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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Garagenhof. Irritiert sah er sich um. Der Schatten wurde im Tageslicht als muskulöser Mann enttarnt. Mindestens 1,90 Meter groß, stiernackig, mit kurz geschorenen roten Haaren. Der Mann blutete an Stirn und Armen. Er humpelte zudem, was ihn aber nicht daran hinderte, dem immer noch auf dem Boden liegenden Friedhelm einen schmerzvollen Tritt mit dem Fuß zu verpassen. Dann verschwand er durch die Ausfahrt, die hinaus zur Pirckheimerstraße führte.
    Friedhelm blieb verblüfft, irritiert und peinlich berührt liegen. Er überlegte, ob er in den Laden rennen und Gabriele informieren sollte. Denn wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er soeben keinen geringeren als den irischen Bauern angefahren und verletzt. Doch – der Killer war entkommen. Und somit auch der Beweis dafür, dass Friedhelms Beobachtung der Wahrheit entsprach.
    Vermutlich würde Gabriele seine Geschichte ohnehin bloß für eine faule Ausrede dafür auslegen, dass er ihren Wagen zerbeult hatte. Ja, dachte er grimmig, so war sie. Dachte stets nur das Schlechteste über ihn.
    Daher hatte sie die Wahrheit nicht verdient. Friedhelm entschied sich dafür, die Sache für sich zu behalten. Er ging zurück zum VW-Bus, startete den Motor erneut, und diesmal gelang es ihm, den Wagen bis vor die Garage zu fahren.

11
     
    Sina war sich selbst nicht im Klaren darüber, worin ihre wahren Beweggründe lagen: Neugierde oder die Suche nach Zerstreuung, um Abstand zu den tragischen Ereignissen um Klaus und zu ihrem früheren Leben zu gewinnen?
    Im Grunde genommen war es auch müßig, darüber nachzudenken, denn nun gab es kein Zurück mehr: Sina saß auf dem Beifahrersitz von Gabrieles VW-Bus, genau wie ihre Freundin ganz in schwarz gekleidet. Der Abend war kühl und diesig, feine Regentropfen spritzten an die Frontscheibe.
    Sie befanden sich auf dem direkten Weg in die Oberpfalz, entschlossen, sich auf Spencers Vorschlag einzulassen. Immerhin hatten sie gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen – nur für den Fall der Fälle: Friedhelm war informiert und würde Alarm schlagen, falls sie sich nicht zurückmeldeten. Gabi hatte sogar erwogen, einen Brief für Eduard Diehl zu hinterlassen. Aber sie war nicht fatalistisch genug eingestellt, um ein Scheitern ihres Unternehmens ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ohnehin hatte sie eine Abneigung gegen jede Art der schriftlichen Festlegung. Friedhelm als Absicherung musste also reichen.
    In der Dunkelheit fiel es ihnen nicht leicht, auf Anhieb den richtigen Weg zu finden. Immer wieder musste Sina das Leselicht anschalten und sich in die Straßenkarte vertiefen. Sich in der ländlich strukturierten Oberpfalz zurechtzufinden, fiel den Nürnbergerinnen schon bei Tage schwer, erst recht in der Nacht.
    Eine kurvenreiche Landstraße führte sie an einem ausgedehnten Waldstück entlang, als plötzlich Schilder auftauchten, die das Licht der Autoscheinwerfer reflektierten. Es handelte sich um Warntafeln von der Größe eines Ortsschilds. Gabriele drosselte das Tempo und brachte den VW-Bus neben einer der Tafeln zum Stehen.
    »Training area. Unauthorized entry is prohibited«, las Sina vor. »Caution – danger to life.« Sorgenvoll sah sie Gabriele an. »Hast du gehört? Die schreiben da was von Lebensgefahr.«
    Gabriele verzog etwas genervt das Gesicht: »Das hatten wir doch zur Genüge diskutiert. Natürlich stellen die Amis Warntafeln und Verbotszeichen auf, aber wir dürfen nicht vor der ersten Hürde zurückscheuen, die sich uns in den Weg stellt.« Aufmunternd fügte sie hinzu: »Los, Kleine, zeigen wir den Cowboys, mit wem sie es zu tun bekommen!«
    Es dauerte noch eine geschlagene Stunde inklusive mehrerer Wendemanöver, bis die Frauen die schmale Abzweigung fanden, die Spencer in seiner Treffpunktbeschreibung gemeint haben musste. Einem Feldweg ähnlich schlängelte sich die schmale Trasse über eine Lichtung direkt in den Wald hinein. Die beiden ignorierten geflissentlich mehrere Haltezeichen und Warnungen in Deutsch und Englisch. Sie fuhren unbeirrt weiter durch die immer undurchdringlicher werdende Dunkelheit und wunderten sich, nicht auf eine Mauer, einen Zaun oder sonstige Barrieren zu treffen.
    Der Zustand des Weges wurde von Meter zu Meter schlechter. Die Reifen von Gabrieles Transporter schlugen in tiefe Schlaglöcher, es rumpelte und schüttelte die Frauen auf ihren Sitzen hin und her.
    »Da hätte man wohl besser einen Geländewagen benutzt«, schimpfte Gabriele vor sich hin und hielt den Blick konzentriert durch die

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