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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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versuche mir trotz heftigen Zitterns eine Zigarette anzuzünden. »Ich weiß, dass Heiða in der entgegengesetzten Richtung wohnt, aber ich glaube, wir sollten das Schicksal nicht herausfordern. Ich schlage vor, du kommst mit rein. Mal sehen, ob wir diese Idioten abgehängt haben.«
    Schweigend steigen wir aus dem Auto und horchen. Das Wohnviertel liegt in tiefem Schlaf. Wir eilen in die Wohnung, ziehen alle Gardinen zu und machen so wenig Licht wie möglich.
    Während Jóa Heiða telefonisch Bescheid gibt, gehe ich ins Schlafzimmer und schaue nach Snælda. Sie schmiegt sich ahnungslos mit dem Kopf unter dem Flügel an ihre Stange.
    »Wie sehr ich dich darum beneide, Snælda«, sage ich laut, »dass du so unbekümmert und behütet in deinem Käfig sitzt.«

[home]
23
    Sonntag
    You shake it to the left,
    and shake it to the right,
    dröhnt der eingängige, flotte Sixties-Schlager der damaligen Boygroup aus den Boxen.
    War das Leben jemals so simpel?
    Jóa hat aus der Sammlung der Wohnungseigentümerin eine CD mit dem Titel
Girls With Guitars
ausgegraben. Aus irgendeinem Grund muss ich bei dem Titel an
Girls With Guns
denken, was natürlich eine gefährliche Assoziation ist. Es ist kurz vor vier in der Nacht. Wir haben zusammengesessen, uns unterhalten, Musik gehört und die Unannehmlichkeiten, in die wir noch vor wenigen Stunden verstrickt waren, völlig vergessen.
    Jetzt liege ich auf dem Sofa im Wohnzimmer, rauche und höre den mit Gitarren bewaffneten Mädchen zu.
    They are the lonely,
    singen Pat Powdrill & The Powerdrills. Den Namen habe ich noch nie gehört. Trotzdem ein ziemlich guter Song.
    Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, ein leises Rascheln aus Snældas und meinem Schlafzimmer zu hören.
    No-one in this world of confusion
    tries to understand …,
    singen die Mädels weiter.
    Plötzlich wird die Schlafzimmertür aufgerissen. Garðar Jónssons schlaksige Statur erscheint in der Türöffnung. Er trägt das T-Shirt mit der Aufschrift
White Revolution – The Only Solution!
    Ich erhebe mich geräuschvoll.
    There are those who know
    what heartache can bring.
    They are the lonely …
    Garðar zockelt zur Stereoanlage und schaltet die Musik aus.
    »Was hörst du Arsch denn für Zickenpop?« Diesen Satz gibt Agnar Hansen von sich, als er das Wohnzimmer betritt. Sein blondes Haar ist zu einem Zopf gebunden, und er trägt eine schwarze Lederkluft. Er setzt sich mit einem Joint im Mundwinkel in den Lehnstuhl gegenüber vom Sofa.
    Auf einmal dringt verzweifeltes Kreischen aus dem Schlafzimmer. Agnar und Garðar schauen sich an und grinsen.
    Ich sitze wie erstarrt auf dem Sofa.
    Ivo Batorac tritt in den Türrahmen, untersetzt und schwarz gekleidet wie beim letzten Mal, die bläuliche Faust in die Höhe gereckt. Seine wurstförmigen Finger krallen sich um einen winzigen Vogelkopf. Snælda hat aufgehört zu kreischen, bewegt aber ihren Kopf hektisch, mit weit geöffnetem Schnabel hin und her.
    Ivo und Garðar nehmen ihre Positionen hinter dem Stuhl des Anführers ein.
    »Du treibst es also mit einem Papagei, du Schwuchtel«, feixt Agnar, so dass die Spange auf seinen gelben Schneidezähnen funkelt.
    »Wortgewandt wie üblich, Herr Hansen«, sage ich und versuche, das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlägt. »Das ist ein Vogelweibchen, und es heißt Snælda.«
    Sie lachen hämisch. Den geweiteten Pupillen und angespannten Körpern der Männer nach zu schließen, haben sie nicht nur Tranquilizer genommen.
    »Ist natürlich verständlich«, fordere ich mein Schicksal weiter heraus, »dass du Komplexe hast, wenn du beim Anblick eines Papageis direkt an Sex denken musst.«
    Garðar stürzt auf mich zu und tritt mit voller Kraft gegen mein Schienbein. Der Schmerz schießt mir blitzschnell ins Hirn.
    »Na, na, na«, sage ich und beiße die Zähne zusammen. »Seid doch nicht so humorlos. Übrigens nett euch zu sehen, Jungs. Die Wohnungstür ist da hinten. Nur, damit ihr’s wisst. Vollkommen unnötig, dass so ehrenhafte Gäste wie ihr durchs Schlafzimmerfenster reinklettern, und übrigens auch wieder raus.« Ich denke: Sie haben die Adresse natürlich von der Auskunft bekommen; wie dämlich von mir, das Fenster offen zu lassen.
    »Wann und wo wir rausgehen, entscheiden wir selbst«, sagt Garðar.
    »Warum habt ihr denn um Himmels willen nicht geklingelt? Außerdem hättet ihr besser vorher angerufen. Ich hätte in null Komma nichts eine Sahnetorte hervorgezaubert. Kann ich

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