Todesflut: Thriller
Wenn ich abschmiere, will ich dich nicht dabeihaben.«
Deena sah ihn weder böse an, noch protestierte sie, wie Stan es erwartet hatte. Sie verlor auch kein Wort über ihre Kamera. Sie warf ihm nur einen verständnisvollen Blick zu und stieg ohne ein weiteres Wort aus.
Stan gab Gas und hob ab. Er winkte Paige und ihren Kindern zu und nahm Kurs auf das Grand Hawaiian Hotel.
51. Kapitel
12:19
18 Minuten bis zum Eintreffen der vierten Welle
Als die Strömung umschlug und das Wasser wieder zurück aufs Meer hinausfloss, knirschte und krachte der Appartementblock immer lauter. Nach jedem Hilferuf ließ Kai den Sprechknopf los. Stimmen konnte er hören, die meisten verzerrt und unverständlich, aber auf seinen Notruf reagierte niemand. Alle auf dem Dach, auch Denise und Chuck, standen dicht bei ihm und hofften fieberhaft auf Antwort.
Kai wollte gerade wieder versuchen, auf sich aufmerksam zu machen, als in einer abgehackten Meldung der Name Rachel fiel. Kai befahl den anderen, die aufgeregt zu sprechen begannen, zu schweigen. Anfangs war die Verbindung mal laut, mal leise, dann wurde sie klarer, als käme jemand näher.
»Ich wiederhole, Rachel auf … Hawaiian … bin auf dem Rückflug … holen. Sind … da?«
Dann kam klar und deutlich Rachel. »Die Verbindung ist schlecht. Hier spricht Rachel Tanaka auf dem Grand Hawaiian. Wiederholen Sie.«
Nun war die Stimme ohne Unterbrechungen zu hören. »Rachel, hier spricht Stan Milner von Wailea Tours. Ich komme aus Tripler, um Sie zu holen. Halten Sie sich bereit.«
»Stan, hören Sie«, sagte Rachel. »Sie müssen zuerst meinen Mann und seine Tochter holen.«
»Sie sind nicht allein?«
»Doch. Mein Mann und seine Tochter sind auf einem weißen Appartementgebäude einen guten Kilometer nordöstlich von mir.« Über das Walkie-Talkie konnte Kai ein lautes Krachen hören. Es stand noch schlimmer um das Grand Hawaiian, als er befürchtet hatte. Es war offensichtlich im Begriff einzustürzen. Seine Frau schwebte in höchster Lebensgefahr, und er konnte ihr nicht helfen.
»Soll ich dort zuerst hinfliegen?«, fragte der Pilot.
»Nein!«, widersprach Kai. »Stan! Holen Sie zuerst Rachel …«
Chuck packte Kais Handgelenk und riss seinen Daumen vom Sprechknopf.
»Sind Sie verrückt?«, rief Chuck mit wildem Blick. »Wir müssen hier weg, bevor diese Bruchbude einstürzt.«
Brad stieß Chuck mit einer blitzartigen Handbewegung zur Seite, aber die Panik auf seinem Gesicht war ebenso groß wie die auf Chucks.
»Kai, tut mir leid, aber dieser Idiot hat recht. Wir sollten zuerst geholt werden.«
Rachel war deutlich durch den winzigen Lautsprecher zu hören: »Kai, nein! Bring Lani zuerst in Sicherheit. Pilot, wenn Sie mich hören können, holen Sie zuerst meinen Mann und meine Tochter.«
Kai wandte sich an Brad: »Das Grand Hawaiian hat die volle Wucht des Tsunamis abbekommen. Es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch steht.«
»Dasselbe gilt für dieses Gebäude«, erwiderte Brad. »Und noch einmal gehe ich nicht ins Wasser.«
»Hör endlich auf, immer nur an dich zu denken, du Mistkerl. Da drüben wartet meine Frau.«
»Kai«, meldete sich Rachel, »sei vernünftig. Deine Tochter ist bei dir und noch sieben weitere Menschen.«
»Ich bin Brads Meinung, Kai«, kam es nun auch von Teresa. »Wir müssen die Mädchen retten.«
»Vielleicht bin ich ein Mistkerl, aber du weißt so gut wie ich, dass ich recht habe. Rachel würde dir nie verzeihen.«
So sah also seine Wahl aus. Frau oder Tochter. Es gab keine richtige Antwort. Nur eine entsetzliche Entscheidung. Er blickte in die sorgenvollen Gesichter um sich herum.
Sie hatten natürlich recht. Er dachte nicht vernünftig. Lani war am wichtigsten. Kai drückte die Sprechtaste. Er strengte sich an, damit seine Stimme nicht versagte.
»Okay, Stan. Holen Sie uns zuerst. Sind noch andere Hubschrauber in dieser Gegend?«
»Nein.«
»Dann holen wir sie.«
»Wie viele sind Sie?«
»Acht.«
Schweigen am anderen Ende. Dann sagte Stan: »Mein Tank ist nicht mehr voll. Ich versuche es.«
Wenn jemand nicht mitkonnte, würde Kai seinen Platz mit Freuden Rachel abtreten und selbst auf dem Grand Hawaiian bleiben.
»Sie sollten meinen Eurocopter inzwischen sehen können, nordwestlich von Ihnen.«
Kai suchte den Himmel ab und sah einen Hubschrauber, der sich mit Tempo näherte. Er war klein, und Kai verstand nun, warum der Pilot verstummt war, als er ihre Zahl nannte.
»Hast du das gehört, Schatz?«, sagte er zu seiner
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