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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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dran«, pflichtete Sabine ihrem Kollegen bei.
    »Sie haben keine Ahnung, wie das Verhältnis zwischen Kripo und Presse hier ist. Das funktioniert nie! Die Journalisten sind keine Idioten. Die riechen den Braten! Außerdem würde mein Vorgesetzter diese Vorgehensweise nicht absegnen.«
    Sneijder brauste auf. »Wer leitet die Ermittlungen? Sie oder ein Kerl hinter einem Schreibtisch, für den die Mordopfer bloß eine statistische Zahl auf dem Papier sind?«
    »Sie sollten jetzt lieber den Mund halten!«, fuhr Kohler ihn an.
    Sie traten durch das Kirchtor auf den Marienplatz. Die Wolken verdunkelten den Himmel. Von Weitem grollte Donner heran. Dennoch war es schwül. Kohler lief der Schweiß in den Nacken. Er band sich die Windjacke wieder um die Hüften und atmete tief ein, als sehnte er den nahenden Regen herbei.
    Soeben traf das Team der Kriminaltechnik ein und schlüpfte durch die Absperrung der Polizei. Sobald Dr. Nicinsky und die Leute von der Spurensicherung ihre Arbeit beendet hatten, würden
die Männer die Leiche aus dem Betonblock schneiden und in die Pathologie transportieren. Hinter der Polizeiabsperrung drängte sich ein Dutzend Journalisten. Als die Arbeiter mit den geschulterten Fräsmaschinen auf die Kirche zugingen, begann das Blitzlichtgewitter.
    Sneijder spähte zu den Reportern. »Noch haben die keine Ahnung, worum es hier geht. Die erfinden sowieso irgendeine Geschichte, die in einer Stunde in Druck geht. Das ist unsere Chance, ihnen etwas unterzujubeln.«
    Kohler reagierte nicht.
    »Godverdomme! Ich gehe selbst rüber.«
    Unwillkürlich fuhr Kohlers Hand zum Holster. »Dann muss ich Sie festnehmen.«
    »Hören Sie mir bitte zu«, sagte Sabine so sanft wie möglich. Kohler warf ihr einen Blick zu.
    »Dass Carmen Boni sich das Leben nahm und wir ihre Leiche vorzeitig fanden, war garantiert nicht geplant. Falls Carl tatsächlich einen Helfer hat, Carls Mutter am Leben wäre und seine Identität aufdecken könnte, würde ihn das aus dem Konzept bringen.«
    Sabine warf Sneijder einen auffordernden Blick zu.
    Dieser sprach nun ebenso ruhig wie sie. »Sadisten und Psychopathen sind hervorragende Planer und können andere Menschen perfekt manipulieren. Strukturiert vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Am schlimmsten trifft es sie, wenn durch einen Zufall das Gegenteil ihres Plans eintritt.«
    Kohler löste die Hand von der Waffe. »Woher wollen wir wissen, wie der Komplize reagiert?«
    »Die schlimmsten Fehler werden in der Absicht gemacht, einen begangenen wiedergutzumachen«, sagte Sneijder. »Der Mittäter wird versuchen, seine Spuren zu verwischen. Womöglich lässt er sich im Krankenhaus blicken.«
    »Selbst wenn ich es mache und ohne Zustimmung meines Vorgesetzten agiere, die Presse würde mir das nicht abnehmen. Ich
habe diesen Aasgeiern noch nie eine Information zukommen lassen. Warum sollte ich das ausgerechnet jetzt tun?«
    »So funktioniert es auch nicht.« Sneijder starrte zu den Journalisten. »Ein korrupter Kollege müsste bloß einem der Presseheinis unter der Hand Informationen verkaufen.«
    Kohlers Augenbrauen hoben sich. »Das könnte gehen.«
    In diesem Moment schob sich der dicke Spurensicherer an ihnen vorbei, blieb im Türrahmen stehen und fingerte die Latexhandschuhe aus der Tasche. »Ich hoffe, ihr habt euren Müll nicht unten liegen lassen.«
    »Gludowatz«, sagte Kohler feinfühlig. »Möchtest du dir eine neue Rolex verdienen?«
     
    Diesmal saß Sneijder auf dem Beifahrersitz, als sie in Kohlers Wagen zum Revier fuhren. Sabine war deswegen nicht beleidigt – im Gegenteil. Sie war froh, dass die beiden nicht länger wie streunende Kater um ihr Revier kämpften, sondern zusammenarbeiteten. Sie wusste aus Erfahrung, wie schwierig es war, mit Sneijder klarzukommen.
    Kohler sah kurz zu Sneijder hinüber. Offensichtlich hatte er bemerkt, dass dieser sich den Fingernagel in den Handrücken drückte. »Schmerzen?«
    »Mir platzt gleich der Schädel.« Sneijder wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann blickte er aus dem Fenster und massierte abwechselnd die Druckpunkte. »Bisher dachten wir, dass alles Anfang April in Köln mit dem Mord an Waltraud Nesselberger begann. Ein Irrtum! Carl Boni hat schon Ende März mit der Planung begonnen und seine Mutter als erstes Opfer ausgewählt, das er uns vermutlich nach dem Tod seiner Kindergärtnerin als Leiche Nummer sechs präsentieren wollte.«
    Sabine beugte sich nach vorne. »An welchem Tag wurde seine Mutter als

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