Todesflut: Thriller
weit machte und gleichzeitig brach.
»Gerade noch rechtzeitig«, sagte Brad.
Durch die scheibenlosen Fenster drang das laute Knattern eines Helikopters, der direkt über ihnen zu schweben schien. Es war die von Reggie geschickte Maschine. Sie war gekommen, aber der Zeitpunkt hätte nicht schlechter gewählt sein können.
Kai hätte Brad und Mia sowieso nicht im Stich gelassen, selbst wenn der Helikopter früher gekommen wäre, aber er überlegte kurz, ob er Tom und Lani nach oben schicken sollte. Es würde einige Minuten dauern, bis sie sich losgebunden hätten und die von der Explosion zerstörte Treppe zum Dach hinaufgestiegen wären. Er verwarf den Gedanken, auch wenn der Helikopter sehr verlockend klang. Die Welle würde die beiden Jugendlichen bestimmt einholen, bevor sie auf dem Dach waren.
Einige Sekunden später schien die Crew entschieden zu haben, dass es aus diesem Haus niemanden mehr zu retten gab, und flog zu einem anderen Gebäude.
»Wie nah sie waren«, sagte Lani.
Es war deprimierend, aber vollkommen sinnlos, einen Gedanken darauf zu verschwenden. Es gab dringendere Probleme.
»Okay, Leute«, ergriff Kai das Wort. »Die Strömung wird stärker als alles sein, was ihr in dieser Hinsicht kennt. Wichtig ist, dass ihr das Mundstück nicht loslasst. Beißt fest darauf, und nehmt eure Hände zu Hilfe, um es zu halten. Wir haben keine Masken, haltet also die Augen geschlossen. Es wird eine Menge Treibgut an uns vorbeischießen. Versucht nach Möglichkeit, euren Kopf zu schützen. Was auf uns zukommt, wird alles andere als ein Zuckerschlecken sein, aber es ist zu schaffen.«
»Und wir holen Brad und Mia unter dem Balken hervor, sobald das Wasser wieder zurückweicht?«, fragte Teresa.
»Auf jeden Fall.« Kai tätschelte den Wagenheber, den er gleich neben seine Pressluftflasche an den Träger gebunden hatte.
Alle wurden still, als sie die Veränderung in der Luft spürten. In der Ferne hörte Kai nun die Vorboten des Brüllens, das sie erst vor zwanzig Minuten schon einmal vernommen hatten.
Er streckte sich, so weit sein Tau es erlaubte, um durch die fehlende Wohnungstür auf die andere Flurseite zu sehen. Das Fenster, dessen Scheibe die Explosion zerschmettert hatte, rahmte den blauen Himmel gen Süden ein. Gewöhnlich würde er aus dieser Entfernung das Wasser nur weit hinten am Horizont erkennen können. Aber selbst von seinem ungünstigen Platz aus konnte er den Kamm des zweiten Tsunamis mit sechzig Stundenkilometern über die Bucht von Waikiki rasen sehen. Er war schon jetzt höher als sie. Er sah nicht zum ersten Mal in seinem Leben einen Tsunami, aber der Anblick raubte ihm wie immer den Atem.
Kai packte Lani fest an der Hand.
»Er kommt!«, rief er, so laut er konnte. »Konzentriert euch!«
Dann steckte er sich das Mundstück zwischen die Zähne und bereitete sich auf mehrere Milliarden Liter Wasser vor.
41.Kapitel
11:47
Die zweite Welle
Die Überbleibsel der Fußgängerbrücke schwangen im Wind. Das Metall rieb sich quietschend an den Seiten des Moana Tower. Halten konnte sich Bill Rogers, aber in die Höhe ziehen, das schaffte er nicht mehr. Keine drei Meter von ihrem Mann entfernt, sah seine Frau hilflos zu.
»Mommy, du musst Daddy helfen!«
Ihre Tochter war an die Stelle getreten, an der früher die Fußgängerbrücke begann. Mit einem Aufschrei riss Paige sie vom Abgrund zurück.
»Honey, warte dort drüben bei der Tür.« Paige deutete auf das Schild zum Treppenhaus.
»Aber Daddy …«
»Du musst schön lieb sein, damit ich Daddy helfen kann, okay?«
Ashley nickte schmollend und setzte sich in Bewegung.
Paige wandte sich wieder ihrem Mann zu. Er klammerte sich noch immer an die Metallreste. Seit der Pfeiler nicht mehr an beiden Enden verankert war, bog er sich unter der Last des schweren Mannes.
»Bill, ich hole etwas, an dem du dich festhalten kannst.«
»Wie geht es Ashley?«
»Bestens.«
»Gut. Beeile dich. Mir gehen die Kräfte aus.«
Paige machte sich auf die Suche nach dem einzigen Gegenstand, der ihr einfiel. Ein Feuerwehrschlauch dürfte stark genug sein, und vermutlich würde sie ganz in der Nähe einen finden.
»Bleib hier!«, befahl sie Ashley.
In der Hoffnung, im Korridor einen der Glaskästen zu finden, in denen Schläuche für den Notfall untergebracht waren, rannte sie in Richtung der dem Meer zugewandten Seite des Hotels. So wie die erste Welle gewütet hatte, war allerdings nicht abzusehen, in welchem Zustand er wäre.
In diesem Augenblick hörte
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