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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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falls er Anstalten machte, das Messer zu werfen. Er hielt es auf eine Weise, als wollte er es vor ihre Füße schleudern. Dann, ehe sie begriff, was wirklich vor sich ging, stieß er das Messer in die Plane. Unter der Spannung riss das Loch auf wie eine Erdspalte bei einem Erdbeben, und der Russe verschwand und stürzte fast dreißig Meter tief in das Trockendockbecken.
    Linda hatte keine Zeit zu reagieren, während sich der Riss schnell vergrößerte. Durch ihr Gewicht gab das Gewebe nach, und ehe sie sich versah, lag sie auf dem Bauch und glitt mit dem Kopf voran unaufhaltsam auf das klaffende Loch in der Abdeckplane zu.

11
    L inda presste ihre Hände auf den Stoff und versuchte, Halt zu finden, doch ihre Handschuhe konnten nur wenig bewirken, um ihren unausweichlichen Absturz zu verlangsamen.
    Als ihre Finger den Rand des Risses erreichten, versuchte sie verzweifelt, den ausgefransten Rand zu packen. Ihr Schwung war jedoch schon zu groß, und eine Sekunde später befand sich ihr Kopf über dem Loch und dann auch schon ihre Schultern.
    Ihr blieb noch nicht einmal die Zeit zu schreien, als ihr Oberkörper durch den Riss und hoch über dem Innenraum des Trockendocks baumelte. Unter ihr war es stockdunkel, doch sie wusste, dass sie über einem ungefähr dreißig Meter tiefen Abgrund hing. Ihre Hüften erreichten den Rand des Risses, der Schwerpunkt ihres Körpers verschob sich. Sie war völlig machtlos, während ihr Körper absackte und die Beine von der widerstandsfähigen Abdeckplane hochgerissen wurden.
    Als sich ihre Oberschenkel über den Rand der Plane schoben, legten sich kräftige Hände um ihre Fußknöchel. Für einen heiklen Moment stürzte sie weiter, und dann spürte sie, wie sie zurückgezogen wurde. Sie wurde aus dem Riss im Gewebe und von dem Loch zurückgeschleift, wobei es ihr nichts ausmachte, dass das raue Gewebe ihre Wange aufscheuerte.
    Linda rollte sich auf den Rücken und blickte lächelnd in das Gesicht des Zodiac-Piloten. »Dem Himmel sei Dank. Für einen Moment dachte ich schon, ich würde …«
    »Für eine Sekunde war es auch so.«
    »Was ist mit dem anderen Wächter?«, fragte Linda.
    »Der wurde entsprechend abgefertigt.«
    »Okay, wir haben nur noch eine oder zwei Minuten, ehe die beiden vermisst werden.« Noch während sie sprach, nahm Linda bereits ihr Kampfgeschirr ab. Sie löste die Schultergurte vom Gürtel, dann fügte sie sie wieder so zusammen, dass sie ein knapp drei Meter langes Seil bildeten. »Team zwei, bringt die Leiche hierher.«
    »Roger.«
    »Geben Sie mir Ihr Geschirr.« Linda verwendete auch diesen Gürtel und verdoppelte so die Länge ihrer Sicherheitsleine.
    Sie schob einen Arm durch eine Schlinge, die sie geschaffen hatte, dann justierte sie das Okular des Nachtsichtgeräts vor ihren Augen. Gleichzeitig wendete sie das Gesicht von den Scheinwerfern an der Reling ab, um nicht geblendet zu werden.
    »Sichert mich«, befahl Linda, sobald das andere Team eingetroffen war und die Leiche des zweiten Wächters aufs Deck gelegt hatte. Dabei stellte sie zwei Dinge fest. Zum einen hatte jemand daran gedacht, seine Hose zuzuknöpfen, und zum anderen bildete sein Hals einen unnatürlichen Winkel zu seinem Körper.
    Sie kroch zu dem länglichen Loch. Nikolis Messer hatte sich dicht neben einer Naht in den Stoff gebohrt, also in einem Bereich maximaler Spannung, was erklärte, weshalb der Riss so schnell aufgeklafft war. Ursprünglich hatte sie geplant, ein Loch ins Gewebe zu brennen, um die Leichen zu entsorgen, in der Hoffnung, dass die anderen Wächter annahmen, eine nachlässig weggeworfene Zigarette sei die Ursache für die Beschädigung der Abdeckung gewesen. Aber dieser Riss würde seinen Zweck genauso gut erfüllen. Die anderen Wächter an Bord der
Maus
sollten annehmen, dass ihre Kameraden eine Abkürzung über die Abdeckung genommen hatten und abgestürzt waren, als das Gewebe plötzlich riss.
    Linda rutschte näher an den Riss heran und spürte, wie das Plastikmaterial unter ihrem Gewicht nachgab, aber sie vertraute darauf, dass ihre Leute sie wieder hochziehen würden. Während sie sich der Öffnung näherte, spürte sie mehr und mehr, wie sie ins Rutschen geriet, und fühlte sofort einen zunehmenden Druck unter den Armen, als die Männer ihren Abstieg bremsten. »Okay, haltet mich so«, sagte sie. Sie tauchte mit dem Kopf in das Loch und knipste eine winzige Taschenlampe an.
    Ihr erster Gedanke galt Nikoli. Wenn er in einer Haltung aufgeschlagen war, die einen

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