Todesflut: Thriller
ein fremdes Auto eindringen. Stehlen.«
»Ich brauche einen Wagenheber, um …«
»Kommen Sie mir nicht damit! Ich hab es im Fernsehen gesehen. Ich weiß, was man mit Leuten wie Ihnen machen muss.«
Sie hatte nicht bemerkt, was er in der rechten Hand hielt. Er hob seine Pistole und richtete sie auf Teresa.
»Sir«, sagte sie, »hören Sie mich …«
»Sie kommen jetzt mit, und wir gehen zur Polizei. Sie wird die Sache klären.«
»Es kommt ein Tsunami!«
»Ja, ich wette, Sie wären froh, wenn er käme. Dann könnten Sie sich bedienen.«
»Sir …«
»Polizei!«, begann der Mann zu kreischen. »Polizei! Plünderer! Polizei!«
»Sehen Sie irgendwo die Polizei? Es kommt gleich ein Tsunami.«
»Halten Sie mich für blöd? Polizei!«
Er rief noch immer lautstark nach der Polizei, als Kai mit Lani und Tom auftauchte.
»Kai! Zurück!«
Der Mann fuhr herum, um zu sehen, wen Teresa warnte. Er hob die Pistole noch ein Stück höher, als wollte er auch die Neuankömmlinge damit bedrohen. Kai und die anderen sahen verdutzt den verwahrlosten Mann an, der mit einer Pistole herumfuchtelte. Sie blieben abrupt stehen.
Vielleicht hatte er das Gleichgewicht verloren, vielleicht tat er es auch mit Absicht: Der Mann drückte ab. Ein lauter Knall ertönte, die Kugel fegte an Kais Kopf vorbei und traf ein Stück Metall hinter ihm. Kai und die Jugendlichen ließen sich fallen.
Dem Mann gut zureden zu wollen war offensichtlich vergeblich, so viel war Teresa klar. Es würde sie nur Zeit kosten. Sie musste Mia befreien. Der Mann bedrohte nicht nur sie, sondern auch ihre Tochter. Also zögerte sie nicht länger. Sie holte mit dem schweren Wagenheber aus und schlug ihrem Angreifer damit auf den Hinterkopf.
Die Pistole fiel zur Erde, der Mann ging in die Knie. Er schwankte benommen. Teresa nahm schnell die Pistole, entfernte das Magazin und warf es auf den Boden. Die Waffe schleuderte sie weit von sich. Der Mann fiel aufs Gesicht und lag stöhnend auf dem Boden.
»Schlampe«, nuschelte er.
Teresa winkte Kai zu. »Komm! Ich habe einen Wagenheber. Gehen wir!«
»Was ist passiert?« Er kam in aller Eile zu ihr. »Wer zum Teufel ist der Kerl?«
Teresa zitterte. Sie starrte den ausgestreckten Mann an.
»Erzähl ich dir später. Befreien wir erst einmal Mia und Brad.«
40. Kapitel
11:45
2 Minuten bis zum Eintreffen der zweiten Welle
Auf der Fußgängerbrücke zwischen den beiden Türmen des Grand Hawaiian hielt sich die kleine Ashley an den Schultern ihres Vaters fest. Er kam gut voran, nur klang das Knarren der Brücke immer bedrohlicher. Bills stattliche hundertfünfundzwanzig Kilo Körpergewicht waren buchstäblich eine Zerreißprobe für sie.
»Du machst das ganz toll, Ashley«, ermunterte Paige ihre Tochter. Sie konnte Mann und Tochter nicht helfen, nur gut zureden. »Halt dich schön an Daddy fest.«
Es war eine Qual für sie gewesen, ihre beiden Kinder allein loszuschicken, aber sie konnte den Gedanken, ihre jüngste Tochter und ihren Mann allein zu lassen, noch weniger ertragen. Das Bild, wie Wyatt beinahe in die Tiefe gestürzt wäre, hatte sich ihr ins Gedächtnis gebrannt. Wenn Ashley etwas Ähnliches zustoßen sollte, würde sie lieber auf ihre eigenen Kräfte vertrauen, um ihr Kind zu retten.
Ihr Mann machte sich gerade daran, die letzten Schritte zurückzulegen, als Paige plötzlich Stimmen hörte.
Am anderen Ende der Brücke waren fünf junge Männer aufgetaucht. Ihrem Tonfall war zu entnehmen, dass sie aus dem Mittleren Westen der USA kamen und betrunken waren.
»Seht ihr«, verkündete einer, »ich hab euch doch gesagt … ich hab gesehen … da gehen Leute rüber!«
»Los, nun mach schon«, meinte ein anderer. »Hauen wir von hier ab.«
Bevor Paige und Bill mehr als ein »Nein!« rufen konnten, hatten die betrunkenen Kerle bereits die Brücke betreten. Nach wenigen Schritten stürzte einer lang hin und zog dabei zwei seiner Saufkumpane mit sich. Die baufällige Brücke erbebte, schwankte bedenklich, und die Haltekabel knarzten beängstigend.
»Bill!«, rief Paige. »Spring!«
Aber Bill wollte nicht riskieren, seine Tochter zu verlieren. Er packte sie an ihrem Ärmchen und zog sie sich vom Rücken. Dann holte er aus und warf sie mit großem Schwung ihrer knapp zwei Meter entfernt stehenden Mutter in die ausgestreckten Arme.
Genau in diesem Moment gab die Brücke unter der zusätzlichen Last der jungen Männer mit einem gewaltigen Dröhnen nach. Brückentrümmer krachten gegen die Hoteltürme, an
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