Todesgott
schlecht!«
»Nicht schlecht«, lallt Ásbjörn seinem Freund nach. »Fast so schnell wie die Feuerwehr. Hehehehehe!«
Ich werfe Jóa einen Blick zu. »Falscher Alarm, Jóa. Nur zwei harmlose Säufer. Gehen wir zurück zum Hauptquartier.«
Ásbjörn springt auf die Füße, viel zu schnell, denn er taumelt heftig. »Nein, nein, Einar«, sagt er und watschelt ein paar Schritte auf mich zu. »Nicht doch. Wir zwei Freunde amüsieren uns nur ein bisschen und wollten dich mit dabeihaben. Dachten, dir wär langweilig und du würdest dich allein in der Stadt rumtreiben.«
»Nett von euch«, sage ich so trocken wie möglich, denn trotz allem ist der Zustand der beiden äußerst belustigend, vor allem Ásbjörns.
»Einar, mein Freund«, nuschelt Ásbjörn weiter. »Du bist gar nicht so furchtbar schlimm, wie ich gedacht hab. Eigentlich bist du … bist du …«
Er sucht nach Worten. Dann flackert ein Geistesblitz in seinen umnebelten Augenwinkeln auf. Er umarmt mich. Der Schweißgeruch aus seinen Achselhöhlen steigt mir direkt in die Nase. »Eigentlich bist du ganz in Ordnung. Ja, das bist du.«
Ásbjörn legt mir seine Hände auf die Schultern, schaut mich mit ungewohnter Warmherzigkeit an und dreht sich dann zu Ólafur Gísli, der breit grinst. »Óligísli. So ist nämlich der Einar. Er ist wirklich in Ordnung.«
Ich pruste los, und Jóa stimmt ein.
»Aber er kann es verdammt gut vertuschen«, lallt Ásbjörn weiter. Zu mir: »Warum vertuschst du das manchmal so gut, dass du echt in Ordnung bist?«
»Vielleicht, weil ich manchmal vergesse, dass ich echt in Ordnung bin. Könnte das sein?«
Die Frage dringt nicht bis an sein Ohr. Er umarmt Jóa, die ein vollkommen verdattertes Gesicht macht. »Und du, Jóa, meine liebe Jóa. Was hätte ich nur ohne dich anfangen sollen?«
»Ich weiß nicht«, sagt Jóa.
»Was zum Teufel hätte ich eigentlich ohne dich anfangen sollen? Jóa, lass dich zu einem kleinen Schluck Wodka einladen …« Er wendet sich an mich. »Ich weiß, dass ich dir nichts anbieten kann, Einar. Das wäre unangebracht, wo du so tapfer durchgehalten hast. Óligísli, schenk Jóa ein Glas ein und gib Einar eine Cola. Und, Einar, weißt du …« Er schwankt so sehr, dass ich ihm unter den Arm greifen muss. »Hör mal, ich bin stockbesoffen und du nicht. Du bist ja verdammt noch mal total nüchtern! Einar …« Plötzlich wird er sehr ernst. »Ich stoße mit Óligísli, meinem Freund, meinem allerbesten Freund darauf an, obwohl du auch total in Ordnung bist, Einar, was? … Ich stoße auf einen Wendepunkt in meinem Leben an. Einen Scheideweg. Ein ganz neues Kapitel.«
Ásbjörn macht eine andächtige Pause und sagt dann laut und feierlich: »Ich habe eine Tochter!«
Er hebt sein Glas, mit hochrotem, verschwitztem Gesicht. »Liebe Kollegen! Meine Freunde! Stoßt mit mir an, ich habe eine Tochter! Eine wundervolle, hübsche, gute Tochter!«
»Skál!«, sagen wir alle, die anderen mit einem dreifachen Wodka und ich mit einer achtfachen Cola in der Hand.
»Und meine Karó«, murmelt er mehr zu sich selbst, »Karó, meine geliebte Karó …«
»Ach ja, wie hat Karó denn die Neuigkeit aufgenommen?«, fragt Jóa. Beim Essen im Fiðlarinn hatte ich ihr und Heiða die ganze Geschichte erzählt.
»Karó? Jóa, ich sag dir, wie Karó das aufgenommen hat. Ich sag es dir ganz genau. Sie wird Ásbjörg wie unsere eigene Tochter, die wir nie hatten, annehmen. Wie die Tochter, die wir nie hatten! Denkt nur! So nimmt Karó das auf. Ist das nicht wundervoll?«
Er trocknet sich die Augen. »Ja, das ist wirklich wundervoll«, antwortet er sich selbst.
»Wo ist Karólína denn heute Abend?«, frage ich.
»Sie ist nach Reykjavík gefahren, um ihre Eltern einzuweihen«, antwortet Ólafur Gísli, der während der gesamten Rede seines Freundes gegrinst hat. Dann fügt er ernst hinzu: »Die Kinderlosigkeit hat sie in den letzten Jahren mehr und mehr bedrückt. Ásbjörn hat sich wirklich Sorgen um sie gemacht. Er war mit seinem Latein am Ende, bis Snúlli ins Spiel kam.«
Ásbjörn plumpst auf seinen Stuhl und schnappt nach Luft.
»Bevor ihr gekommen seid, haben wir uns isländische Witze erzählt«, sagt der Hauptkommissar, schlägt wieder einen leichten Ton an und gießt sich aus der neu geöffneten Wodkaflasche nach. »Das ist bei uns seit der Schulzeit Tradition. Wie Verse zitieren.«
Ásbjörn wischt sich die Tränen und den Schweiß ab und nimmt einen großen Schluck aus seinem Glas. »Ja, du bist dran.
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