von David erzählt?«
    »Ja, sehr viel. Das ging in einem fort: David hat dies, David macht das. Und zu ihrem Papa sagt sie immer: Aber der David macht das so und so. Sie hat ihn sehr gerne.«
    »Aber was denken Sie über das Foto?«, fragte die Schneider. Frau Rahimi rutschte ein wenig auf ihrem Stuhl hin und her, ihre dunklen großen Augen, blickten langsam von einem zum andern.
    »Ich weiß nicht. Foto ist Foto – irgendwie macht es mich doch unsicher.«
    »Würden Sie Ihre Tochter weiter mit gutem Gewissen in den Kindergarten zu uns schicken, wenn Sie wüssten, David Liebig arbeitet hier noch?«
    Frau Rahimi sah die Schneider nachdenklich an.
    »Haben Sie meine Frage verstanden, Frau Rahimi?«, fragte diese nach.
    Berivans Mutter nickte rasch. »Natürlich.« Sie sah kurz zu David, zu mir, zur Eisenstädter.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie dann. »Ich will niemanden anschuldigen, der vielleicht keine Schuld hat. Aber natürlich ist mir mein Kind am wichtigsten.« Man sah, wie sie litt. Wie unangenehm und peinlich ihr die ganze Situation war. Ich wollte, dass es endlich ein Ende hatte.
    »Also«, fing ich noch mal an. Die Worte purzelten aus meinem Mund und ich wollte gar nicht darüber nachdenken, ob sie hilfreich waren. »Ich kenne David ja hier von allem am besten. Am nähesten. Und ich kann nur sagen – David benimmt sich sehr, äh, männlich. Sehr normal männlich.« Ich spürte, wie ich hochrot anlief.
    »Danke, Tabea«, sagte die Eisenstädter mit einem kleinen Schmunzeln in den Mundwinkeln. »Ich verstehe schon, was du sagen willst.«
    Auch David schenkte mir ein winziges Lächeln.
    »Das heißt doch nichts«, fuhr die Schneider darüber hinweg. »Wie viele Pädophile gibt es, die sonst ganz normale Familienväter sind.«
    »Ich bin nicht pädophil«, stieß David aus. »Heutzutage kann man mit Photoshop oder so was jedes Foto fälschen!«
    »Dann beweis das mal«, sagte Jessica hämisch. Ich verstand nicht, wieso sie und Regine so einen Spaß daran hatten, David fertigzumachen.
    »Beweist ihr mir, dass das Foto nicht gefälscht ist!«, entgegnete er. An seinen Schläfen erschien wieder jene dicke Ader, die von großer Wut zeugte.
    »Aber David, mal im Ernst«, sagte Marie Eisenstädter. »Können Sie sich denn vorstellen, dass es in Ihrem Umfeld jemanden gibt, der Ihnen übel mitspielen will? Vielleicht jemand von früher?«
    Er zuckte mit den Schultern, scharrte leicht mit den Füßen. Langsam schüttelte er den Kopf. Und ich spürte genau, dass dies eine Lüge war – seine erste. Da gab es jemanden, ganz bestimmt. Warum wollte er nichts dazu sagen? Mir schien, als ob auch Marie Eisenstädter dies bemerkte. Aber sie akzeptierte seine Lüge.
    Ich griff nach dem anonymen Schreiben, das auf dem Tisch lag, und sah mir die Fotos noch einmal genau an. Das große zeigte eindeutig David mit Berivan. Doch das Bild war nicht auf Fotopapier ausgedruckt, deshalb war es nicht zu 100 Prozent scharf. Man erkannte, dass David Berivan mit der rechten Hand am Po abstützte. Aber wo seine Finger genau lagen, das konnte man nicht sehen.
    Dafür gab es die Detailaufnahme. Und zugegeben – die war eindeutig. Es war ein ekelhafter Anblick, wie sich die zwei Finger unter das Bündchen der Bikinihose schoben. Aber mein Innerstes sträubte sich vehement dagegen, das hier so offensichtlich Dokumentierte zu glauben. Irgendetwas stimmte nicht. Doch ich erkannte einfach nicht, was. Marie Eisenstädter gab mir mit einem kleinen Wink zu verstehen, dass sie den Brief haben wollte. Ich schob ihn ihr zu. Meine Augen trafen Davids. Er hielt mich fest. Nun war ich noch stärker seine letzte Brandschutzmauer gegen den Feuersturm, der sich um ihn herum entfacht hatte.
    David würde bis auf Weiteres nicht in unserer Einrichtung arbeiten. Auch in keiner anderen. Er würde Bürojobs und Erledigungsfahrten machen. Marie Eisenstädter versprach,

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