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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Anteil von den 80 000 ist weg.“
    Scheffel kraulte seinen Drei-Tage-Bart
wie das Fell einer Katze.
    „Und? Wer war’s?“
    „Keine Ahnung. Armin Flönke war’s
jedenfalls nicht — falls Sie das im Hinter- oder Vorderkopf denken. Doch keine
Sorge! Wir finden den Typ. Dann nehmen wir ihn in die Mangel, daß er sich wie
das Ende der Menschheit fühlt. Nur hilft mir das im Moment wenig. Mein Problem
ist der Geldmangel.“
    „Ein Übel, das man häufig antrifft“,
nickte Scheffel.
    Er hat richtige Nackt-Augen, dachte
Detl. Ohne Wimpern, ohne Brauen.
    „Im übrigen, Detl: Ich war’s auch nicht
— falls du das in deinem Hinter- oder Vorderkopf denkst.“
    Detl zeigte den Anflug eines Lächelns. „Sie
stehen nicht im Verdacht. Armin legt die Hand für Sie ins Feuer. Sie... äh...
verleihen Geld, nicht wahr?“
    „Kommst du deswegen?“ Sein
Ballon-Schädel hob sich aus den Schultern. Die Nackt-Augen glitzerten. „Als
Geldverleiher achtet man auf Sicherheiten. Nun ja, du bist Detlef Drüstmann.
Das weiß ich von Armin Flönke. Dein Onkel ist Eduard Preff. Das Schicksal
deiner Eltern kenne ich aus der Zeitung. Sobald du volljährig bist, hast du
Knete satt — nicht wahr?“
    „Fünf Millionen erbe ich — in 251 Tagen.
Und einen nagelneuen Ferrari. Ist ja Klasse, daß Sie alles über mich wissen.
Das heißt: nicht alles! Oder hat Armin erzählt, wie ich mit meinem Onkel stehe?
Nämlich so!“
    Er kreuzte die Zeigefinger.
    „Keine Liebe?“ Scheffel grinste.
    „Er liebt mich wie den Gicht-Anfall,
den er im vorigen Jahr hatte. Da hat Edu Preff gejault. Am liebsten hätte ich
das auf Band aufgenommen. Doch so ein Gerät besitze ich nicht. Er hält mich
knapp, der Alte. Er meint, das gehöre zur Erziehung. Aber er selbst haut die
Moneten raus wie ein Waffenschieber mit Millionen-Provision (Vermittlungsgebühr ).“
    Scheffel stülpte sein Karpfenmaul vor. „Wieviel
brauchst du? Zurückzahlen willst du’s vermutlich in 252 Tagen?“
    Detl grinste und stützte sich mit dem
linken Ellbogen auf eine viktorianische Kredenz von 1860, ein schwarz-gebeiztes
Nußbaum-Möbelstück mit Porzellan-Plaketten und verglasten Türen.
    „Vorsicht!“ warnte Scheffel. „Das
Schränkchen kostet 9000 Mark.“
    Detl zog den Ellbogen zurück und nahm
Parade-Haltung an. „Ich habe mir das anders gedacht. Mein Onkel soll mal den
Geldbeutel aufmachen. Ich will wissen, ob Preff mich hängen läßt oder einen
ganz kleinen Rest von Familiensinn hat. Ist ein Test. Wenn Preff ihn nicht
besteht, gibt das Aufschluß. Dann weiß ich, daß auch das Schlitzauge in Preffs
Auftrag... Aber das gehört nicht hierher.“
    „Worum geht’s denn nun?“
    „Sie borgen mir 60 000, Scheffel. Ich
schreibe Ihnen einen Schuldschein über 70 000 aus. Sie haben mir das Geld
vorgestreckt, weil ich wegen irgendwas in der Klemme sitze. Ich behaupte
einfach, ich hätte mich mit Zockern (Spielern, betrügerischen
Glücksspielern) eingelassen.“
    „Soll ich deinem Onkel den Schuldschein
vorzeigen?“
    „Klar. Und ich hoffe, er zahlt.“
    „Wann soll das laufen?“
    „Wenn es Ihnen paßt — sofort.“
    „Und du?“
    „Ich warte hier. Dann höre ich ja, was
los ist. Sie wissen nicht, wo ich mich aufhalte. Er soll sich ein bißchen Gedanken
machen, der Alte.“
    „Und wenn er mich rauswirft?“
    „Sie riskieren doch nichts. In 251
Tagen bin ich reich.“
    „Er wird mich fragen, warum du dich
nicht an ihn wendest.“
    „Damit er mich zur Schnecke macht?
Manchmal kriegt er Wutanfälle, daß die Bude wackelt. Nein, danke! Mein
Vertrauen zu Ihnen, Scheffel, ist größer. Das können Sie ihm sagen. Sie haben
mir geholfen. Aber nun fürchten Sie um Ihr Geld. Deshalb stehen Sie bei ihm auf
der Matte.“
    Scheffel dachte nach. Dabei schloß er
die Augen. Es wirkte, als verhänge er die Fenster, damit niemand zu ihm
hineinsah. Die Zungenspitze fuhr über Ober- und Unterlippe. Dann hatte er sich
entschieden.
    „Gut, Detl. Schreib den Schuldschein
aus. Aber hier im Laden kannst du nicht warten. Hinten, auf dem Hof, habe ich
einen Schuppen. In dem stehen ein paar Sessel. Mach’s dir bequem dort. Oder?“
    Wenig später schloß Scheffel sein
Geschäft ab — hinten und vorn. Er stieg in seinen Mercedes, zog sich den Hut in
die Stirn und fuhr zur Fichtlingsröder Allee.
    Er parkte nahe der Einfahrt, ging durch
den Park zur Villa und zog Detls Schuldschein aus der Brusttasche. Verschiedene
Gedanken lagerten in Scheffels Gehirn. Er wußte, daß mehr für ihn drin war

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