Todesflut: Thriller
mitgenommen. Ein Black Hawk der Army hatte sogar fünfzehn auf einen Streich an Bord gehievt, einschließlich der am stärksten behinderten Veteranen. Jetzt war nur noch eine Handvoll übrig.
Max lehnte sich über den Rand des Daches. Das Wasser reichte bis zum fünfzehnten Stockwerk. Sie hatten gehört, wie die Fußgängerbrücke in die Tiefe stürzte. Rachel blieb verschwunden.
Ein Rundflughubschrauber landete. Er bot genügend Platz für alle Anwesenden, einschließlich Bob Lateen, der unbedingt als Letzter das Dach räumen wollte.
»Adrian«, sagte Max, als sie Lateen in den Hubschrauber hievten, »sag ihnen, sie möchten noch eine Minute warten.«
»Wo willst du hin?«
»Rachel müsste schon längst wieder hier sein. Ich schau nur noch einmal schnell im Treppenhaus nach.«
Max riss die Tür auf. Nichts. »Hallo, Rachel! Bist du da?«
Keine Antwort. Aber vielleicht war der Helikopter zu laut. Er schloss die Tür, rannte zwei Stockwerke nach unten und rief noch einmal.
»Rachel! Bist du da? Ist da jemand?«
Noch immer nichts. Wenn Rachel es geschafft hätte, würde sie doch jetzt mit Sicherheit die Treppen hinaufkommen, dachte er.
Adrian öffnete die Tür.
»Max, der Pilot sagt, er muss noch jede Menge anderer Leute retten. Er kann nicht länger warten.«
Mit einem tiefen Seufzer betrat Max wieder das Dach und stieg mit Adrian in den Helikopter.
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Welle muss sie erwischt haben. Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen. Okay, Pilot. Los. Hier ist niemand mehr.«
Sie stiegen auf und ließen das leere Dach hinter sich.
Der Anblick des unbrauchbaren Wagenhebers raubte Kai die letzte Hoffnung. Nun würden sie sich wieder auf die Suche machen müssen, ohne jede Garantie, dass sie überhaupt einen weiteren finden würden. Wieder wäre die Zeit zu knapp, rechtzeitig hier oben zu sein und Mia und Brad zu befreien, bevor das Gebäude einstürzte oder die dritte Welle eintraf.
Inzwischen hatte die Flut ihren höchsten Stand erreicht. Kai spürte, wie sie nicht länger landeinwärts drängte, sondern stagnierte und anfing zurückzuströmen. Es hatte nur drei Minuten gedauert, Honolulu fünfundvierzig Meter hoch unter Wasser zu setzen.
Jemand zupfte an Kai. Es war Lani. Sie nahm seine Hand und deutete mit der Unterwasserlampe auf den Wagenheber. Er leuchtete sein eigenes Gesicht an und nickte, um ihr verständlich zu machen, dass er die Situation erkannt hatte. Zu seiner Überraschung tätschelte sie nun die Rettungsinsel und deutete dann auf Kai.
In der Meinung, sie wolle mit der Insel nach oben schwimmen, schüttelte er den Kopf. Sie richtete das Licht auf sich und machte das Aufblasen der Insel nach. Dann zeigte sie auf den Stahlträger und tat so, als wollte sie ihn anheben.
Natürlich! Sie schlug vor, die Insel als Wagenheber einzusetzen.
Typisch mein Mädchen, dachte Kai stolz. Er hob die Hand und nickte. Nun musste er kurz nachdenken.
Die Insel war mit einer Pressluftkartusche ausgestattet. Sie würde sich innerhalb von Sekunden aufblasen. Kai richtete das Licht auf ihre Seite. Sie war für acht Leute zugelassen. Das bedeutete, sie hatte eine Verdrängung von mindestens siebenhundert Kilo. Unter Wasser das Doppelte, wenn nicht mehr. Wenn er die Insel an der richtigen Stelle platzierte, könnte es ausreichen, den Träger zu heben.
Das Vorhaben barg jedoch auch große Risiken. Erstens würden sie nur einen Versuch haben. Saß die Insel nicht richtig, würde sie sich zwar aufblasen, aber vielleicht wegrutschen und von der Strömung aus dem Gebäude getrieben werden. Zweitens konnte niemand garantieren, dass die Insel nicht platzte, wenn sie an einer Stelle unter dem Träger festklemmte. Und das Schlimmste war, er würde keine Kontrolle über die Geschwindigkeit haben, mit der sie sich füllte. Ein Zug an der Lasche, und die Insel würde sich komplett aufblasen. Stürzte der Träger ab oder explodierte die Insel, könnte der Träger unkontrolliert ins Rutschen kommen. Mit diesem Rettungsversuch würden sie ihr Glück wirklich ausreizen.
Kai fühlte, wie es ihn in Richtung Meer zog. Sie würden nicht viel Zeit haben, dann wäre das Wasser wieder draußen in der Bucht. Ohne Wasser hätte die Insel keine Wirkung. Wenn er einen Versuch riskieren wollte, würde es jetzt gleich sein müssen.
Das Gebäude stöhnte unter dem Richtungswechsel der Flut. Es klang, als wollte es jede Minute einstürzen. Die dritte Welle würde es nicht überstehen. Die
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