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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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klopfe.
    Karólína öffnet die Tür einen Spalt. »Ásbjörn Grímsson!«, ruft sie in die Wohnung. »Hier ist der eisige Einar aus dem Eyjafjord.«
    Dann ist sie verschwunden.
    Ich höre, wie Ásbjörn sich bei Snúlli dafür entschuldigt, dass der Papa kurz wegmuss.
    »Entschuldige, wenn ich beim Abendessen störe«, sage ich, als er zur Tür geschlurft kommt.
    Er sagt nichts, knabbert nur an einem zerkauten Zahnstocher herum.
    »Die Polizei scheint heute Abend keine weiteren Informationen über den Leichenfund rausgeben zu wollen«, fahre ich fort. »Ich kann Ólafur Gísli nicht erreichen. Er ist nicht zu sprechen. Da dachte ich, du hättest vielleicht eine Idee.«
    Ásbjörn kaut weiter auf dem Zahnstocher herum.
    »Äh«, sage ich, »was meinst du?«
    »Geh runter ins Büro. Ich geb dir gleich Bescheid.«
    Man hätte mich ja auch mal hereinbitten können, denke ich auf dem Weg nach unten.
    Während ich warte, blase ich Rauchwolken durch das offene Fenster auf den Hausgiebel gegenüber.
    Dann klingelt das Telefon.
    »Warte noch einen Moment«, sagt Ásbjörn. »Er ruft dich in ein paar Minuten an.«
    »Großartig!«, sage ich. »Vielen Dank.«
    »Er meinte allerdings, er hätte dich am Samstag auf dem Schrottplatz ganz schön vorlaut gefunden.«
    »Vorlaut? Ich hab nur Fragen gestellt, die auf der Hand lagen. Er kann ja nun wirklich nicht erwarten, dass ich meinen Job nicht mehr mache, nur weil du ein gutes Wort für mich eingelegt hast. Oder was meinst du?«
    »Beruhig dich. Dann hat er noch gesagt, es wäre wohl am besten, wenn du in der Öffentlichkeit so streitsüchtig wie möglich wärst. Und er ebenfalls. Das würde es seinen Kollegen und anderen Journalisten erschweren, den Informationskanal aufzudecken. Falls es einen geben wird.«
    »Goldrichtig.«
    »Aber alles muss über mich laufen. Absolut vertraulich.«
    »Gebongt.«
    Gleichzeitig denke ich, dass unser ehemaliger Ressortleiter dadurch ein bisschen Bestätigung bekommt und den Aufstand proben kann.
    Das gönne ich ihm, wenn ich selbst dabei an die Infos komme.
    »Hör mal, Ásbjörn«, werfe ich ein, bevor er das Gespräch beendet. »Fällt mir gerade so ein. Bekommst du immer noch diese geheimnisvollen Anrufe?«
    »Nee«, antwortet er. »Komischerweise haben sie aufgehört, nachdem ich dir von ihnen erzählt hatte.«
    »Gut«, sage ich. »Dann haben meine Anweisungen Früchte getragen.«
    Ich sehe sein erstauntes Gesicht vor mir. »Welche Anweisungen?«
    »Sag mir einfach Bescheid, falls die Telefonanrufe wieder anfangen sollten.«
    »Was für verdammte Anweisungen?«
    »Das ist leider absolut vertraulich. Das muss alles über mich laufen.«
    Dann lege ich auf und grinse dümmlich vor mich hin.
     
    Nach einer halben Stunde Wartezeit und wiederholtem Fauchen des Ressortleiterkaters in Reykjavík, ich würde die Deadline nicht einhalten, erhalte ich über einen unbekannten Informationskanal vertrauliche Neuigkeiten.
    Darauf aufbauend schreibe ich eine Meldung mit dem folgenden Wortlaut:
    TOTER AUF DEM SCHROTTPLATZ VON AKUREYRI WURDE ALS SKARPHÉ Ð INN VALGAR Ð SSON IDENTIFIZIERT
    Die Leiche, die am vergangenen Samstag frühmorgens in Krossanes bei Akureyri auf dem Gelände der Alteisenannahme und -verarbeitung gefunden wurde, ist Skarphéðinn Valgarðsson, 19-jähriger Schüler am Gymnasium Akureyri.
    Skarphéðinn wurde seit der Nacht auf Gründonnerstag nicht mehr gesehen. Am Abend des Gründonnerstags sollte die Premiere des Schultheatervereins von »Loftur, der Magier« mit Skarphéðinn in der Hauptrolle in Hólar stattfinden.
    Eine breitangelegte Suchaktion unter der Leitung der Polizei Akureyri begann am Donnerstagmittag und wurde fast 48 Stunden später erfolgreich beendet.
    Das Abendblatt verfügt über Exklusivinformationen, denen zufolge die vorläufigen Ermittlungsergebnisse zutage brachten, dass Skarphéðinn gewaltsam ums Leben kam.
    Er starb allerdings nicht an dem Ort, an dem seine Leiche gefunden wurde. Die näheren Umstände sind zum jetzigen Stand …
    Vorsichtshalber lösche ich die letzten Worte wieder und schreibe stattdessen:
    Die näheren Umstände waren bei Drucklegung noch unklar.

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11
    Dienstag
    W as geschah am Karfreitag?
    Jóa und ich stehen bibbernd im Sturm auf dem Rathausplatz und versuchen, einen Tag später als üblich, aus den wenigen Fußgängern Antworten auf die Frage des Tages herauszuquetschen. Der Himmel über der Stadt ist verhangen, die Berge sind grau und fahl, und das Wasser im Fjord ist

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