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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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träumen gewagt, dass es tatsächlich dazu kommen
würde. Plötzlich sind mir der Kampflärm da draußen und die Hubschrauber und Explosionen nicht mehr wichtig. Alles, was mir geblieben ist, befindet sich in diesem Lastwagen. Ich nehme den Rucksack von der Schulter und öffne ihn. Ich hole Ellis’ Puppe heraus; Lizzie nimmt sie mir ab und drückt sie an sich, Tränen laufen ihr übers Gesicht.
    »Du warst noch mal da?«
    »Ich habe dich gesucht«, sage ich zu ihr.
    Lizzie streicht Ellis das verfilzte, ungekämmte Haar aus den Augen und zeigt ihr die Puppe. Sie schreckt vor der Berührung ihrer Mutter zurück und will sich verzweifelt verkriechen. Lizzie wirkt ungerührt. Vermutlich hat sie sich längst daran gewöhnt. »Es wäre für alle einfacher gewesen, wenn sie gleich bei dir geblieben wäre«, gibt sie zu, »aber woher sollte ich das wissen, nach dem, was du getan hast?«
    »Ich weiß.«
    »Mir wurde erst ein paar Tage, nachdem du fort warst, endgültig klar, dass sie wie du ist. Ich habe das nicht gedacht, hielt es nicht einmal für möglich. Eben noch saß sie mit ihren Brüdern da, und im nächsten Augenblick … ich habe das Zimmer keine fünf Minuten verlassen. Als ich zurückkam, sah ich sie mit Edward …«
    Sie schluchzt; Tränen fallen auf Ellis hinab, die sich windet und zappelt, als wären es Tropfen ätzender Säure.
    »Warum musste das passieren, Danny?«, fragt sie mich. Sie weiß, dass ich ihr darauf keine befriedigende Antwort geben kann.
    »Es geschah nicht wegen etwas, das du getan oder nicht getan hast. Niemand von uns konnte es kontrollieren oder vorhersehen …«

    Sie lächelt und wischt sich die Augen ab. »Weißt du noch, dass wir immer dachten, wie schwer wir es hätten? Wie wir uns immer über die Kinder geärgert haben?«
    »Wie könnte ich das vergessen?«
    »Du hast deinen Job gehasst, ich ertrug es nicht, mit den Kindern allein zu sein, Dad hatte es satt, ständig für uns einzuspringen …«
    »Ich weiß. Ich erinnere mich.«
    »Heute würde ich alles geben, um das wiederzuhaben.«
    Sie hat recht. Trotz allem – wie wir hier sitzen, während Ellis zwischen uns liegt – weiß ein Teil von mir, dass sie recht hat.
    »Ich wünschte, wir könnten wieder dort sein«, fährt sie fort und legt Ellis eine Hand auf die Schulter. Ellis zuckt zusammen und versucht sich wegzurollen. »Du, ich, Ellis und die Jungs in der Küche unserer beschissenen kleinen Wohnung, wo wir uns über das Fernsehprogramm streiten oder darüber, wer wessen Süßigkeiten aufgegessen hat …«
    »Ich auch«, sage ich leise und überrasche mich selbst mit diesem Eingeständnis. Eine weitere Explosion ertönt außerhalb der Werkstatt, gefolgt vom Geräusch von Trümmern und Staub, die auf das Dach des Lastwagens regnen. Dieser Laster ist wie ein Kokon, der uns vorübergehend vom Chaos im Rest der Welt abschirmt, aber ich höre, dass die Kampfhandlungen da draußen zunehmen.
    »Wir können hier nicht bleiben«, sage ich zu ihr. »Es ist nicht sicher.«
    »Ich weiß.«
    »Ich muss los. Ich muss sie mitnehmen und verschwinden.«
    Lizzie nickt und wischt sich wieder die Augen. Sie
blickt lächelnd auf Ellis hinab, dann geht sie neben ihr in die Hocke und greift nach dem Messer, das sie bei sich hat. Einen Sekundenbruchteil denke ich, Lizzie will ihr etwas antun, doch ich sehe ihr ins Gesicht und weiß, dass das nicht ihre Absicht ist. Sie kann es nicht. Sie entfernt die Wäscheleine, die um Ellis’ Beine gewickelt ist, dann setzt sie das Messer an der Plastikschnur zwischen den bloßen Knöcheln an, zieht es nach oben und trennt die engen Fesseln durch. Ellis reagiert auf der Stelle und tritt mit unglaublicher, zügelloser Wut nach Lizzie.
    »Halt sie fest, Danny.«
    Ich hebe Ellis hoch, die immer noch um sich tritt, und lege ihr die Arme um die Brust, während Lizzie Vorhängeschloss und Ketten entfernt, mit denen sie auf dem Boden des Lastwagens festgebunden war. Ihre Wildheit und Kraft sind bemerkenswert; ich muss mich anstrengen, um sie festzuhalten. Lizzie entfernt Ellis’ Knebel, worauf das Mädchen sofort vorwärtsschnappt und versucht, ihrer Mutter ins Gesicht zu beißen. Lizzie duckt sich weg, dann nähert sie sich mit dem Messer den Fesseln an Ellis’ Handgelenken.
    »Du solltest gehen«, rate ich ihr. »Geh zurück zu Mark und den anderen.«
    Sie schüttelt den Kopf und schneidet. »Lass sie los, Danny. Ich möchte sie nur in den Arm nehmen.«
    Ich lockere den Griff. Die Plastikleine reißt, Ellis wirft

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