Todesflut: Thriller
an.«
Kai ging ins Wohnzimmer, um Brad ihren Erfolg zu melden, als er aus der Richtung des Balkons ein eigenartiges Zischen vernahm. Es war unverkennbar Gas, dem wenige Sekunden später das Tosen eines Feuers folgte. Kai rannte auf den Balkon, um zu sehen, wo es herkam. Er blieb abrupt stehen.
Nicht weit entfernt versperrte ein zwanzigstöckiges Hochhaus den Blick auf die Berge. Im neunten Stock dieses Gebäudes ragte ein riesiger Propangastank aus einem der Panoramafenster. Der Tank musste in den Bau eingedrungen und auf der dem Seaside zugewandten Seite stecken geblieben sein. Ein dicker Gasstrahl schoss aus einem Leck und verwandelte sich im selben Augenblick in eine Fackel.
»Brad, nichts wie weg!«, schrie Kai.
»Was ist passiert?« Brad erschien auf dem Nachbarbalkon.
»Er explodiert gleich! Haut ab!«
»Mia!«, rief Teresa im Treppenhaus.
Ohne ihr zu antworten, rannte Kai zurück ins Schlafzimmer, packte Lani bei der Hand und riss sie auf die Füße, bevor sie den zweiten Schuh zugebunden hatte.
Als sie aus der Wohnung stürzten, verschwand Teresa gerade durch die Eingangstür der anderen Wohnung, in der sich Brad und Mia aufhielten.
»Teresa! Zurück!«
Sie ignorierte Kais Warnung. Lani und Kai rannten in die gegenüberliegende Wohnung, und Kai schlug die Tür zu. Er schubste Lani über die Couch und folgte ihr. Sie waren kaum auf dem Fußboden gelandet, als der Tank in die Luft flog.
Obwohl mehrere Wände zwischen ihnen und der Explosion lagen, taten Kai die Ohren weh. Das Haus erbebte unter der Druckwelle. Die Tür der Wohnung wurde aus den Angeln gerissen, flog durchs Wohnzimmer, zerschmetterte das Fenster und schoss ins Freie. Kai deckte Lani instinktiv mit seinem Körper. Trümmer und Metallteile blieben in der Wand stecken. Eine unbeschreibliche Hitze versengte Kai die Haare auf den Armen. Ein Zischen an seinem Oberschenkel ließ ihn vor Schmerz aufschreien. Ein Stück glühendes Eisen prallte von der Wand ab.
»Alles in Ordnung?«, fragte er Lani, als wieder Stille herrschte.
»O mein Gott, Daddy!« Lani deutete auf sein Bein. »Du bist verletzt!«
Kai sah auf seine Hose. Sie hatte einen langen Riss quer über seinem Oberschenkel. Blut tropfte aus der Wunde, aber sie war nicht tief. Das Metallstück hatte lediglich die Haut geritzt. Ein wenig versetzt, hätte es ihm die Beinschlagader durchtrennen können.
»Es geht mir gut. Kein Grund zur Sorge.« Wenn der Schreck erst einmal vorbei war, würde er den Schmerz spüren, aber es sah nicht danach aus, als würde er verbluten.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er noch einmal.
»Ja«, sagte Lani. »Aber wo sind die anderen?«
»Ich glaube, sie waren in der hinteren Wohnung.«
Sie eilten in den Flur. Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihnen. Teile der nördlichen Flurwand türmten sich auf dem Fußboden. Durch die Tür konnten sie sehen, dass die ganze nördliche Außenwand ihres Hauses zertrümmert worden war. Von der brennenden Ruine des Hochhauses tropfte das Flüssiggas, Mauerreste ragten in den Himmel. Wenige Sekunden später wurden Kai und Lani Zeugen, wie Stahlträger und Beton gleichsam in Zeitlupe nachgaben und mit einem Donnergrollen in einer Wolke von Staub ins Wasser stürzten.
Es war wie eine Demonstration dessen, was sie selbst erwartete. Auch wenn das Haus, in dem sie sich aufhielten, solider gebaut war, machte sich Kai nun Sorgen, dass seine Statik großen Schaden genommen hatte.
Sie riefen die anderen.
»Brad! Teresa! Mia! Jake! Tom!«
Kai rannte ins Treppenhaus, von wo er ein Husten gehört hatte. Er sah, dass die Stahltür zwar aus den Angeln gehoben, das Haupttreppenhaus jedoch vor größerem Schaden verschont geblieben war. Die Treppe zum Dach war nur mehr ein Durcheinander aus verbogenem Geländer und pulverisiertem Beton.
Unter sich, im achten Stockwerk, entdeckte er Tom. Sein Gesicht war verzerrt vor Angst und Verwirrung. Aschfahl hielt er sich mit der rechten Hand den linken Arm, der in einem grotesken Winkel an seiner Seite hing.
»Tom! Wo ist Jake?«
Tom nickte in Richtung Flur. »Da drin. Ich glaube, er ist tot.«
Kai hätte ihn gern getröstet, aber sie hatten keine Zeit. Bis zum nächsten Tsunami waren es nur noch fünfzehn Minuten.
»Bist du sicher?«
Tom schüttelte den Kopf. »Nein, bin ich nicht, aber er bewegt sich nicht.«
Ein Schrei war vom anderen Ende des Flurs zu hören.
»Kai! Hilfe!«
Es war Teresa.
»Teresa! Wir sind hier im Treppenhaus.«
Teresa steckte den Kopf aus der
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