Todesgeil
damit?«
»Weshalb sollte sie dir so was erzählen?«
Joe lachte. »Mann, sie erzählt es mir immer. Wir führen eine offene Beziehung. So eine Swinging-Seventies-Sache.«
»Und das ist okay für dich?«
»Ja. Warum nicht? Schließlich beruht es auf Gegenseitigkeit.« Er grinste. »Gewissermaßen. Sie kann ficken, wen immer sie will, und ich kann ficken, wen auch immer sie anschleppt. Und sie ist so ausgeflippt, dass ich am Ende ziemlich viele Frauen ficke, Mann.«
»Nett.«
Joe lachte erneut. »Kein Scheiß.« Er griff nach seinem Glas. »Wie wär’s, wenn du mir noch mal nachschenkst?«
»Schenk’ dir doch selber nach, Blödmann!«
Chuck ließ Joe an der Bar stehen und ging durchs Wohnzimmer und anschließend den Flur entlang in das geräumige Schlafzimmer, das er sich mit Zoe teilte. Er schloss die Tür hinter sich, zog sich aus und ging ins Badezimmer. Dort trat er in die Duschkabine und stellte das Wasser gerade so heiß, dass er sich nicht verbrühte. Das Wasser, das ihn umbrauste, fühlte sich gut an. Und der Dampf fühlte sich ebenfalls gut an. Er schloss die Augen und versuchte, nicht an all die Dinge zu denken, die ihn ankotzten, denn es war einfach zu viel. Während er sich allmählich entspannte, wanderten seine Gedanken zurück zu dem flüchtigen Augenblick, in dem er Annalisa gesehen hatte, wie sie über Emilys Gesicht kauerte. Die Folge war eine leicht vorhersehbare physische Regung.
Er riss die Augen auf, als er hörte, wie die Tür zur Duschkabine geöffnet wurde.
Emily schaute herein. Sie musterte ihn von oben bis unten und lächelte süffisant, als ihr Blick auf seine Hand fiel, die seine Erektion umklammert hielt. »Joe hat mir von eurem kleinen Streit erzählt. Er meinte, vielleicht brauchst du ein bisschen Trost. Aber, äh ...« Sie lachte. »Komm’, lass’ dir dabei helfen.«
Sie machte Anstalten, in die Duschkabine zu kommen.
Chuck starrte sie an.
Sie war nackt.
Und sie sah so verführerisch aus wie immer. Noch verführerischer.
Ihm war klar, dass er sie eigentlich fortjagen sollte. Doch mit einem Mal hatte das Verlangen die Oberhand über sein Urteilsvermögen. Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie in die Kabine. Sie lachte, während seine Hände sie begrapschten. Der höhnische Unterton, an den er sich noch von ihrem Zusammentreffen im Van erinnerte, lag darin. Eine Woge des Selbsthasses schlug über ihm zusammen. Seine Erektion begann abzuflauen. Er hörte auf, Emily zu küssen, und packte sie bei den Schultern, musste sie regelrecht mit Gewalt von sich schieben.
In ihrer Miene spiegelten sich Wut und Verwirrung.
»Was soll der Scheiß?«
»Raus mit dir!«
Er schob sie rückwärts auf die offene Kabinentür zu, drehte sie um und versetzte ihr einen Stoß in den Rücken. Sie schrie auf, als sie aus der Kabinentür stolperte und unbeholfen zu Boden stürzte. Ihre Knie schlugen auf dem Plüschläufer auf, und abermals schrie sie auf. Sie erhob sich und funkelte Chuck wütend an. »Du mieser Dreckskerl!«
»Raus mit dir, Emily. Und zwar sofort.«
Sie machte keine Anstalten zu gehen. »Du hättest mir wehtun können. Das war Körperverletzung, Chuck. Ich könnte die Bullen rufen.«
»Ist mir doch scheißegal, was du tust. Mach, dass du rauskommst.«
»Dann wird es dir wohl auch egal sein, wenn ich ihnen erzähle, dass du versucht hast, mich zu vergewaltigen.«
Chuck grinste spöttisch. »Tu das! Vielleicht werden sie dich ja nicht auslachen, wenn sie rausfinden, was für eine elende Schlampe du bist.«
In ihrem wütenden Blick lag blanke Mordlust. Sie griff sich ihren Bikini vom Handtuchhalter und begann sich anzuziehen.
»Leg dich nicht mit mir an, Chuck. Das führt zu nichts. Ich werde dich schon noch zurechtstutzen, und zwar bald. Du wirst schon sehen.«
Damit verschwand sie, noch ehe er etwas erwidern konnte.
Chuck schloss die Kabinentür und trat wieder unter die Brause. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, während das heiße Wasser seinen Körper umströmte. Er zweifelte keinen Moment daran, dass es ihr ernst damit war, sich an ihm zu rächen. Irgendwann würde sie versuchen, es ihm heimzuzahlen. Irgendwie. Auf welche Art auch immer. Im Augenblick spielte das jedoch keine Rolle. Er kam sich vor, als hätte er einen Sieg errungen. Eigentlich keine große Sache, aber für ihn war es wichtig.
Er hatte sich behauptet.
Und der Versuchung nicht nachgegeben.
Er fühlte etwas in sich aufflackern, was er zunächst nicht zu benennen vermochte. Er brauchte
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