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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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euch was anbieten?« Ich versuche, den perfekten Gastgeber zu spielen.
    Sie wissen nicht genau, wie sie auf meine Frage reagieren sollen.
    »Also dann«, sage ich mit lauterer Stimme. Ich lasse die arme Snælda nicht aus den Augen, die sich in Ivos Faust kaum rühren kann. »Warum wird mir diese besondere Ehre und Hochachtung zuteil? Was kann ich für euch tun?«
    »Wir hatten in der Stadt noch bei jemandem was zu erledigen«, erklärt Agnar. »Und weil wir ihn nicht angetroffen haben, dachten wir, wir schauen mal bei dir vorbei.«
    »Da habt ihr ja Glück, dass ich zu Hause bin.«
    »Wer hat uns die Bullen auf den Hals gehetzt?«, blafft er.
    »Woher soll ich das wissen?«
    Garðar will wieder gegen mein Schienbein treten, aber Agnar hält ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »An den Artikeln, die du schreibst, kann man ja sehen, dass du gute Kontakte hast. Jetzt spuck’s schon aus. Deinetwegen. Sonst kannst du nur noch einen toten Papagei vögeln.«
    Sie lachen.
    Ich würde gerne meine Verwunderung darüber kundtun, dass er lesen kann. Ich würde ihn gerne darauf hinweisen, dass Männer, die ihre Aggressionen an einem Papagei auslassen, lieber wieder dazu übergehen sollten, Fliegen die Flügel auszureißen. »Tja, ich nehme an, es war irgendeiner dieser Partygäste«, sage ich mit lauter Stimme und versuche, die richtige Taktik zu finden.
    »Hör auf, irgendwas anzunehmen, und sag uns, wer es war.«
    Ich weiß nicht, wie der nächste Zug aussehen soll.
    »Ivo, dreh dem Viech den Hals um«, befiehlt Agnar, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    Ivo gehorcht sofort, und Snælda kreischt vor Schmerz und Angst. Der Ton dringt mir in Mark und Bein, so als hätte Ivo mich selbst in seinen Klauen.
    »Nein! Nein!«, brülle ich. »Ich versuche mich zu erinnern, ob ich irgendwo was gehört hab.«
    Mein Geschrei war erfolgreich. Ich sehe, wie sich Jóas Schlafzimmertür hinter den drei Typen öffnet. Sie schleicht langsam auf Socken durch den Flur.
    »Wartet mal«, versuche ich Zeit zu schinden. »Kann es nicht dieser Ólafur Einarsson gewesen sein?«
    Jóa nähert sich lautlos.
    »Nee. Unmöglich. Diesen Penner haben wir in der Hand. Wir haben die ganze Clique in der Hand.«
    »Also, wer …«
    Ivo und Garðar verlieren schlagartig das Gleichgewicht, als Jóa ihnen in die Kniekehlen tritt. Sie verpasst beiden einen Schlag gegen den Hals, so dass sie fluchend und polternd zu Boden gehen. Ivo stützt sich instinktiv mit den Händen ab, und Snælda ist frei. Laut schimpfend fliegt sie zur Gardinenstange, lässt sich darauf nieder und kreischt wütend. Jóa stürzt sich auf Agnar Hansen, der wie festgeklebt auf seinem Stuhl sitzt. Sie packt ihn an der Gurgel und zieht ihn ohne Gegenwehr hoch. Ich springe auf die Füße und eile ihr zu Hilfe. Gemeinsam schleppen wir Agnar zum Sofa, schmeißen ihn hin, und Jóa setzt sich auf seinen Kopf. Er schlägt wild um sich, gibt aber schnell auf, da sein Kopf unter Jóas Körper eingeklemmt ist.
    Garðar rappelt sich wieder hoch, sprintet zum Fenster und versucht, Snælda zu packen, die auf der Stange hin und her trippelt. Ivo wirkt verwirrt, richtet sich auf und bleibt mit ausgestreckten Beinen auf dem Fußboden sitzen. Er vergräbt sein Pfannkuchengesicht in den Händen. Ich gehe zu ihm, nehme einen bleischweren Kristallaschenbecher vom Wohnzimmertisch und halte ihn drohend über seinen Schädel.
    »Gute Arbeit, Jóa«, sage ich.
    »Endlich ist mein Selbstverteidigungskurs mal nützlich«, antwortet sie und grinst von einem Ohr bis zum anderen.
    »Garðar«, sage ich scharf, wie in einem amerikanischen Actionfilm. »Lass den Scheiß. Lass den Vogel in Ruhe. Oder der Kopf eures Anführers ist platt wie eine Pizza mit Ivos Hirngrütze als Belag. Die kannst du dann verspeisen, ich glaube, ich hab noch ein bisschen Parmesan im Kühlschrank.«
    »Okay«, ertönt ein unterdrücktes, schmerzerfülltes Jammern aus Agnars Kehle. »Hört auf!«
    Garðar hört sofort auf und bleibt ungelenk vor dem Wohnzimmerfenster stehen.
    Ich gehe zu ihm und trete ihm vors Schienbein. Er krümmt sich vor Schmerz.
    »Bleib da stehen«, sage ich zu Garðar, wende mich wieder dem kauernden Ivo zu und lege den Aschenbecher auf seinen Nacken, damit er das Gewicht spürt. Da seine angespannten Muskeln anfangen zu zucken, scheint er wieder zu Kräften zu kommen. »Und du, Ivo, rühr dich nicht.«
    Ich drehe mich wieder zu Jóa, die auf Agnar Hansen sitzt. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Ich glaube, es macht ihr

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