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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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wusste auch, dass die Wellensteins beide erwachsene Männer waren, die selbst dafür verantwortlich waren, was sie taten. Allerdings fand die Friseurin, dass die Brüder gerade in dieser schweren Zeit - sie hatten letzte Woche immerhin ihre Mutter beerdigt - zusammenhalten sollten, statt sich vor Kummer in sich selbst zurückzuziehen.
    Weil die wenigen Kunden im Salon gerade alle bedient wurden, nutzte Gerda die freie Zeit, um ein wenig Schicksal zu spielen. Sie ging mit dem Telefon in die Teeküche und wählte Hans-Peter Wellensteins Nummer.
    Sie musste es ziemlich lange klingen lassen , bis sich am anderen Ende der Leitung Esther Wellenstein meldete. Sie ließ Gerda wissen, dass ihr Mann im Augenblick keine Störung wünsche. Damit hatte Gerda schon gerechnet. Was können Männer doch für Mimosen sein! Frau Wellenstein jedoch schien sich über die Abwechslung zu freuen. Gerda berichtete ihr von der schlechten Verfassung des Apothekers. „Vielleicht würde es Ihrem Schwager in seiner schweren Situation helfen, wenn Ihr Mann einen Schritt auf ihn zukommen könnte. Seinem Bruder hatte so viel daran gelegen, das Konzert mitsingen zu können und jetzt ist er am Boden zerstört, weil sich seine Stimme noch nicht wieder erholt hat. Er will nicht einmal als Zuhörer zum Konzert kommen.“
    „Ich glaube kaum, dass mein Mann gerade einen Kopf dafür hat , wie es seinem Bruder geht und ob der zum Konzert kommt oder nicht. Wissen Sie, Frau König, mein Mann hat einen neuen Drohbrief bekommen. Er ist völlig am Ende mit seinen Nerven.“
    Gerda war sprachlos. S ie hätte schwören können, dass am vergangenen Freitag der letzte Brief gekommen war. „Was sagt denn Herr Haller zu der Geschichte?“
    „Der Hauptkommissar hat versprochen , nachher noch vorbeizuschauen.“
    Gerda konnte sich gerade noch zurückhalten, um nicht zu fragen , ob Otto und sie auch noch vorbeikommen sollten. Das war nicht ihre Aufgabe! Ihr Job war hier und das war gut so. Gerda machte sich bereits Vorwürfe, warum sie sich schon wieder eingemischt hatte. Das brachte nichts als Ärger und Dank konnte man sowieso nicht erwarten.
    „Frau Wellenstein, dann entschuldigen Sie b itte die Störung und grüßen Sie ihren Mann.“
    Frau Wellenstein schien ihren reservierten Tonfall zu bereuen. Jedenfalls bot sie Gerda an, ihrem Mann von dem Telefonat zu berichten, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab. „Wissen Sie, mein Mann hält große Stücke auf Sie und das nicht erst seit dem letzten Wochenende. Ich möchte mich auch noch einmal herzlich bei Ihnen für Ihren Einsatz bedanken. Ich will gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Sie nicht so beherzt und klug eingegriffen hätten.“
    Gerda hatte nicht angerufen, um gelobt zu werden. Für sie war es das Wichtigste, dass die Sache vorbei war und es beunruhigte sie daher sehr, dass die Angelegenheit mit den Drohbriefen offensichtlich noch nicht ausgestanden war. „Ich bin auch sehr froh, dass alles so glimpflich ausgegangen ist, Frau Wellenstein, das können Sie mir glauben. Und ich bin dankbar, dass meine Arbeit mich vom vielen Grübeln ablenkt.“
    „Alltag, das würde ich mir jetzt auch wünschen. Wann der allerdings wieder bei uns einkehrt, das steht noch in den Sternen. Jetzt müssen wir erst einmal das Konzert morgen überstehen. Wird Ihr Mann denn kommen und seine Ehrenkarte einlösen? Das würde Hans-Peter sehr freuen.“
    „Natürlich kommt mein Mann . Besten Dank für die Einladung, er freut sich schon sehr.“
    Gerda hatte ein wenig übertrieben. Am liebsten wäre es Otto gewesen, wenn Gerda die Teilnahme am Konzert abgesagt hätte und er sich den Abend auf der harten Kirchenbank ersparen könnte. Zu den Konzerten der Kantorei ging ihr Mann eigentlich nur ihr zuliebe, sein musikalisches Herz schlug eher für die Rock-Klassiker, guten Jazz und für Country-Musik, aber das verheimlichte er seiner Umwelt.
    Gerda konnte es kaum glauben. Ein weiterer Brief! Das musste sie unbedingt ihrem Mann erzählen und sofort nach dem Gespräch mit Frau Wellenstein ging sie in den Herrensalon hoch und gab Otto ein Zeichen, dass sie ihn dringend sprechen musste. Otto entschuldigte sich und ließ seinen Kunden zurück. Seine Frau schien sehr aufgewühlt zu sein und da wollte er keine langen Erklärungen fordern.
    Sie betraten die kleine Abstellkammer durch den Holzperlen-Vorhang und aus Gerda platz te es förmlich heraus. „Stell dir vor, Wellenstein hat einen weiteren Drohbrief erhalten!“
    Ihr Mann

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