Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
wollte einfach nicht hören. Er setzte ihnen immer weiter zu …«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Was glaubst du wohl? Der Wichser hatte keine Chance.
Die haben ihn derart mit Kugeln vollgepumpt, ich dachte schon, er … Was ist denn los?«
    Mark nickte zum Zelteingang. Philipps verstummte und drehte sich um. Hinter ihm standen zwei ältere Leute, die, sah man über ihr ausgemergeltes Äußeres und die gequälten, leeren Augen hinweg, gerade ihr Haus verlassen haben könnten, um einkaufen zu gehen. Die überraschend teure, wenn auch verschmutzte und vom Regen durchnässte Kleidung schien ihnen mehrere Nummern zu groß zu sein. Phillips sprang vom Schreibtisch, trat mit den Füßen in eine Schlammpfütze, ergriff einen Stuhl und stellte ihn neben den, der bereits gegenüber von Mark stand.
    »Ich lass dich deine Arbeit machen«, sagte er. »Man sieht sich.« Damit verschwand er.
    Mark bedeutete den beiden Neuankömmlingen, dass sie sich setzen sollten. Er hasste diese Arbeit. Sie war schwer. Verdammt schwer. Zu schwer. Er sah zu, wie der Mann seiner Frau beim Hinsetzen half und dabei selbst um ein Haar im Schlamm ausrutschte; dann nahm er neben ihr Platz. Mein Gott, nach allem was sie vermutlich durchgemacht haben, spielte er immer noch den verdammten Gentleman. Vermutlich kümmerte er sich schon so lange um seine Frau, dass er gar nicht mehr anders konnte. Bei ihr war es zweifellos genauso gewesen; sie hatte die Löcher in seiner Kleidung gestopft und darauf geachtet, dass er genügend aß, während beide sich bemühten, in einer Welt, die vor die Hunde ging, überhaupt etwas Essbares zu finden. Das Paar rückte dicht zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen, während Regenwasser aus ihrer Kleidung rann und von ihren Nasenspitzen tropfte. Die Frau wurde so sehr von Schluchzen geschüttelt, dass ihre Schultern bebten. Ihr Mann konnte ihr weder helfen, noch sie trösten. Natürlich versuchte er es, aber sie hörte
einfach nicht auf. Er wandte sich ab, sah Mark an und flehte ohne ein Wort zu sagen, mit Tränen in den Augen und offenem Mund, um Hilfe.
    »Okay, wie heißen …?«, begann er, verstummte jedoch, als ein Düsenjäger im Tiefflug über das Lager hinwegflog, als wäre er nur wenige Meter über dem Zelt. Im unerträglichen Lärm und dem Luftzug flatterte das ganze Zelt; die Frau wimmerte und kniff die Augen zu. Ihr Mann ergriff ihre Hand und hielt sie fest. Mark wartete ein paar Sekunden, bis der Düsenjet in der Ferne verschwunden war, dann versuchte er es erneut.
    »Wie heißen Sie?«
    Nichts.
    »Haben Sie Ausweispapiere bei sich?«
    Nichts.
    »Besitzen Sie Scheckkarten, Briefe … irgendetwas mit Ihren Namen oder einer Adresse …?«
    Nichts. Mark seufzte, stützte den Kopf auf die Hände und machte sich nicht die Mühe, seine Frustration und Erschöpfung zu verbergen. Er blickte wieder auf, griff über den Schreibtisch und schüttelte den alten Mann behutsam am rechten Arm. Der Mann reagierte auf die Berührung und schüttelte kaum merklich den Kopf, als wäre er gerade eben aus einer Trance erwacht.
    »Können Sie mir Ihren Namen sagen?«
    »Graeme Reynolds«, antwortete der Mann schließlich mit im Regen kaum hörbarer Stimme.
    »Okay, Graeme«, fuhr Mark fort, senkte den Kopf und schrieb den Namen in die erste Zeile des Formulars, das er angefertigt hatte. »Ist das Ihre Ehefrau?«
    Graeme nickte. Mark wartete.
    »Wie heißt sie?«

    Noch eine Pause; es schien fast, als müsste er die Antwort im Gedächtnis suchen.
    »Mary.«
    »Ihr Geburtsdatum?«
    Keine Antwort. Graeme sah jetzt offenbar durch Mark hindurch in die Ferne. Verdammte Zeitverschwendung, dachte Mark bei sich. Er ist nicht mehr unter uns. Was soll das alles?
    »Warten Sie hier«, befahl er ihm, obwohl er wusste, dass sie nicht weggehen würden. Er stand auf und ging durch das dunkle Zelt zu einem anderen Schreibtisch, wo er die Namen des Paars in ein Melderegister eintrug und dieselben Namen neben die nächste verfügbare Adresse in einer anderen Akte schrieb. Die Details notierte er auf einem Zettel, ging zurück und fragte sich dabei, ob jemals jemand die Akten abholen und das Zentralregister aktualisieren würde. Als er und Kate sich erstmals freiwillig gemeldet hatten, hatte ein Team, das fest entschlossen schien, die Unterlagen so akkurat wie menschenmöglich zu halten, das Register mit geradezu religiöser Inbrunst geführt. Jetzt schien das Register im selben Tempo wie alles andere vor die Hunde zu gehen, allerdings konnte man

Weitere Kostenlose Bücher