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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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ihm offenbar schwer, weiterzusprechen.
    »War ihr Tod ein Unfall oder …«
    »Eine Überdosis von diesem Dreck … Ich weiß nicht. Wir werden es nie erfahren. Ein Unfall oder der Höhepunkt der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit? Wir haben darauf nie eine richtige Antwort bekommen. Vielleicht hat das auch unsere Ehe von innen zerfressen, bis nur noch eine leere Hülle da war.«
    »Habt ihr euch scheiden lassen?«
    »Drei Jahre später. Es ging nicht mehr. Und jetzt, wo man gerade dabei ist, über die ganze Sache hinwegzukommen, ruft ein Reporter an und wühlt alles wieder auf.«
    Er ist nicht wütend, nur verwundert über die unerwartete Wendung der Ereignisse.
    »Es war wirklich nicht meine Absicht, etwas aufzuwühlen. Aber es ist sonderbar, dass diese drei jungen Menschen, die sich vor langer Zeit begegnet sind, jetzt alle tot sind.«
    Eine Weile sagt er nichts. »Ja, das ist sonderbar. Ich will nur hoffen, dass du das Schicksal meiner Familie nicht in der Zeitung wieder aufrollen wirst.«
    »Nur, wenn es aufgrund der beiden neuen Todesfälle unumgänglich sein sollte.«
    Nachdem ich ihm mein übliches Versprechen gegeben habe, die Informationen so vertraulich wie möglich zu behandeln, verabschiede ich mich von Ingibjörg Sigurlína Aðalgeirsdóttirs Vater.
    Als ich den Hörer auflege, verspüre ich eine große Dankbarkeit, nicht an seiner Stelle zu sein.
     
    »Hier ist Gunnar. Hinterlass eine Nachricht«, lautet dieselbe kurz angebundene Mitteilung unter Gunnar Njálssons Nummer. Entweder benutzt der Mann sein Telefon nur ab und zu, oder er filtert diejenigen heraus, mit denen er sprechen möchte. Oder beides.
    Ich rufe bei Óskar im Hotel an.
    »Doch, Gunnar ist heute Mittag hier gewesen und hat eine Kleinigkeit gegessen. War gerade aus Reykjavík zurückgekommen.«
    »Ist er noch da?«
    »Nee, nee. Nach dem Essen ist er nach Hause gefahren.«
    Ich schaue auf die Uhr. Mit etwas Glück und gutem Willen schaffe ich es, gegen fünf in Reyðargerði zu sein.
    Karólína ist am Empfang beschäftigt, singt aus vollem Hals und schaut noch nicht mal auf, als ich mir einen Kaffee für unterwegs hole. Jóa ist in Ásbjörns Büro, um einen Schlachtplan für die weitere Expansion des
Abendblatts
zu entwerfen. Als ich sie sehe, fällt mir ein, dass ich noch die Frage des Tages abwickeln und mit Fotos für die Dienstagsausgabe nach Reykjavík schicken muss.
    Wenige Minuten später stehen Jóa und ich auf dem Rathausplatz, und ich nötige fünf Passanten zu einer Antwort auf die brennende Frage: Spielst du Lotto?
    Nachdem ich die Antworten verschickt habe und wieder auf dem Weg nach draußen bin, treffe ich Ásbjörg Sigrúnardóttir und Snúlli, die gerade zur Tür hereinspazieren. Snúlli und Karó sind ganz aufgelöst vor Wiedersehensfreude; die beiden Frauen begrüßen sich herzlich. Hier scheint es ja ein richtiges Happy End zu geben wie in einem Disneyfilm.
    Ich schüttele Ásbjörg, die bester Laune ist, die Hand. Dann kommt mir eine Idee, und ich gehe zurück in den Schrank. Dort öffne ich den Nachruf auf Sólrún Bjarkadóttir im Archiv des
Morgenboten
und suche nach den Namen ihrer Eltern. Sólrún war aus Reykjavík, ich schlage die Namen im Telefonverzeichnis der Hauptstadt nach. Dann spreche ich mit Ásbjörg unter vier Augen.
     
    Gunnar Njálssons Haus ist mit Óskars Wegbeschreibung leicht zu finden. Es ist das östlichste Haus im Ort und steht abgeschieden auf einer schlecht eingezäunten, ausgedörrten Wiese. Die Betonschäden an den weißgestrichenen, eingerissenen Wänden sehen aus wie Wunden. Über das ganze Grundstück verstreut liegen verrostete Teile alter Maschinen, Radkappen und löchrige Tonnen. Vor dem Haus glitzert ein silberner Mercedes-Schlitten in Gedenken an den neuen Aufschwung. Ich parke meine Schrottkarre daneben, in Gedenken an die Vergänglichkeit dieser Welt.
    Ich gehe zu dem zweistöckigen Haus, dessen Keller unbewohnt aussieht und wohl als Abstellkammer benutzt wird. Die Stufen vor der Haustür sind von Wind und Wetter zersetzt – heute liegt jedoch Frühling in der Luft.
    Anstelle einer Türklingel hängen ein paar Stromkabel nutzlos aus einem Loch in der Steinwand. Ich klopfe an die Tür.
    Den jungen Mann, der öffnet, habe ich schon einmal gesehen. Er saß mit Agnar Hansen am Tisch, als ich zum ersten Mal das Reyðin betrat, und stand auf, als ich Agnar ansprach. Er war auch bei der Stadtversammlung an der Hotelbar. Wenn ich ihn nicht zweimal kurz hintereinander gesehen

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